Indien
14.01.2025
Journalist nach kritischen Recherchen ermordet
Reporter ohne Grenzen (RSF) ist schockiert über den Mord an dem indischen Journalisten Mukesh Chandrakar. Anfang Januar wurde in der ostindischen Stadt Bijapur die Leiche des Reporters gefunden. Sein Körper lag in einer Klärgrube und wies schwere Verletzungen auf. Der 32-Jährige hatte kurz davor kritisch über ein Bauprojekt eines Unternehmers berichtet. Dieser wurde als Hauptverdächtiger festgenommen.
„Der grausame Mord an Mukesh Chandrakar ist eine Vergeltungsmaßnahme für seine kritische Arbeit. Die indischen Behörden müssen die Verantwortlichen so schnell wie möglich vor Gericht stellen und Journalistinnen und Journalisten besser schützen“, sagte RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus.
Mukesh Chandrakar war am 1. Januar verschwunden. Nachdem seine Familie ihn als vermisst gemeldet hatte, ortete die Polizei sein Handy und fand seine Leiche in der Nähe des Hauses von Suresh Chandrakar, einem Bauunternehmer und Verwandten des Journalisten. Chandrakars Körper wies mehrere Schädelfrakturen, perforierte Organe und einen Genickbruch auf.
Eine Woche vor seinem Verschwinden hatte der Journalist mit seinem Kollegen Nilesh Tripathi für den Fernsehsender NDTV über den schlechten Zustand einer Straße berichtet, für deren Bau Suresh Chandrakar einen Auftrag im Wert von mehreren Millionen Euro erhalten haben soll. Einen Tag nach der Ausstrahlung leiteten die Behörden eine Untersuchung des Auftrags ein. Nach zwei Tagen auf der Flucht wurden Suresh Chandrakar sowie seine zwei Brüder Ritesh und Dinesh Chandrakar am 7. Januar festgenommen. Laut Angaben der Polizei in Bijapur sollen Mitarbeiter von Suresh und Ritesh Chandrakar den Journalisten mit Stahlstangen angegriffen und getötet haben.
Chandrakar arbeitete mehr als zehn Jahre als Journalist. Auf seinem eigenen Youtube-Kanal Bastar Junction mit mehr als 170.000 Followerinnen und Followern berichtete er über heikle Themen wie Korruption.
Bijapur liegt im Bundesstaat Chhattisgarh, einer gefährlichen Region für Journalistinnen und Journalisten. Im vergangenen Jahr wurden dort die Medienschaffenden Bappi Ray, Shivendu Trivedi, Dharmendra Singh und Manish Singh von der Polizei angegriffen und für einen Monat festgehalten. Sie hatten zur sogenannten Sandmafia recherchiert. Dahinter steckt ein Netzwerk organisierter Kriminalität, das illegal Sand abbaut – ein weltweit begehrter Rohstoff, auch für die boomende Bauindustrie in Indien.
Die Berichterstattung über die Sandmafia, illegalen Bergbau und Landnahmen sind lebensgefährlich: Mindestens 28 Journalistinnen und Journalisten wurden in den vergangenen zehn Jahren in Indien ermordet. Fast die Hälfte von ihnen hat über Umweltthemen berichtet.
Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Indien auf Platz 159 von 180 Staaten.
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