Iran
19.06.2009
Weitere Festnahmen von Journalisten / ROG protestiert gegen Repressionen
Nach Informationen von Reporter ohne Grenzen (ROG) hat sich die Zahl der festgenommenen iranischen Journalistinnen und Journalisten weiter erhöht: Seit dem 14. Juni sind mindestens 17 einheimische Journalisten festgenommen worden.
Zu den bis gestern von ROG gemeldeten zwölf Fällen sind weitere fünf hinzugekommen: So wurden in der Stadt Buschehr im Süden des Landes am 16. Juni vier und in der Raschat im Norden am 15. Juni mindestens ein Medienmitarbeiter festgenommen.
Gegen die zunehmenden Repressionen haben gestern Journalistinnen und Journalisten vor der iranischen Botschaft in Paris demonstriert: Die Pressevertreter und ROG-Aktivisten forderten ein Ende der Übergriffe gegen Journalisten sowie der Zensur in der islamischen Republik. Sie appellierten außerdem an die iranischen Behörden, ausländischen Journalisten Visa auszustellen, damit sie über die Ereignisse im Iran frei berichten können.
„Die Behörden wollen unliebsame Zeugen der derzeitigen Ereignisse loswerden. Die meisten Korrespondenten mussten schon ausreisen. Doch wenn keine ausländischen Beobachterinnen und Beobachter mehr vor Ort sind und einheimische Journalistinnen und Journalisten weiterhin verfolgt werden, öffnet das die Tür für jede Form von Missbrauch“, kritisiert ROG.
Bei dem Protest hielten die Journalisten ihren Presseausweis sowie Plakate mit der Aufschrift „Where is my press freedom?“ hoch. Einer der Protestteilnehmer sagte: „Die Journalisten, die noch im Iran sind, um über die Präsidentschaftswahl zu berichten, können nicht mehr frei arbeiten. Wir sind nicht im Iran, um die Ergebnisse der Wahl anzufechten, sondern um zu beobachten und zu berichten.“
Weitere Fälle von Zensur wurden dokumentiert: Gestern haben die Herausgeber der drei Tageszeitungen Aftab yazd, Hayat no und Khabar die Veröffentlichung ihrer letzten Ausgabe verschoben, nachdem Behördenvertreter versucht hatten, inhaltliche Änderungen von Artikeln zu erwirken. In einer der Zeitungen sollten Kommentare eines oppositionellen Präsidentschaftskandidaten abgedruckt werden.
Am 16. Juni ordnete das Ministerium für Kultur und islamische Führung an, dass ausländische Nachrichtenmedien keine Demonstrationen besuchen und über sie berichten dürfen, „die ohne Genehmigung des Innenministeriums organisiert wurden“. Viele ausländische Journalisten konnten daraufhin nur noch von ihren Büros oder Hotels aus arbeiten. Zahlreiche Reporter und TV-Teams mussten mittlerweile das Land verlassen, darunter deutsche, spanische, belgische und niederländische Journalistinnen und Journalisten.
Die Behörden haben gestern zudem Nachrichtenagenturen davor gewarnt, ausländischen Medien Bilder der Demonstrationen zu liefern. Insbesondere der Bildversand an den US-amerikanischen Sender Voice of America (VOA) sowie an die BBC solle unterbunden werden, berichtete ein Agenturmitarbeiter gegenüber ROG.
In den vergangenen Tagen haben Behördenvertreter westliche Medien beschuldigt, „Sprachrohr der Aufrührer“ zu sein. In einer Pressemitteilung von Mittwoch bezeichnete das iranische Außenministerium ausländische Medien als „Feinde“ und warnte sie, dass sie bald „schachmatt“ gesetzt werden würden.
Eine Liste (in englischer Sprache) der festgenommen iranischen Journalisten finden Sie hier.
Weitere Informationen:
Anja Viohl
Tel.: 030 615 85 85
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