Syrien
20.05.2009
Michel Kilo endlich frei
Reporter ohne Grenzen (ROG) begrüßt die Freilassung des Journalisten und Menschrechtsaktivisten Michel Kilo am 19. Mai um 23 Uhr (Ortszeit) in Damaskus.
Bereits am 14. Mai war Kilo nach einer dreijährigen Haftstrafe aus dem Adra-Gefängnis in der syrischen Hauptstadt entlassen worden. Anschließend wurde er jedoch umgehend in die Zentrale des syrischen Geheimdienstes gebracht, wo er für weitere fünf Tage festgehalten und täglich verhört wurde.
Nach Angaben seiner Familie ist Kilos Gesundheitszustand kritisch: Er leidet an Nierensteinen.
Der heute 68-jährige Michel Kilo wurde am 14. Mai 2006 festgenommen, nachdem er den „Beirut-Damaskus, Damaskus-Beirut“-Aufruf unterschrieben hatte. Syrische und libanesische Intellektuelle forderten in der gemeinsamen Erklärung eine radikale Änderung der Beziehungen zwischen beiden Ländern. Michel Kilo wurde zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe wegen „Schwächung des Nationalgefühls“ verurteilt. Seitdem war er im Gefängnis von Adra, einem Vorort der syrischen Hauptstadt, inhaftiert.
Insgesamt sind in Syrien derzeit vier Journalisten in Haft. In der aktuellen ROG-Rangliste zur Lage der Pressefreiheit weltweit steht Syrien auf Platz 159 von insgesamt 173 Staaten. Präsident Baschar al-Assad zählt zu den 40 „Feinden der Pressefreiheit“.
Bereits während der 30-jährigen Amtszeit seines Vaters, Hafez al-Assad, wurden viele Dissidenten zum Schweigen gebracht. Die Staatsführung Baschar al-Assads begann im Jahr 2000 mit dem so genannten Damaszener Frühling zunächst vielversprechend. Kritische Stimmen kamen damals zumindest begrenzt zu Wort.
Hoffnungen auf eine weitere Liberalisierung zerschlugen sich jedoch nach einer Welle von Verhaftungen demokratischer Oppositioneller im Dezember 2007, unter ihnen die Journalisten Fayez Sara, Ali Abdallah und Akram Al-Bunni. Alle drei sind noch in Haft.
Weitere Informationen:
Anja Viohl
Tel.: 030 615 85 85
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