Syrien / Türkei
29.08.2024
Journalist Bakr al-Qassem muss freikommen
Erneut Übergriffe auf Medienschaffende in Nordsyrien: Am 26. August wurden die freiberuflichen Journalisten Bakr al-Qassem und Nabiha Taha auf dem Heimweg von einer Reportage im Nordwesten Syriens festgenommen. Taha kam wieder frei, al-Qassem, der regelmäßig für AFP und die türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtet, bleibt jedoch ohne Zugang zu anwaltlicher Vertretung in Haft. Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert die sofortige Freilassung des Journalisten.
Bakr al-Qassem, 29, und seine Frau Nabiha Taha, 25, waren auf dem Rückweg von einer Reportage in der Stadt al-Bab, 30 Kilometer von Aleppo entfernt. An einem Kreisverkehr stoppten Polizisten ihr Auto, nahmen die beiden fest und brachten sie an verschiedene Orte. Taha wurde nach zwei Stunden auf einer Polizeiwache entlassen, fuhr nach Hause und stellte dort fest, dass ihr Haus durchsucht und Dokumente, Ausrüstung und persönliche Gegenstände beschlagnahmt worden waren. Al-Qassem wurde nach RSF-Informationen in eine Haftanstalt in Hawar Kilis, 50 Kilometer nördlich von al-Bab, gebracht. Weder ist bislang bekannt, was den beiden vorgeworfen wird, noch, wer genau die Festnahmen angeordnet hat.
„Wir fordern die örtlichen Behörden und alle an der Verhaftung beteiligten Parteien auf, Bakr al-Qassem unverzüglich freizulassen und die beschlagnahmte Ausrüstung zurückzugeben“, sagt RSF-Vorstandssprecher Martin Kaul. „Syrien ist für Journalistinnen und Journalisten eines der gefährlichsten Länder der Welt und steht auf der Rangliste der Pressefreiheit auf dem vorletzten Platz. Vor allem im nördlichen Teil des Landes nehmen Schikanen gegen Medienschaffende derzeit zu.“
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) schreibt in einer Mitteilung, al-Qassem und Taha seien von türkischen Geheimdiensten und der türkischen Militärpolizei verhaftet worden. Ein größerer Teil Nordwestsyriens wird seit mehreren Jahren von Rebellengruppen kontrolliert, die von der Türkei unterstützt werden. Verwaltet wird die Region von der syrischen Übergangsregierung. Deren Vorsitzender Abdurrahman Mustafa wies auf Anfrage von AFP jegliche Kenntnis von der Verhaftung der beiden Medienschaffenden von sich.
Als Mitarbeiter sowohl der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu als auch der französischen Nachrichtenagentur AFP besitzt al-Qassem gültige Presseakkreditierungen beider internationaler Medien. Er arbeitet seit mehr als zehn Jahren als Journalist und hat laut AFP seit Jahren über den Krieg in Syrien berichtet. Al-Qassem berichtete auch über das tödliche Erdbeben vom Februar 2023, bei dem er 17 Mitglieder seiner Familie verlor. Nabiha Taha arbeitet für den Fernsehsender Halab Today (Aleppo Today).
Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Syrien auf Rang 179 von 180 Staaten. Derzeit sitzen 25 Medienschaffende in Haft.
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