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Media Ownership Monitor Peru

In Peru ist die Konzentration von Besitz und Einnahmen in der Medienbranche so hoch, dass von ihr eine Gefahr für die Pressefreiheit ausgeht. Auch die Auflagenzahlen der Printmedien und die Reichweiten der digitalen Medien in dem südamerikanischen Land sind außerordentlich stark konzentriert. Das zeigen die Ergebnisse dreimonatiger Recherchen im Rahmen des weltweiten Projekts Media Ownership Monitor, die Reporter ohne Grenzen in Lima zusammen mit der peruanischen Partnerorganisation OjoPúblico vorgestellt hat.

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 125 von 180

Bedrohlich starke Medienkonzentration

Die detaillierten Ergebnisse sind ab sofort auf Spanisch und Englisch auf der Projektwebseite abrufbar.

In Peru hat der MOM neben einem hohen Grad der Medienbesitzkonzentration auch einen Mangel an staatlicher Regulierung offengelegt und die herausragende Stellung der El-Comercio-Gruppe bestätigt.

El Comercio nimmt eine beispiellos dominierende Position im Medienmarkt ein, hinter der die zweit- und drittgrößten Mediengruppen ATV und Latina weit zurückfallen“, sagte der Geschäftsführer von OjoPúblico, Óscar Castilla. „El Comercio dominiert die Auflagen der landesweiten Zeitungen, hat erheblichen Einfluss bei den digitalen Medien, eine große Reichweite beim Fernsehen und einen beträchtlichen Anteil an den Werbeeinnahmen der Branche insgesamt.“

ROG-Geschäftsführer Christian Mihr ergänzte: „Obwohl in Peru keine unmittelbare politische Kontrolle über die Medien erkennbar ist, bedeutet das Regulierungsvakuum eine Gefahr für den Medienpluralismus.“

Starke Konzentration in mehreren Mediengattungen

Im Rahmen der MOM-Recherchen wurden 40 der reichweitenstärksten Medien Perus untersucht – jeweils die zehn führenden Fernseh- und Radiosender, Zeitungen und Online-Nachrichtenportale. 16 dieser 40 Medien gehören der Gruppe El Comercio, die schätzungsweise 80 Prozent der Gesamt-Zeitungsauflage und 78 Prozent der Leser auf sich konzentriert. Bei den Onlinemedien bringt sie es auf geschätzte 65 Prozent der Reichweite der untersuchten Nachrichtenportale.

El Comercio kann auch 57 Prozent der Gesamteinnahmen der neun wichtigsten Mediengruppen für sich verbuchen. Die drei größten davon – El Comercio, ATV und Latina – machen drei Viertel (77 Prozent) der Gesamteinnahmen unter sich aus.

Auch bei Fernsehen, Radio und Onlinemedien ergaben die MOM-Recherchen eine hohe Marktkonzentration. Beim öffentlichen Fernsehen entfällt ein großer Teil des Publikums auf die Sender der drei größten Konzerne: América Televisión, Latina und Andina de Televisión (ATV). Dies ist umso mehr besorgniserregend für den Medienpluralismus, als jeweils zwei der vier großen Sender – América und ATV auf der einen und Latina und Panamericana auf der anderen Seite – gemeinsam auf dem Werbemarkt auftreten. Nach den Zahlen des Marktforschungsunternehmens Kantar Ibope Media für das Jahr 2015 vereinen diese vier Sender insgesamt 57 Prozent des Fernsehpublikums auf sich.

Ein ähnliches Bild ergibt sich auf dem Radiomarkt. Dort sind die zehn wichtigsten Sender in der Hand von vier Mediengruppen: Grupo RPP, CRP, Universal Corporation und Panamericana de Radios. Allein Grupo RPP und CRP gehören insgesamt sieben dieser zehn Sender.

Bei den Onlinemedien sind nach den MOM-Recherchen 90 Prozent der Werbeeinnahmen auf die zehn wichtigsten Portale konzentriert. Sieben davon gehören El Comercio.

Medienbesitz in der Hand von Familien

Sechs der zehn untersuchten Mediengruppen befinden sich in der Hand von Eigentümerfamilien. Deren Investitionen sind – abgesehen von persönlichen Geschäftstätigkeiten einzelner Familienmitglieder – fast ausnahmslos in der Kommunikationsbranche konzentriert. Eine Ausnahme bildet die El-Comercio-Gruppe, der wirtschaftlich potenteste und am weitesten ausdifferenzierte der Konzerne: Ihre Tätigkeit erstreckt sich auf so unterschiedliche Branchen wie Bildungswesen, Immobilien, Druckereien und Unterhaltung in Peru sowie in Bolivien, Chile und Kolumbien.

Anders als in den anderen bislang im Rahmen des MOM-Projekts untersuchten Ländern ergaben die Recherchen auf nationaler Ebene keine Verflechtungen mit politischen Parteien. Allerdings zeigen die gesammelten Informationen, dass wichtige Anteilseigner, Vorstandsmitglieder sowie hochrangige Manager und Journalisten – insbesondere der Mediengruppen El Comercio, Latina und ATV – weitverzweigte geschäftliche Verbindungen im ganzen Land haben.

Die peruanische Verfassung verbietet zwar Medienmonopole. Es gibt aber kaum gesetzliche Regelungen, um dieses abstrakte Prinzip im Einzelnen auszuformulieren – ganz zu schweigen von Bemühungen, es auch in der Praxis durchzusetzen.

Offene Fragen bei Transparenz und Reichweitenmessung

Eines der größten Probleme der MOM-Recherchen in Peru war der Mangel an Transparenz über die Eigentumsverhältnisse einiger Medien. So sind bei der Latina-Fernsehgruppe, die mehrheitlich einem Investmentfonds namens Enfoca gehört, die Eigentümer zwar formell bei der Börse in Lima registriert. Die tatsächlichen Eigentumsverhältnisse werden aber durch eine auf den Cayman-Inseln angemeldete Muttergesellschaft verschleiert. Im Fall der ATV-Gruppe verdeckt eine Vielzahl von Unternehmen die Verbindungen mit der Zentrale, die unter dem Namen Albavisión von Miami (USA) aus agiert.

Problematisch ist auch das System der Publikumsmessung in Peru: In jeder der Mediensparten (Fernsehen, Radio, Internet, Printmedien) hat jeweils ein Marktforschungsunternehmen ein Monopol der Reichweitenmessung und veröffentlicht ausschließlich Angaben über seine jeweiligen Kunden. „Dadurch gibt es keine Transparenz über den spartenübergreifenden Medienkonsum“, kritisierte MOM-Projektmanagerin Nina Ludewig. „Wegen der zentralen Bedeutung von Reichweitenzahlen für die Entscheidungen von Anzeigenkunden ist das ein echtes Problem. Die fehlende Markttransparenz wirkt sich letztlich negativ auf die Existenzfähigkeit von Medien und damit auf den Medienpluralismus aus.“

Der Media Ownership Monitor Peru wurde von Reporter ohne Grenzen zusammen mit OjoPúblico zwischen September und November 2016 in Lima durchgeführt. Das Projekt hat die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Medienkonzentration und die Besitzstrukturen der 40 reichweitenstärksten Medien Perus untersucht.

Die peruanische Partnerorganisation OjoPúblico ist eine digitale Plattform für investigativen Journalismus. Sie recherchiert vor allem über Netzwerke der Macht in der peruanischen und der internationalen Wirtschaft, über organisiertes Verbrechen, die Auswirkungen der Rohstoffindustrie und über Menschenrechtsfragen.