Tunesien
12.07.2016
Fernsehmacht zieht Politiker an
Fernsehen zieht Politiker an, Reichweitenzahlen fehlen
Finanzierung vieler Medien intransparent
Ähnlich intransparent ist die Finanzierung vieler Medien in Tunesien. Unter Diktator Ben Ali wurde die Vergabe staatlicher Werbegelder zentral durch die Agentur für externe Kommunikation (ATCE) verwaltet, die im Januar 2011 aufgelöst wurde. Es fließt weiterhin Geld aus dem Staatshaushalt an Medien, Behörden und öffentliche Stellen geben heute jedoch keine Auskunft mehr darüber, welche Summen sie für Werbung oder Abonnements aufwenden. Auf der anderen Seite existieren Medien, die kaum oder gar nicht über Werbeeinnahmen verfügen und sich dennoch erstaunlich gut selbst finanzieren – aus unbekannter Quelle.
Positiv sind die Bemühungen der tunesischen Behörden hervorzuheben, Medienvielfalt zu fördern. Mit der Notverordnung 2011-115 über die Pressefreiheit und den Bestimmungen der Regulierungsbehörde HAICA ist ein gesetzlicher Rahmen geschaffen, der Konzentration im Mediensektor verhindern soll. Nach dem Sturz Ben Alis konfiszierte der Staat diverse Unternehmen, die bedeutende Anteile an verschiedenen Medien hielten. Dazu gehörten das Verlagshaus Dar Assabah, die Radiosender FM Zitouna , Shems FM und Mosaique FM, der Sender Hannibal TV und die Produktionsfirma Cactus Prod. Der Verkauf dieser Medien geht bislang äußerst schleppend voran. Er muss in transparenter Weise und mit Blick auf die Medienvielfalt vorangetrieben werden.
Der Media Ownership Monitor - Ein globales Rechercheinstrument
Mit dem Media Ownership Monitor (MOM) hat Reporter ohne Grenzen ein standardisiertes Recherche- und Publikationsinstrument entwickelt, das Besitzverhältnisse von Massenmedien in ausgewählten Ländern transparent macht. Der MOM deckt die Interessen von Medienbesitzern auf und bildet ihre Meinungsmacht über die verschiedenen Mediensektoren – TV, Radio, Print und Online – anschaulich ab. Die Untersuchungsergebnisse sind als ständig aktualisierte Online-Datenbanken öffentlich zugänglich und tragen so dazu bei, das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit für Fragen der Medienkonzentration zu schärfen und auf politischer Ebene für einen gesetzlichen Rahmen zu werben, der Medienpluralismus schützt.
Der MOM ist ein internationales Projekt von Reporter ohne Grenzen, das von der deutschen ROG-Sektion initiiert wurde und mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung umgesetzt wird.Gemeinsam mit lokalen Partnerorganisationen wurde er 2015 erstmals in Kolumbien und Kambodscha durchgeführt, 2016 wird er neben Tunesien in der Ukraine, der Mongolei, der Türkei, auf den Philippinen und in Peru eingeführt. Weitere Länder sind in Planung.
nach oben
Folgen Sie uns!