Jemen
06.12.2014
Bestürzung über Tod von Luke Somers
Reporter ohne Grenzen ist bestürzt über den Tod des im Jemen entführten US-Fotojournalisten Luke Somers bei einem missglückten Befreiungsversuch von US-Spezialkräften. Nach Angaben des US-Präsidialamts töteten ihn seine Entführer von der Dschihadistengruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel während der Militäraktion in den Morgenstunden des Samstags. Weniger als 24 Stunden später wäre ein Ultimatum der Gruppe ausgelaufen.
„Somers' Tod erinnert auf tragische Weise an das zunehmende Risiko für Journalisten, entführt und von ihren Geiselnehmern ermordet zu werden“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. „Medienschaffende sind weder Vertreter der Regierungen ihrer Heimatstaaten noch Verfügungsmasse für die Propaganda von Dschihadisten, sondern müssen gerade in bewaffneten Konflikten als unabhängige Beobachter geschützt bleiben.“
Somers wurde im September 2013 in Jemens Hauptstadt Sanaa entführt. Er hatte seit gut drei Jahren als freier Journalist im Jemen gearbeitet. Im November konnten jemenitische und US-Truppen bei einem ersten Befreiungsversuch zwar acht andere Geiseln retten, fanden jedoch Somers nicht. Dessen Entführer drohten in einem am vergangenen Mittwoch veröffentlichten Video mit der Hinrichtung des Journalisten, falls die US-Regierung ihre nicht näher benannten Forderungen nicht binnen drei Tagen erfülle.
Laut Medienberichten fanden US-Soldaten Somers bei der Befreiungsaktion vom Samstag noch lebend, aber von seinen Entführern so schwer angeschossen vor, dass er noch vor der Ankunft auf einem US-Kriegsschiff starb. Wie die New York Times anmerkt, hatte Al-Kaida in jüngster Zeit weitgehend auf die Tötung von Geiseln verzichtet und die meisten gegen Lösegeld freigelassen. Während der Kommandoaktion am Samstag starb auch ein entführter Südafrikaner; über das Schicksal von mindestens zwei weiteren Geiseln war zunächst nichts bekannt.
Gewalt und Schikanen von Rebellen, Milizen und Sicherheitskräften
Journalisten sind im Jemen Entführungsversuchen und Mordanschlägen bewaffneter Rebellen, Sezessionisten und Stammesmilizen, aber auch Gewalt und Schikanen staatlicher Sicherheitskräfte ausgesetzt. Seit dem Spätsommer hatte das Vorrücken der Huthi-Rebellen auf die Hauptstadt Sanaa zu einer neuen Welle von Gewalt und Willkür gegen Medienschaffende geführt. Die Rebellen griffen Redaktionen an und durchsuchten die Häuser von Journalisten. Viele Medienschaffende sahen sich zur Flucht gezwungen, gingen in den Untergrund oder versuchten, sich durch Selbstzensur zu schützen.
Der Jemen steht auf Platz 167 von 180 Staaten auf der Rangliste der Pressefreiheit.
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