Nordkorea
22.10.2004
Nordkorea: Journalismus im Dienste einer totalitären Diktatur
Auf dem weltweiten Index zur Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen blieb Nordkorea in den letzten drei Jahren stets das Schlusslicht. Doch nun sprechen einige Beobachter von einem vorsichtigen Öffnen des Landes - trotz Pjönjangs starrer Haltung in Sachen Nuklearwaffenprogramm. Einige internationale Nachrichtenmedien reden sogar von einem „Pjönjanger Frühling“. Was bedeutet das alles für die Pressefreiheit?
Reporter ohne Grenzen im Laufe der Untersuchungen in Südkorea Informationen von im Exil lebenden nordkoreanischen Journalisten, südkoreanischen und internationalen Experten gesammelt. Diese zeigen, dass sich für die Nachrichtenmedien nicht viel geändert hat. Nach wie vor werden sie von der Einheitspartei, und, so vermuten einige, von Kim Jong-il höchstpersönlich, kontrolliert. Zwar kann man das Wort „Reform“ nun gelegentlich in einigen Medien finden, aber die Bevölkerung erhält nach wie vor nur die uniforme Parteipropaganda.
Arbeiten dürfen die Journalisten nur im Rahmen eines „permanenten Informationsplans". In diesem Plan werden ihnen ihre Reportagekriterien vorgegeben: Die erste Priorität ist es immer, über die Größe und Erhabenheit von Kim-Il-sung und seinem Sohn Kim Jong-il zu berichten. Andere Themen, die laut Plan in den Medien nicht fehlen dürfen, sind die Überlegenheit des nordkoreanischen Sozialismus, die Verurteilung der imperialistischen und bürgerlichen Korruption und die Kritik an den Invasionsgelüsten der Imperialisten und Japaner.
Der ROG-Bericht mit demTitel „Journalismus im Dienste einer totalitären Diktatur" deckt auch die Umerziehungspolitik der Partei an Journalisten auf, die „journalistische Irrungen" begangen haben. Wenigstens 40 Journalisten wurden so „revolutioniert" für Vergehen, so trivial wie das falsche Buchstabieren des Namens eines hohen Funktionärs. Andere Medienvertreter, wie zum Beispiel der Fernsehjournalist Song Keum, wurden gleich in eines der Konzentrationslager des Landes geschickt, in denen zur Zeit 200.000 Nordkoreaner gefangen gehalten werden. Keum verschwand 1996, nachdem er offizielle Versionen historischer Ereignisse in Frage gestellt hatte.
Die einzigen unabhängigen Nachrichtenquellen, die in Nordkorea erreichen, sind ausländische Radiosender, die in koreanischer Sprache senden. Allerdings hat die Regierung Radio- und Fernsehfrequenzen so manipuliert, dass nur eine Frequenz empfangen werden kann. Wer dennoch versucht, ausländische Sender zu hören, dem droht die Verhaftung. Ende 2003 starte die Partei eine Kampagne, die Radios zu „den neuen Feinde des Regimes" erklärte und die Kontrolle aller Radiogeräte zum Ziel hatte.
Reporter ohne Grenzen fordert die internationale Gemeinschaft auf, sich zusammen für das Recht der Nordkoreaner auf vielfältige Nachrichten und Informationen einzusetzen.
Den gesamten Bericht lesen (pdf, in Englisch).
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