Irak
01.08.2003
übergriffe von Armeeangehörigen gegen ausländische Medien nehmen zu
Reporter ohne Grenzen kritisiert die zunehmend feindliche Haltung von US-Armeeangehörigen gegenüber Journalisten. Die internationale Organisation zur Verteidigung der Pressefreiheit fordert von US-Interimsverwalter Paul Bremer Aufklärung über die Gründe, die zur Verhaftung zweier iranischer Reporter geführt haben. Said Aboutaleb und Soheil Karimi, vom iranischen Fernsehsender IRIB, werden seit 1. Juli wegen angeblicher "Gefährdung der Sicherheit" festgehalten.
"Die US-amerikanischen und britischen Truppen müssen den beiden Journalisten konkrete Verstöße nachweisen oder sie freilassen", fordert Robert Ménard, Generalsekretär von Reporter ohne Grenzen. "Die Ereignisse der vergangenen Tage haben uns alarmiert. übergriffe auf Journalisten haben zugenommen", stellt Ménard fest. "Die erst kürzlich erhobenen Anschuldigungen von US-Vize-Verteidigungsminister Paul Wolfowitz, die arabischen Sender Al Dschasira und Al Arabiya schürten durch ihre Berichte die Gewalt gegen US-amerikanische Truppen, tragen nicht gerade dazu bei, die Lage zu stabilisieren und sichere Arbeitsbedingungen für Journalisten zu gewährleisten", führt Ménard weiter aus.
Nach Angaben von Gholem Reza Kutchak, Büroleiter von IRIB in Bagdad, waren die beiden Journalisten zusammen mit ihrem irakischen übersetzer und ihrem Fahrer von US-Soldaten am 1. Juli verhaftet und in das US-Hauptquartier nach Diwanija, eine Stadt im Südirak, gebracht worden. Die beiden Reporter hatten in der Nähe von Kut und Diwanija recherchiert. Am 7. Juli konfiszierten US-Soldaten die persönlichen Gegenstände von Aboutaleb und Karim in deren Hotelunterkunft in Kerbala. Dem iranischen Botschafter in Bagdad teilte die US-Armee mit, dass die beiden Reporter in das am bagdader Flughafen gelegene Gefangenenlager überführt worden seien. Ein Sprecher des britischen Militärs nannte die Gefährdung der Sicherheit als Grund für die Verhaftungen.
Am 27. Juli wurde der japanische Journalist Kazutaka Sato, von Nippon Television Network, von US-Soldaten im Stadtteil Al Mansur in Bagdad geschlagen und über eine Stunde lang festgehalten, bis ihm Kollegen zu Hilfe kamen. Er wurde auf den Boden geworfen und getreten, nachdem er einen US-Angriff auf ein Haus, in dem sich angeblich Saddam Hussein aufhielt, filmte, bei dem fünf Zivilisten ums Leben kamen. "Für mich sah es so aus, als ob sie etwas zu verbergen hatten, vielleicht die toten Körper der Zivilisten", vermutet Sato.
Die Zeitung Al Adala, Parteiorgan der schiitischen Partei Iraks, meldete, dass US-Armeeangehörige ihr Büro in Bagdad durchwühlt hätten.
Vier türkische Journalisten, Yalcin Dogan, özdemir Ince, Faruk Balikici und Ferit Aslan, wurden am 26. Juli über eine Stunde lang festgehalten. Die US-Soldaten gaben zwar die digitale Kamera zurück, doch ohne die darin enthaltenen Fotos.
Am selben Tag wurde Nawaf Al-Shahwani, Al Dschasira-Korrespondent in Mosul, mit seinem Fahrer von US-Militärs festgehalten und erst in der darauffolgenden Nacht wieder freigelassen. Sein Film wurde beschlagnahmt. Bereits am 22. Juli verhaftete die irakische Polizei ein Team von Al Dschasira während der Filmaufnahmen anti-amerikanischer und anti-britischer Proteste.
In dem Bericht "The iraqui media three months after the war: a new but fragile freedom", den Reporter ohne Grenzen am 23. Juli veröffentlichte, äußerte die Organisation bereits ihre Besorgnis über den möglichen Missbrauch der von der Interimsverwaltung im Juni erlassenen Dekrete, die den Truppen erlauben, gegen Medien und ihre Vertreter wegen "feindseliger Aktivitäten" vorzugehen.
Der vollständige Bericht steht unter www.rsf.org in Englisch und Französisch zur Verfügung.
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