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Hongkong

Der Einfluss Pekings hat zu einer deutlichen Verschlechterung der Lage der Pressefreiheit in Hongkong geführt. So wurde der Financial-Times-Journalist Victor Mallet im Oktober 2018 ausgewiesen, nachdem er als Vizepräsident des Foreign Correspondents‘ Club of Hong Kong (FCCHK) den Vertreter einer Partei eingeladen hatte, die sich für die Unabhängigkeit Hongkongs einsetzt. Mehr als die Hälfte der Medieneigentümer Hongkongs gehören politischen Organisationen in Festlandchina an. Das Verbindungsbüro der Kommunistischen Partei Chinas kontrolliert mehrere Medien in Hongkong. Widerstand kommt von einigen unabhängigen Online-Medien wie Citizen News, The Initium, Hong Kong Free Press und inMedia, deren Leser*innenzahl wächst.

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 135 von 180
Russland/Afghanistan/Ägypten/Hongkong 08.12.2020

RSF Press Freedom Awards 2020 verliehen

Jimmy Lai umgeben von Kameras und Menschen mit Protestschildern
Jimmy Lai © picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Kin Cheung

Reporter ohne Grenzen hat am Dienstag (8. Dezember) in Taiwan die RSF Press Freedom Awards 2020 verliehen. Ausgezeichnet wurden die russische Journalistin Jelena Milaschina mit dem Preis für Mut, der afghanische Radiosender Merman mit dem Preis für Wirkung und die ägyptische Chefredakteurin Lina Attalah mit dem Preis für Unabhängigkeit. Ein Sonderpreis ging an den Gründer der Hongkonger Tageszeitung Apple Daily, Jimmy Lai.

Die Jury entschied sich aufgrund der zuletzt deutlichen Verschlechterung der Lage der Pressefreiheit in Hongkong, Jimmy Lai mit einem Sonderpreis zu bedenken. Er ist der Gründer von Apple Daily – einem der wenigen Hongkonger Medien, die es noch wagen, das chinesische Regime offen zu kritisieren, und die ausführlich über die pro-demokratischen Proteste des vergangenen Jahres berichteten. Die Auszeichnung wurde von seinem Sohn Sebastian Lai entgegengenommen, da Jimmy Lai in der vergangenen Woche zum wiederholten Male verhaftet wurde. Zuletzt war er im August auf Grundlage des kurz zuvor von Peking durchgesetzten neuen Sicherheitsgesetzes verhaftet worden und auf Kaution freigekommen.

Mit dem Preis für Mut werden Journalistinnen und Journalisten, Medien oder NGOs ausgezeichnet, die bei der Ausübung, Verteidigung oder Förderung von Journalismus besonderen Mut beweisen. In diesem Jahr geht er an die russische Investigativreporterin Jelena Milaschina, die für die kremlkritische Zeitung Nowaja Gaseta arbeitet. Milaschina hat sich auf die Berichterstattung über Tschetschenien spezialisiert und wird immer wieder zum Ziel von tätlichen Angriffen, Morddrohungen und Zensur. Sie schreibt trotzdem kompromisslos weiter Artikel über die heikelsten Themen in der autonomen Republik, die unter der autoritären Führung von Ramsan Kadyrow steht.

Mit dem Preis für Wirkung werden Journalistinnen und Journalisten, Medien oder NGOs ausgezeichnet, die zu einer deutlichen Verbesserung der journalistischen Freiheit, Unabhängigkeit oder Vielfalt oder zu einer Sensibilisierung für diese Themen beigetragen haben. In diesem Jahr geht der Preis an den afghanischen Radiosender Merman, der als erster in Kandahar mit dem Auftrag sendet, die Situation der Frauen („Merman“ in Paschtu) in Afghanistan zu verbessern. Das 15-köpfige weibliche Team bietet auch Journalistenausbildungen für Frauen an und führt seine Aktivitäten trotz Drohungen der Taliban, Warnungen der Sicherheitsbehörden und Angriffen auf seine Journalistinnen durch.

Mit dem Preis für Unabhängigkeit werden Journalistinnen und Journalisten, Medien oder NGOs ausgezeichnet, die sich in bemerkenswerter Weise finanziellem, politischem, wirtschaftlichem oder religiösem Druck widersetzt haben. In diesem Jahr erhält diesen Preis Lina Attalah, die Herausgeberin und Mitbegründerin der Online-Zeitung Mada Masr, einem der wenigen verbliebenen unabhängigen Nachrichtenmedien in Ägypten. Infolge von Recherchen und Interviews war Attalah Polizeirazzien und Verhören ausgesetzt. Der Zugriff auf die Website ist innerhalb Ägyptens seit drei Jahren gesperrt.

„Die diesjährigen Preisträger der RSF Press Freedom Awards sind ein Beispiel für das, was wir unter journalistischen Idealen verstehen: hohe Standards, Mut, Einfluss und Unabhängigkeit bei gleichzeitiger Achtung der journalistischen Ethik“, sagte Christophe Deloire, Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen. „Mit den Preisen wollen wir aber nicht nur die Leistungen der Preisträgerinnen und Preisträger anerkennen. Wir wollen auch alle Nominierten und ihre Arbeit unterstützen und auf die Risiken aufmerksam machen, die sie häufig eingehen müssen, wenn sie die Öffentlichkeit informieren wollen.“

Die 28. Verleihung der Press Freedom Awards fand in diesem Jahr zum dritten Mal außerhalb Frankreichs statt. Nach London 2018 und Berlin 2019 wurden die Preise am Dienstag in der National Central Library in Taipeh, Taiwan, verliehen. Die Verleihung wurde live über Social Media gestreamt.

Die Jury unter dem Vorsitz von RSF-Präsident Pierre Haski bestand aus namhaften Journalistinnen und Pressefreiheitsaktivisten aus der ganzen Welt: Rana Ayyub, indische Journalistin und Kolumnistin der Washington Post; Raphaëlle Bacqué, Reporterin von Le Monde in Frankreich; Mazen Darwish, Anwalt und Präsident des syrischen Zentrums für Medien und Meinungsfreiheit; Zaina Erhaim, syrische Journalistin und Kommunikationsmanagerin am Institute for War and Peace Reporting; Erick Kabendera, Investigativreporter aus Tansania; Hamid Mir, pakistanischer Reporter, Kolumnist und Autor; Frederik Obermaier, Investivativjournalist der Süddeutschen Zeitung; und Michail Sygar, russischer Journalist und Gründungs-Chefredakteur des unabhängigen Nachrichtensenders Doschd.



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