Russland
15.12.2009
Polizist für Mord an Magomed Jewlojew verurteilt
Ein Gericht in der Stadt Karabulak in der südrussischen Republik Inguschetien hat am 11. Dezember einen Polizisten wegen des Mordes an Magomed Jewlojew (Foto), dem Betreiber der unabhängigen Internet-Seite ingushetia.ru, zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.
Das Gericht befand den Polizisten und Mitarbeiter des Innenministeriums Ibragim Jewlojew (kein Bezug zum Ermordeten) für schuldig wegen "Mordes durch Fahrlässigkeit" nach Artikel 109 des russischen Strafgesetzes. Der Angeklagte war bei der Verhandlung nicht anwesend.
Der Journalist und bekannte inguschetische Oppositionelle, Magomed Jewlojew, wurde am 31. August 2008 nach seiner Festnahme durch Sicherheitskräfte in einem Fahrzeug des Innenministeriums mit einem Kopfschuss verletzt. Später erlag er seinen Verletzungen.
Reporter ohne Grenzen (ROG) kritisiert das Urteil: "Der Richterspruch ist nicht zufrieden stellend: Die Entscheidung beruht auf einer Anklage, mit der die lokale Polizei und auch die Regierung von jeglicher Verantwortung für den fatalen Schuss freigesprochen wird", so ROG.
„Sowohl die Umstände, die zum Tod des kritischen Journalisten führten, als auch die politische Situation in Inguschetien hätten stärker bei der Urteilsfindung miteinbezogen werden müssen. Die Möglichkeiten, dass auch andere Personen wie ehemalige höhere Beamte, eine Rolle beim Tod Jewlojew gespielt haben könnten und dass sein Tod gewollt und nicht durch einen Unfall geschehen ist, wurden zu schnell ausgeschlossen", so ROG. „Um ein unabhängiges Verfahren zu gewährleisten, hätte der Fall einem Gericht außerhalb Inguschetiens übertragen werden müssen“, kritisiert ROG.
Die Familie und Kollegen des Ermordeten hatten das Gericht aufgefordert, den Fall unter Artikel 105 des Strafgesetzes – "Mord unter Vorsatz" – zu behandeln. Dies lehnten die Richter jedoch ab. Das Gericht erkannte dennoch an, dass Jewlojew zu Unrecht festgenommen wurde. Die Familie kündigte an, gegen das Urteil Berufung einzulegen.
Jewlojew, der den früheren inguschetischen Präsidenten Murat Sjasikow offen kritisierte, war nach der Rückkehr von einer Reise nach Moskau festgenommen worden. Einige Stunden später wurde er mit einer Kopfschussverletzung und ohne Bewusstsein vor einem Krankenhaus abgesetzt. Kurze Zeit später starb er.
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