Jemen
09.02.2012
Medienmacher mit dem Tod bedroht
Reporter ohne Grenzen (ROG) verurteilt den zunehmenden Druck auf Journalisten vor den Präsidentenwahlen im Jemen am 21. Februar. Zeitungen wurden angegriffen, gegen vier Journalisten und Blogger wurde eine Fatwa ausgesprochen. Das religiöse Urteil fordert den Tod der Journalisten und die Schließung der Zeitungen, die ihre Artikel veröffentlichten. „Damit sollen Medienmacher zum Schweigen gebracht werden, die den Verlauf der Revolution kritisieren“, so ROG.
Betroffen sind der Satiriker Mohssein Aejd, der Internetaktivist Sami Schamssan, die Journalistin und Schriftstellerin Baschra al Moktari sowie Fakri Kassam, der in der südjemenitischen Stadt Tais eine unabhängige Zeitung herausgibt. Alle vier hatten sich gegen das Abkommen des Golf-Kooperationsrates vom 23. November 2011 ausgesprochen, das Präsident Ali Abdullah Saleh und seiner Familie im Gegenzug für den Machtverzicht Immunität zusichert.
Als Auslöser für die Fatwa gilt ein Artikel, den Baschra al Moktari am 11. Januar auf der Internetseite Al Tagheer Net veröffentlichte. Al Moktari beschreibt darin die Frustration und Enttäuschung des Volkes und fordert ihre Mitbürger auf, wieder auf die Straßen zu gehen und weiter für ihre Freiheit zu kämpfen. Bei religiösen Führern und Mitgliedern der islamistischen Partei Al Islah sorgte der Text für Empörung.
Anhänger des gestürzten Präsidenten Saleh bedrohten in den vergangenen Tagen immer wieder Zeitungen. Am 2. Februar stürmten bewaffnete Demonstranten die Redaktion der Zeitung Al Thaura in der Hauptstadt Sanaa. Sie protestierten dagegen, dass die Zeitung das Foto von Saleh von ihrer Titelseite entfernt hatte. Die Demonstranten bezeichneten Herausgeber Jassin al Masrudi als Verräter und hinderten Mitarbeiter der Zeitung daran, das Gebäude zu betreten.
Am 3. Februar stürmten bewaffnete Anhänger von Saleh die Büros der Zeitung Al Jomhurjah in Sanaa. Einen Tag später belagerten sie das Redaktionsgebäude von Al Jomhurjah in der südjemenitschen Stadt Tais. Sicherheitskräfte beobachteten die Situation, griffen aber nicht ein.
Weitere Informationen in englischer Sprache finden Sie hier.
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