Fotobuch 2016
Surrealistische Kompositionen aus Syrien, grellbunt inszenierte Kampfszenen aus Bangladesch: Es sind keine gewöhnlichen Nachrichtenbilder, mit denen der Band „Fotos für die Pressefreiheit 2016“ die gravierenden Umbrüche des vergangenen Jahres dokumentiert. Renommierte Fotografen eröffnen mit ihrem besonderen Blick neue Perspektiven auf Brennpunkte des Nachrichtengeschehens und erzählen Ereignisse neu, die für tagesaktuelle Medien tausendfach abfotografiert, aber dadurch nicht unbedingt besser verständlich wurden.
Omar Imam aus Syrien etwa fotografiert Flüchtlinge nicht nur, er ist selbst einer. Seine aufwändig inszenierten Bilder entstanden in Zeltlagern im Libanon und zeigen statt bloßer Opfer Menschen mit ihren Träumen und Ängsten. Der international bekannte Kriegsfotograf Yannis Behrakis aus Griechenland ist heute vor allem in seiner Heimat im Einsatz, seine Bilder entkräfteter Flüchtlinge an den griechischen Küsten gingen um die Welt. Der ROG-Fotoband zeigt seine eindrucksvolle Dokumentation verzweifelter Pensionäre und arbeitsloser Griechen. Tamas Soki aus Ungarn, dessen Land im Sommer 2015 ebenfalls zehntausende Flüchtlinge durchquerten, hielt nicht deren Elend im Bild fest, sondern schildert mit kühler Präzision den Bau eines 175 Kilometer langen Grenzzauns.
Der Fotograf Jahangir Yusif aus Aserbaidschan setzt den auf Hochglanz polierten Fotos, die das Regime in Baku verbreitet, realistische Szenen entgegen und zeigt die Armut der Bevölkerung. Sarker Protick aus Bangladesch wiederum nutzt gerade die extreme Inszenierung in den Filmstudios von Dhaka, um über Gewalt, Korruption und Extremismus in seiner Heimat zu erzählen. Die Fotokünstlerin Tina Remiz hatte die immer gleichen Nachrichtenbilder satt, mit denen internationale Medien über den Konflikt in der Ukraine berichten. Sie bat Fotografen beider Seiten um Szenen aus deren Alltag und ließ ihre Bilder zu bemerkenswerten Collagen verschmelzen.
Weit weniger beachtet ist der Bürgerkrieg in Kolumbien, über den der deutsche Fotograf Jonas Wresch berichtet: In einer der am härtesten umkämpften Gegenden des Landes hat er Ureinwohner begleitet, die der Gewalt mit einer unbewaffneten Schutztruppe trotzen. Den Alltag in Albanien dokumentiert der heute in Griechenland lebende Fotograf Enri Canaj. Nach Jahren im Exil kehrte er in ein Land zurück, das ihm fremd geworden war, und schuf ein feinsinniges Porträt seiner Menschen.
Mehr als 20 Fotografinnen und Fotografen haben ihre Werke für das diesjährige Fotobuch unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Reporter ohne Grenzen finanziert sich neben Spenden und Mitgliedsbeiträgen durch den Verkauf des Fotobuchs. Der Erlös fließt vollständig in Pressearbeit, Anwaltskosten und medizinische Hilfe für verfolgte Journalisten. 2010 wurde der Bildband mit dem kress Award für den besten Relaunch ausgezeichnet sowie 2014 und 2015 beim Deutschen Fotobuchpreis mit dem Prädikat "Nominiert".
Reporter ohne Grenzen (Hrsg.):
Fotos für die Pressefreiheit 2016
104 Seiten • Softcover • 4-farbig • Format 21x28 cm • Schweizer Bindung
ISBN 978-3-937683-61-4
14 Euro inkl. Versand
Pressebilder für die Berichterstattung zum Fotobuch 2016 können Sie hier herunterladen.
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