3 Fragen, 3 Antworten mit Interimsleiter Viktor Schlüter

Das Digital Security Lab

Angesichts der zunehmenden Bedrohung durch digitale Überwachung hat Reporter ohne Grenzen das Digital Security Lab (DSL) gegründet – offizieller Startschuss war im Juli 2022. Das DSL ist ein digitalforensisches Labor und richtet sich an Journalistinnen und Journalisten, die befürchten, dass ihr Telefon oder Computer digital ausgespäht wird, mit Spähsoftware infiziert ist oder dass einer ihrer Accounts übernommen wurde. Interimsleiter des DSL ist Viktor Schlüter.

Wie funktioniert eure Arbeit?

Betroffene kontaktieren uns, wenn sie digital angegriffen wurden oder es einen starken Verdachtsfall gibt. Wenn der Fall unter unser Mandat fällt, analysieren wir, was genau auf dem Gerät passiert ist. Meistens gibt es einen konkreten Zeitpunkt, der interessant ist. Wir schauen uns an, was zu genau dieser Zeit auf dem Gerät passiert ist, und ziehen daraus Rückschlüsse.

Was macht es so schwierig, Spuren von Spyware zu finden?

Das Problem an digitalen Angriffen ist, dass sie oft kaum Spuren hinterlassen. Ein durch Beschuss beschädigter Pressehelm ist kaum wegzudiskutieren, aber digitale Angriffe geschehen meist im Verborgenen. Moderne Mobiltelefone sind sehr komplexe Computer. Da gibt es theoretisch unzählige Möglichkeiten, sie anzugreifen und Spuren erfolgreicher Angriffe zu verstecken.

Was haben Medienschaffende von eurer Arbeit, außer die Gewissheit, überwacht worden zu sein?

Manchmal gelingt es uns, die Spuren von Angriffen mit bekannter Spyware in Beziehung bringen. Mit etwas Recherche und Glück lässt sich zeigen, von welchen Servern diese Spyware heruntergeladen wurde, welche Organisation diese Server betreibt und welches Unternehmen oder welcher Staat Angriffe mit der Spyware verübt haben. Es geht darum, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Lesen Sie jetzt den ganzen Jahresbericht hier.

Das Digital Security Lab wird von der Postcode Lotterie und der ZEIT-Stiftung gefördert.

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