Pakistan

Meera Jamal

Der Hölle entflohen, aber ohne viel Hoffnung

© Husain Abbas Hasan Ali

Meera Jamal, Pakistan

Als ich vor sechs Jahren nach Deutschland kam, hatte ich einen Koffer voller Kleidung und einige meiner Papiere, aber keine große Hoffnung. Ich suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, hier bleiben zu können. Und ich war entschlossen, nicht in die Hölle zurückzukehren, die ich zurückgelassen hatte. Ich wandte mich an verschiedene Journalistenverbände, die mir meine deutschen Freunde empfohlen hatten. So lernte ich Reporter ohne Grenzen (ROG) kennen und sie mich.

Die damalige ROG-Geschäftsführerin Elke Schäfter empfahl mir meinen ersten Anwalt. Sie besorgte ihm alle nötigen Papiere. Für mich war sie nicht nur die Geschäftsführerin von ROG, sondern jemand, der mir die besten Möglichkeiten zugänglich machte, auf die ich in meiner Situation hätte stoßen können. Auch die beiden damaligen ROG-Mitarbeiterinnen Alexandra Tryjanowski und Ingrid Holzmayer blieben kontinuierlich in Kontakt mit mir, damit ich in Deutschland Fuß fassen konnte. Bis heute besteht meine Verbindung zu Reporter ohne Grenzen fort.

Die Chance zum Austausch mit anderen Journalisten war eine Art Katharsis

Als mir Reporter ohne Grenzen vor einigen Jahren anbot, Artikel für ihren Newsletter und die Website zu schreiben, packte ich die Möglichkeit sofort beim Schopf brachte darüber in Erfahrung, soviel ich konnte. Diese einzigartige Initiative mit der Chance, veröffentlicht zu werden und mich mit anderen Journalisten auszutauschen, war eine Art Katharsis. Zu dieser Zeit lernte ich Jens-Uwe Thomas und Ramin Schirazi kennen. Beide haben einen großartigen Sinn für Humor, der selbst die düstersten Situationen aufhellen kann. Wenn Du ein Problem hast, sind sie sofort bereit zu helfen.

Als ich Hilfe brauchte, war Reporter ohne Grenzen für mich da. Wenn es etwas mit meinem Visum oder einem Anwalt zu regeln galt oder wenn die Sprache ein Hindernis darstellte, das ich nicht überwinden konnte, bat ich sie um Hilfe. Das ist so, als wenn du jemanden hast, der dir immer zur Seite steht oder dich aus Situationen befreit, in denen dich Wut oder Hilflosigkeit lähmen.

Es ist sehr schwer, ganz neu anzufangen - das bestimmt für die meisten Journalisten, die nach Deutschland gekommen sind und ihr Leben und ihre Karriere hinter sich gelassen haben. Die Bürokratie und das Leben als „Ausländer“ ohne deutsche Sprachkenntnisse machen das Leben zur Hölle. In diesen Zeiten ist es ein Segen im Wortsinn, jemanden zu haben, der dir auf verschiedene Weisen zur Seite steht. Reporter ohne Grenzen verdanke ich auch das Visum für meinen Mann und vieles mehr.

Ich möchte der Organisation bei dieser Gelegenheit für all die Unterstützung danken, die sie mir und anderen Journalisten in meiner Lage geboten haben. Ich hoffe, dass sie auch weiterhin Journalisten in Not unterstützen. Von mir und meiner Familie möchte ich ROG die allerbesten Glückwünsche zum Geburtstag aussprechen.


Meera Jamal begann ihre Karriere 2003 in der Redaktion von Dawn, einer der ältesten und meistgelesenen englischsprachigen Zeitungen Pakistans. In Karachi beteiligte sie sich an verschiedenen Medienkampagnen für Menschenrechte. 2008 kürte sie das US State Department zu einer der weiblichen Top Ten Journalistinnen in Pakistan, woraufhin sie in die USA geschickt wurde, um von dort über die Vorwahlen zu berichten. 2011 gewann sie den Filippas Engel Preis für ihre Arbeit in Pakistan. Aufgrund von Drohungen in ihrer Heimat musste sie 2008 Pakistan verlassen und lebt seitdem in Deutschland. Sie arbeitet mit Journalisten helfen Journalisten und den Neuen Medienmachern zusammen und ist Redakteurin des von Reporter ohne Grenzen betreuten Blogs Journalists in Exile.

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