China
03.09.2024
Zhang Zhan weiter im Visier der Behörden
Die Schikanen gegen die chinesische Journalistin Zhang Zhan gehen offenbar weiter. Laut einem Medienbericht wird die international bekannte Journalistin in Shanghai wieder von der Polizei festgehalten. Zhang saß bereits vier Jahre im Gefängnis. Sie war 2020 verurteilt worden, weil sie kritisch über den Beginn der Covid-19-Pandemie in Wuhan berichtet hatte.
„Wir sind in großer Sorge um Zhang Zhan. Die Journalistin hat vier Jahre Haft nur knapp überlebt und steht seitdem unter strenger Beobachtung. Die Behörden wollen Zhang für ihren unabhängigen Journalismus offenbar weiter bestrafen“, sagte RSF-Vorstandssprecher Martin Kaul. „Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, sich für die Freiheit und Sicherheit der Journalistin einzusetzen.“
Die Nachrichtenseite Weiquanwang berichtete am 1. September, dass Zhang im Pudong Detention Center in Shanghai festgehalten wird. Die Journalistin wurde demnach Ende August von der Polizei festgenommen, als sie in ihre Heimatstadt in der Provinz Shaanxi im Nordwesten Chinas reiste. Seitdem ist sie weder an ihr Telefon gegangen, noch hat sie ihre Konten in den sozialen Medien aktualisiert, wo sie kürzlich wieder Beiträge veröffentlicht hatte. Ein Grund für ihre Festnahme wurde nicht genannt, aber in den Wochen zuvor hatte Zhang in sozialen Medien über Schikanen gegen Aktivisten in China berichtet.
Zhang ist durch ihre Berichterstattung über die Covid-19-Pandemie im Frühjahr 2020 aus Wuhan international bekannt geworden. Sie zeigte in Livestreams in sozialen Netzwerken die Verhältnisse in den Straßen und Krankenhäusern der Stadt sowie die Schikanen, denen die Familien von Erkrankten ausgesetzt waren. Zhang postete mehr als 100 Videos auf YouTube, WeChat und Twitter. Ihre Berichterstattung war eine wichtige unabhängige Quelle zur Situation vor Ort. Für ihren Mut würdigte RSF die Journalistin 2021 mit dem RSF Press Freedom Award.
Im Mai 2020 wurde Zhang festgenommen. Ende Dezember 2020 verurteilte sie ein Gericht in Shanghai zu vier Jahren Haft, weil sie „einen Streit angefangen und Ärger provoziert“ haben soll – neben „Spionage“ und „Umsturz“ ein Vorwurf, mit dem das Regime häufig gegen Kritikerinnen und Kritiker vorgeht.
RSF hat sich immer wieder für die Freilassung Zhangs eingesetzt und auf ihren zwischenzeitlich sehr schlechten Gesundheitszustand aufmerksam gemacht. Während der ersten Monate in Haft wäre die Journalistin fast gestorben, weil sie in einen Hungerstreik getreten war. Gefängnismitarbeitende hatten sie über eine Nasensonde zwangsernährt und ihr manchmal tagelang die Hände gefesselt.
Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht China auf Platz 172 von 180 Staaten. Mindestens 108 Medienschaffende sitzen dort wegen ihrer Arbeit im Gefängnis, mehr als in jedem anderen Land.
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