China
17.06.2024
Journalistin Huang Xueqin sofort freilassen
Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert die sofortige Freilassung der chinesischen Investigativjournalistin Huang Xueqin (Sophia Huang). Am vergangenen Freitag verurteilte sie ein Gericht in der südchinesischen Stadt Guangzhou zu fünf Jahren Gefängnis, weil sie angeblich zum Umsturz der Staatsmacht angestiftet haben soll. Huang sitzt bereits seit fast 1000 Tagen in Haft. Die Journalistin ist eine wichtige Stimme der MeToo-Bewegung in China.
Laut Anklageschrift soll Huang unter anderem seit 2019 Artikel veröffentlich haben, in denen die Regierung schlecht dastehe. Das Verfahren gegen sie fand hinter verschlossenen Türen statt. Starke Polizeipräsenz rund um das Gericht hinderten Journalisten und Unterstützerinnen daran, den Gerichtssaal zu betreten. Wegen des gleichen Vorwurfs verurteilte das Gericht am Freitag auch Wang Jianbing zu drei Jahren und sechs Monaten Haft. Der Aktivist setzt sich für die Rechte von Arbeitnehmenden ein.
Bei der Gefängnisstrafe wird die bereits verbrachte Zeit in Haft berücksichtigt. Huang war im September 2021 festgenommen worden, nur einen Tag vor ihrer Abreise nach Großbritannien, wo sie studieren wollte.
Huang berichtete als Journalistin unter anderem über Frauenrechte, Korruption und Umweltverschmutzung. Sie führte Umfragen durch, die das Ausmaß der geschlechtsspezifischen Belästigung in der Medienbranche aufzeigten. Sie half dabei, Chinas ersten MeToo-Fall in einer renommierten Universität in Peking zu enthüllen und berichtete in sozialen Medien über ihre eigene Erfahrung mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz.
Die Journalistin saß bereits 2019 drei Monate im Gefängnis. Die Behörden warfen ihr damals vor, einen „Streit angefangen und Ärger provoziert zu haben“, ein häufig gegen Medienschaffende genutzter schwammiger Vorwurf des Regimes. Sie hatte zuvor über die Pro-Demokratie-Proteste in Hongkong berichtet.
Huang ist eine von mindestens 109 inhaftierten Medienschaffenden in China. In keinem Land sitzen mehr Journalistinnen und Journalisten wegen ihrer Arbeit im Gefängnis, teils unter lebensgefährlichen Haftbedingungen. In China sind inhaftierte Journalistinnen und Journalisten fast systematisch Misshandlung ausgesetzt und ihnen wird eine angemessene medizinische Versorgung verweigert. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht China auf Platz 172 von 180 Staaten.
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