Folge 14
Brasilien: Journalismus im Klima von Angst und Aggression
Brasilien steht am 2. Oktober vor der Wahl: Soll der linke Herausforderer und ehemalige Präsident Luiz Inácio „Lula“ da Silva wieder an die Macht? Oder darf der ultrarechte Amtsinhaber Jair Bolsonaro weiterregieren? Für die Journalistin Helena Bertho ist die Antwort klar: „Im Moment ist es so, dass wir einen anti-demokratischen Präsidenten mit faschistischen Tendenzen haben und es wäre wirklich sehr wichtig, dass er das Amt verlässt. Deswegen ist meine Hoffnung auch, dass Lula diese Wahl gewinnt.” Denn Helena Bertho aus São Paulo ist Gründerin von „Revista AzMina“, einer Online-Plattform für feministische und LGBTQ-Themen, Geschlechtergerechtigkeit und Frauenrechte. Und Bolsonaro ist bekannt für frauenfeindliche Sprüche, Sexismus und Hetze gegen Medienhäuser, Zeitungen und Journalist*innen.
Nicht erst seit dem Wahlkampf herrscht in Brasilien eine aggressive Stimmung, die besonders Medienschaffende trifft. „Wir werden häufig bedroht und angegriffen, meist von Politiker*innen. Das schafft ein Klima der Angst, und auch die Bevölkerung fühlt sich mittlerweile in der Lage, Journalist*innen zu attackieren. Und warum auch nicht, wenn es selbst der Präsident macht“, sagt Helena Bertho.
Über die kritische Situation für Medienschaffende im fünftgrößten Staat der Erde sagt Juliane Matthey, Pressereferentin für Lateinamerika bei Reporter ohne Grenzen: „Brasilien ist schon lange ein sehr gefährliches Land für Journalist*innen, nicht erst seit Präsident Bolsonaro im Amt ist. Brasilien ist im Durchschnitt der letzten Jahre das zweitgefährlichste Land in Lateinamerika: Zwischen 2010 und 2020 sind 30 Journalist*innen in Brasilien ermordet worden. Es gibt eigentlich kein Jahr, in dem keine Journalist*innen ermordet werden.“
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