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Mexiko

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 124 von 180
Mexiko 22.03.2021

Vier Jahre nach dem Mord an Miroslava Breach

Drei Porträtfotos einer Frau stehen auf dem Boden, davor Zeitungspapier.
Trauer um Miroslava Breach © picture alliance / AA / Daniel Cardenas

Zum vierten Todestag der mexikanischen Journalistin Miroslava Breach Velducea fordert Reporter ohne Grenzen, dass der Mord an ihr restlos aufgeklärt und alle Beteiligten zur Verantwortung gezogen werden. Ein Mann wurde 2020 wegen Beteiligung an der Ermordung zu 50 Jahren Haft verurteilt, ein weiterer verhaftet. Die Journalistin hatte in Chihuahua zu organisiertem Verbrechen und Korruption recherchiert.

„Dass vergangenen August ein Mann für die Beteiligung an dem Mord an Miroslava Breach verurteilt wurde, ist ein wichtiges Zeichen gegen Straflosigkeit in Mexiko. Auch dass im Dezember ein zweiter Verdächtiger verhaftet wurde, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Doch viele weitere Schritte fehlen noch“, sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. „Die mexikanischen Behörden haben die Pflicht, die Drahtzieher dieses Verbrechens zu identifizieren und zu verurteilen: gegenüber der Familie von Miroslava Breach und gegenüber den vielen Journalistinnen und Journalisten im Land, die in Angst leben, für ihre Recherchen einen hohen Preis zahlen zu müssen. Solange der Fall nicht restlos aufgeklärt ist, bleibt die Gerechtigkeit auf der Strecke.“

Vor genau vier Jahren, am Morgen des 23. März 2017, wurde die Journalistin Miroslava Breach in Chihuahua im Norden Mexikos erschossen. Sie wartete gerade im Auto auf ihren Sohn, um ihn zur Schule zu bringen. Breach musste seit März 2016 unter ständigen Einschüchterungen leiden, weil sie Artikel zu Verbindungen zwischen Gruppen des organisierten Verbrechens und lokalen Politikern veröffentlicht hatte.

Bis heute ist nur eine Person verurteilt worden. Ein Mann namens Juan Carlos Moreno Ochoa, ein als „El Larry“ bekanntes Mitglied einer kriminellen Vereinigung, wurde im August 2020 nach dreijährigem Prozess zu 50 Jahren Haft verurteilt. Bereits im März 2020 war er schuldig gesprochen worden. Es war die erste Verurteilung wegen Mordes an einer Journalistin oder einem Journalisten in Mexiko.

Im Dezember 2020 verhaftete die mexikanische Generalstaatsanwaltschaft über das Büro des Sonderstaatsanwalts für Menschenrechte einen Mann, der den Drahtzieher und die Auftragsmörder unterstützt haben soll.  Medien identifizierten den Mann als Hugo Shultz Alcaraz, den ehemaligen Bürgermeister der Gemeinde Chínipas im Bundesstaat Chihuahua. Die Generalstaatsanwaltschaft erklärte, dass der Verhaftete der Gruppe von Verbrechern, die den Mord in Auftrag gegeben und ausgeführt hat, Informationen zugespielt haben soll.

Aufklärung noch nicht abgeschlossen

Obwohl die Fortschritte bei der Untersuchung des Mordes an Miroslava Brach wichtig sind, vertritt Reporter ohne Grenzen gemeinsam mit seiner mexikanischen Partnerorganisation Propuesta Cívica die Ansicht, dass der Fall noch nicht vollständig abgeschlossen ist. Die Ermittlungen gegen die anderen am Mord Beteiligten und ihre strafrechtliche Verfolgung sind noch nicht beendet. Reporter ohne Grenzen fordert daher:

  • Die mexikanische Generalstaatsanwaltschaft muss gegen den mutmaßlichen Mittäter Jaciel V. V. wegen seiner Beteiligung an der Ermordung den Haftbefehl vollstrecken.
  • Die Sonderstaatsanwaltschaft für Verbrechen gegen die Meinungsfreiheit (FEADLE) muss die Ermittlungen im Mordfall Miroslava Breach fortsetzen und den Anführer der kriminellen Gruppe „Los Salazar“, José Crispín Salazar Zamorano, als Drahtzieher des Verbrechens benennen. Sonderstaatsanwaltschaft und Propuesta Cívica hatten im Prozess gegen Juan Carlos Moreno Ochoa die Sichtweise der Anklage gestützt, dass der Mord an Breach ein direkter Befehl von „Los Salazar“ war, einer mit dem Sinaloa-Kartell verbundenen kriminellen Gruppe.
  • Des Weiteren muss der Schutz der Angehörigen sowie Zeuginnen und Zeugen, die wegen ihrer Teilnahme am Prozess Drohungen erhalten haben, weiterhin gewährleistet sein.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Mexiko auf Platz 143 von 180 Staaten.



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