Bangladesch
30.03.2015
Morde an Bloggern dürfen nicht straffrei bleiben
Reporter ohne Grenzen fordert die Behörden in Bangladesch dazu auf, den Mord an dem Blogger Washiqur Rahman mit Nachdruck zu verfolgen und aufzuklären. Am heutigen Montag haben Unbekannte den 27-Jährigen mit langen Messern wegen seiner Texte angegriffen und erschlagen. Vor vier Wochen erst war ein anderer Blogger mit Macheten ermordet worden:
„Die Regierung in Dhaka muss jetzt verhindern, dass sich ein Klima der Angst und Selbstzensur breit macht“, sagt ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske in Berlin. „Angesichts der Zunahme von Gewalt muss die Regierung Blogger und kritische Journalisten besser schützen.“
Am Montagvormittag griffen drei Unbekannte Rahman in der Nähe seines Wohnhauses in Dhaka an und schlugen mit langen Messern auf ihn ein. Zwei mutmaßliche Angreifer wurden auf der Flucht gefasst, ein dritter Mann ist offenbar noch flüchtig. Nach Angaben der Polizei handelt es sich bei den Festgenommenen um Madrasa-Schüler, die islamkritische Schriften des Bloggers als Motiv für ihre Tat nannten.
Erst am 26. Februar töteten mehrere Angreifer den in Bangladesch bekannten Blogger und Buchautor Avijit Roy mit Macheten. Der in den USA lebende Roy war Gründer des Blogs Mukto-Mona, der sich kritisch mit dem Islam auseinandersetzt. Auch seine Ehefrau wurde bei dem Angriff schwer verletzt, der sich nach dem Besuch einer Buchmesse ereignete. Kurz nach dem Mord bekannte sich die bis dahin unbekannte Gruppe Ansar Bangla 7 zu der Tat. Auf ihrem Twitter-Account begründete sie den Mord mit Roys angeblichen "Verbrechen gegen den Islam". Roy war wiederholt von islamistischen Fundamentalisten bedroht worden.
Weitere Angriffe
Bereits 2013 ermordeten Islamisten den bekannten Blogger Ahmed Rajib Haider. Während zehntausende Menschen damals zu Protesten auf die Straße gingen, forderten radikale Islamisten, "atheistische Blogger" wegen Gotteslästerung hinzurichten. Die Regierung ließ später vier Blogger festnehmen und sperrte mehrere, vor allem islamkritische Webseiten und Blogs. Der Mord an Haider ist bis heute nicht aufgeklärt worden.
Todesliste mit Namen künftiger Opfer
Vor allem Blogger, die sich kritisch mit der Rolle des Islam und mit Themen wie der Scharia beschäftigten, müssen mit Bedrohungen und massiven Angriffen rechnen. So veröffentlichte die Islamistengruppe Ansar al Islam Bangladesh im November 2014 bei Facebook eine Todesliste mit den Namen religionskritischer Blogger und Aktivisten. Dort rühmte sie sich unter anderem mit dem Mord an dem Blogger Ahmed Rajib Haider. Als künftiges Opfer nannte sie unter anderem den Blogger Asif Mohiuddin, der eine Messerattacke am 14. Januar 2013 nur knapp überlebt hatte. ROG unterstützt Mohiuddin, der sich Anfang vergangenen Jahres nach Deutschland geflüchtet hat.
Auf der internationalen Rangliste der Pressefreiheit 2015 belegt Bangladesch Platz 146 von 180 Ländern.
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