Iran
18.03.2009
Teheran: Blogger stirbt in Gefängnis
Reporter ohne Grenzen (ROG) ist schockiert über den Tod des Bloggers Omidreza Mirsayafi am 18. März. Der Internetdissident war seit dem 7.Februar in einem Teheraner Gefängnis inhaftiert. Nach einer Anhörung vor dem Revolutionären Gericht in Teheran stand Mirsayafi unter Arrest, wo er bis zuletzt auf eine Entscheidung des Gerichts wartete.
Mirsayafi beschrieb sich nach seiner Verhaftung gegenüber ROG als "kulturellen, nicht politischen Blogger". Die meisten seiner Artikel befassten sich mit traditioneller persischer Musik und Kultur, nur sehr wenige hatten laut Mirsayafi satirischen Inhalt. Sein Blog „Rooznegaar“ ist mittlerweile gesperrt.
Die Information über Mirsayafis Tod erhielt sein Anwalt, Mohamed Ali Dadkhah,von einem Mithäftling des Bloggers, dem Arzt Hesem Firozi. Laut Firozi war der Blogger depressiv und konnte die Atmosphäre des Gefängnis nur schwer verkraften. "Der Tod des jungen Bloggers ist eindeutig auf fehlende Hilfeleistung zurückzuführen", so der Arzt.
"Wir machen die iranischen Behörden alleinig verantwortlich für den Tod von Omidreza Mirsayafi. Er wurde ungerechtfertigt eingesperrt und zugleich wurde ihm die notwendige medizinische Hilfe verweigert", so der Anwalt.
"Sein Tod ist eine traurige Erinnerung daran, dass das iranische Regime eines der weltweit skrupellosesten ist gegenüber Journalisten und Bloggern", so ROG. Die Organisation fordert die Einrichtung einer unabhängigen Kommission zur Untersuchung der genauen Todesumstände von Mirsayafi.
Omidreza Mirsayafi wurde zum ersten Mal am 22.April 2008 verhaftet. Nach 41 Tagen ließ man ihn gegen eine Kaution von 100 Millionen Tomans (72.000 Euro) frei. Am 2. November wurde er nach Artikel 500 und 514 verurteilt, nach denen jeder, der den Gründer der islamischen Republik Iran, Ruhollah Musavi Khomeini, oder die staatlichen Führer, beleidigt, mit sechs Monaten bis zwei Jahren Gefängnis bestraft werden kann (Artikel 514), bzw. für staatsfeindliche Propaganda mit drei Monaten bis zu einem Jahr Gefängnis (Art. 500).
Weitere Informationen:
Anja Viohl, Reporter ohne Grenzen
Tel.: 030 615 85 85
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