Honduras
13.05.2011
Erneuter Mordanschlag auf Journalisten / Elf Reporter seit 2010 getötet
Reporter ohne Grenzen (ROG) verurteilt den tödlichen Anschlag auf den honduranischen Fernsehjournalisten Héctor Francisco Medina Polanco. Der 35-Jährige wurde am 10. Mai in Morazán, einer Stadt im Norden Honduras in der Region El Progresso, von Unbekannten erschossen. Am Morgen des 11. Mai erlag er seinen schweren Verletzungen in einem Krankenhaus in der nahegelegenen Stadt San Pedro Sula. Der Journalist war Koordinator des Nachrichtenprogramms beim regionalen Fernsehsender Omega Visión.
Die zwei Täter folgten dem Journalisten auf dessen Nachhauseweg auf einem Motorrad. Sie feuerten mehrere Schüsse auf Héctor Medina Polanco ab, der an Brust und Arm getroffen wurde.
ROG hält einen direkten Zusammenhang des Tatmotivs mit der Arbeit Medinas für sehr wahrscheinlich. In seinen Fernsehsendungen übte er stets starke Kritik an Unregelmäßigkeiten in der städtischen Verwaltung und thematisierte Landkonflikte mit lokalen Viehzüchtern. Der Journalist hatte schon mehrfach Morddrohungen erhalten.
Seit dem Staatsumsturz in dem mittelamerikanischen Land im Jahre 2009 hat die Zahl der Verfolgungen von Journalisten kontinuierlich zugenommen. „Im vergangenen Jahr wurden mindestens zehn Journalisten in Honduras ermordet. In mindestens drei Fällen hing die Tat mit der Arbeit des Reporters zusammen. Wir warten bis heute auf die Ergebnisse der polizeilichen Ermittlungen“, sagt ROG.
Repressionen sind insbesondere oppositionelle Journalisten und Medienvertreter ausgesetzt, die kritisch über den Regierungsputsch im Juni 2009 berichten.
Auch die Landkonflikte zwischen Unternehmen und großen Farmen auf der einen Seite und Kleinbauern auf der anderen Seite sind ein sensibles Thema in Honduras. Medienschaffende, die darüber berichten, riskieren, körperlich angegriffen oder bedroht zu werden. Vor allem kommunale Radiosender laufen Gefahr, zur Zielscheibe zu werden, wie jüngste Angriffe auf Radio Faluma Bimetu (Radio Coco Dulce) und La Voz de Zacate Grande zeigen.
ROG stellt folgende Forderungen an die honduranische Regierung:
• ein Ende der Straffreiheit für Verbrechen gegen Journalisten und gründliche Ermittlungen in den Fällen getöteter Medienschaffender seit dem Staatsumsturz.
• eine Reform der Rundfunkmedien- und Telekommunikationsgesetze.
Solange diese Bedingungen nicht erfüllt werden, sollte Honduras aus Sicht von ROG nicht wieder als Mitglied in die Organisation amerikanischer Staaten (OAS) aufgenommen werden. Nach dem Staatstreich im Jahr 2009 war das Land aus dem Staatenverband ausgeschlossen worden.
Lesen Sie hier die ausführliche Pressemitteilung in Englisch.
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