Irak
07.05.2004
Zahl getöteter Journalisten und Medienmitarbeiter in 2004 auf zwölf gestiegen - Reporter ohne Grenzen alarmiert
Berlin/Paris, 7. Mai 2004. Im Irak sind heute südlich von Bagdad zwei Journalisten getötet worden. Waldemar Milewicz, polnischer Kriegsreporter, und Munir Buamran, Algerier mit polnischem Pass, arbeiteten für den polnischen Fernsehsender TVP. Ein dritter Journalist, der polnische Kameramann Jerzey Ernst, wurde verletzt. Damit sind nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Reporter ohne Grenzen 25 Journalisten und Medienmitarbeiter seit Beginn des Krieges im März 2003 im Irak getötet worden. Der Irak ist mittlerweile der weltweit gefährlichste Ort für Journalisten.
Allein in diesem Jahr sind bereits zwölf Journalisten und Medienmitarbeiter im Irak umgekommen, zehn Iraker und zwei Ausländer. Die polnischen Reporter sind die ersten ausländischen Journalisten, die 2004 in dem Land getötet wurden.
Reporter ohne Grenzen fordert alle Kriegsparteien dazu auf, den Status von Journalisten als Zivilpersonen zu respektieren. Dieser Status ist in Artikel 79 im ersten Zusatzprotokoll der Genfer Konventionen für Menschenrechte verankert.
Einheimische und ausländische Journalisten sind im Irak zahlreichen Risiken ausgesetzt. Seit Kriegsbeginn wurden sie häufig Opfer von Raubüberfällen und Angriffen durch bewaffnete Gruppen, die irakische Journalisten von US-finanzierten Medien im Visier haben. Durch Schüsse US-amerikanischer Soldaten sind allein sechs Journalisten umgekommen. Das Pentagon hat es jedoch bislang versäumt, diese Fälle konsequent und unparteiisch zu untersuchen. Zudem wurden mindestens sechs Journalisten -drei Tschechen, zwei Japaner und ein Franzose - als Geiseln genommen. Diese gefährlichen Arbeitsbedingungen schränken eine Berichterstattung aus dem Land stark ein.
Das Team der drei TVP-Journalisten, der Reporter Waldemar Milewicz, der Bildredakteur Munir Buamran und der Kameramann Jerzey Ernst, gerieten 30 Kilometer südlich von Bagdad in einen Hinterhalt. In dem gleichen Gebiet gab es bereits zuvor Hinterhalte durch Aufständische. Dabei starben im letzten November sieben spanische Geheimdienstmitarbeiter.
Der irakische Medienmitarbeiter Assir Kamel Al-Kazzaz, der mit dem TVP-Team unterwegs war, sagte der Nachrichtenagentur AFP: "Ein Wagen tauchte hinter uns auf, seine Insassen schossen auf uns und töteten den polnischen Journalisten. Wir hielten an und ich stieg mit dem algerischen Kollegen und dem polnischen Kameramann aus. Das Auto drehte und kam zurück. Weitere Schüsse töteten den Algerier und verletzten den Polen."
Der 48-jährige Waldemar Milewicz war einer der erfahrensten TVP-Reporter. Er hat von den Konflikten auf dem Balkan, aus Kambodscha, Ruanda und Tschetschenien berichtet. Für seine Arbeit erhielt er zahlreiche Preise; 2001 wurde er in Polen zum Journalisten des Jahres gewählt. Sein Team war am 5. Mai aus Warschau abgereist.
Weitere Informationen:
Katrin Evers
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