Eritrea
18.09.2007
ROG fordert mehr Engagement für Medienfreiheit
Anlässlich des sechsten Jahrestages der Verfolgungswelle gegen Medien und Journalisten in Eritrea fordert Reporter ohne Grenzen (ROG) die Außenminister führender demokratischer Länder auf, sich bei den eritreischen Botschaftern für die Inhaftierten und für freie Medien einzusetzen. Mindestens zwölf Journalisten halten die Behörden derzeit an unbekannten Orten ohne Anklage fest.
„Präsident Issaias Afeworkis Regime muss angehalten werden, mehr Freiheiten in Eritrea zuzulassen und die Menschenrechte zu achten. Die Bevölkerung ist vollkommen von staatlicher Information abhängig. Doch Pressefreiheit ist kein Luxusgut, das nur wenigen wohlhabenden Ländern zusteht“, kritisiert ROG.
Am 18. September 2001 ordnete die eritreische Regierung die Schließung aller privaten und unabhängigen Medien des Landes an und ließ zahlreiche Journalisten sowie Oppositionelle verhaften. Vorausgegangen waren Proteste, kritische Artikel und offene Briefe, in denen die Verfasser Menschenrechtsverletzungen beklagten und eine demokratische Verfassung verlangten. Unabhängig von ihrer Stellung oder den publizierten Artikeln gerieten Journalisten ins Visier, weil sie für private Medien berichteten.
In den 314 Haftanstalten des Landes sollen entsetzliche Zustände herrschen, so berichten die wenigen Eritreer, die es geschafft haben zu entkommen. Nach Informationen von ROG sollen bereits vier Journalisten in den Gefängnissen umgekommen sein.
Journalisten, die immer noch in Eritrea leben, sind ständiger Kontrolle durch die Regierung ausgesetzt. Im November 2006 kam es erneut zu Verhaftungen, nachdem sich einige führende Journalisten von den staatlichen Medien losgesagt hatten.
Paulos Kidane wurde im vergangenen Jahr vorübergehend festgenommen. „Wir wurden geschlagen und gefoltert, weil wir uns weigerten, die Passwörter unserer E-Mail-Konten preiszugeben. Am Ende gaben wir nach, weil wir die Schmerzen nicht mehr ertragen konnten“, berichtete er ROG. Kidane, der für den amharischsprachigen Sender des staatlichen Fernsehens Eri-TV und für den Radiosender Dimtsi Hafash (Voice of the Broad Masses) arbeitete, starb einige Monate nach seiner Freilassung, als er versuchte in den Sudan zu fliehen. Daniel Mussie, der für den oromosprachigen Dienst von Radio Dimtsi Hafash arbeitete, wird seit der Razzia vom letzten November festgehalten. Eyob Kessete, tätig für den amharisch-sprachigen Dienst von Dimtsi Hafash, und Eri-TV-Redakteur Johnny Hisabu wurden Anfang dieses Jahres an der Grenze verhaftet, als sie heimlich das Land verlassen wollten.
Auch Eritreer im Exil müssen sich dem Diktat der Regierung fügen und zwei Prozent ihres Einkommens an die ihre Botschaft abführen. Verweigern sie dies, dürfen sie nicht mehr nach Eritrea einreisen, kein Eigentum dort besitzen und noch nicht einmal Pakete dorthin schicken. Ihre Familien werden von Seiten der Regierung häufig schikaniert und zum Teil auch auf unbestimmte Zeit und ohne Kontakt zur Außenwelt inhaftiert.
Seit 2001/2002 sind in Haft: Dawit Isaac, Mattewos Habteab, Dawit Habtemichael, Temesgen Gebreyesus, Emanuel Asrat, Seyoum Tsehaye, Hamid Mohamed Said and Saleh Al Jezaeeri.
Unklar ist, ob folgende Journalisten noch am Leben sind: Fessehaye “Joshua” Yohannes, Said Abdulkader, Medhanie Haile, Yusuf Mohamed Ali.
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Elke Schäfter
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