Haiti
13.01.2022
Zwei Reporter in Haiti ermordet
Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert die haitianischen Behörden auf, den Mord an zwei Journalisten in der Hauptstadt Port-au-Prince in der vergangenen Woche lückenlos aufzuklären und einem dritten Journalisten, der nur durch glückliche Umstände den Angreifern entkommen konnte, sofort Schutz zu gewähren. Medienberichten zufolge wurden die Journalisten Wilguens Louissaint und John Wesley Amady am 6. Januar im Außenbezirk Laboule 12 von Mitgliedern einer in diesem Bezirk operierenden bewaffneten Bande niederschossen. Der Journalist William Vil, der sie begleitete, konnte fliehen.
„Wir verurteilen diesen barbarischen Doppelmord und fordern die haitianischen Behörden auf, diejenigen, die die Tat geplant und ausgeführt haben, so schnell wie möglich zu identifizieren“, sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. „Außerdem müssen Polizei und Justiz dringend den Journalisten William Vil schützen, auch damit die Ermittlungen vorankommen. Das Arbeitsumfeld für Medienschaffende in Haiti ist desolat. Die neue Regierung unter Premierminister Ariel Henry sollte den Schutz von Journalistinnen und Journalisten zu ihrer Priorität machen.“
Nach RSF-Informationen hatten sich die Journalisten nach Laboule 12 begeben, um über die Sicherheitslage in dem Gebiet zu recherchieren und den Anführer einer bewaffneten Bande zu interviewen, die für die Tötung eines Polizeiinspektors am 1. Januar verantwortlich sein soll. Die Journalisten wurden Berichten zufolge von Mitgliedern einer rivalisierenden Bande getötet, als sie sich auf dem Rückweg von dem Interview befanden. Die Gang, die sich vor der Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Juli 2021 in Laboule 12 festgesetzt hatte, war von der Polizei von dort vertrieben worden, aber vor kurzem in das Gebiet zurückgekehrt.
Louissaint arbeitete für mehrere lokale Medien, während Amady für Radio Écoute FM, einen Radiosender mit Sitz in Montréal, Kanada, tätig war. Alle drei Journalisten waren am 6. Januar im Auftrag von Radio Écoute FM unterwegs.
RSF ist äußerst besorgt über die Zunahme der Gewalt gegen Medienschaffende in Haiti, wo die Zahl der bewaffneten Angriffe in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Pétion Rospide, Moderator bei Radio sans Fin, und Néhémie Joseph, Reporter bei Panic FM et Méga, wurden 2019 im Zusammenhang mit ihrer journalistischen Arbeit ermordet. Der Fotojournalist Vladjimir Legagneur verschwand im März 2018 spurlos, als der für eine Reportage in Port-au-Prince fotografierte. In keinem der drei Fälle sind bis heute nennenswerte Fortschritte zu verzeichnen.
Auf der Rangliste der Pressefreiheit liegt Haiti auf Platz 87 von 180 Staaten.
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