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Media Ownership Monitor Ghana

In Ghana sind Informationen zur Besitzstruktur von Medien nur eingeschränkt zugänglich und oft unvollständig. Zudem bedrohen Interessenkonflikte zwischen Medienbesitzern und Politikern sowie fehlende Schutzmechanismen gegen Medienkonzentration die Pressefreiheit im Land. Das zeigen die Ergebnisse dreimonatiger Recherchen im Rahmen des weltweiten Projekts Media Ownership Monitor (MOM), die Reporter ohne Grenzen und die Media Foundation for West Africa (MFWA) am 25. Juli 2017 in Accra vorstellten.

Rangliste der Pressefreiheit — Platz 50 von 180

Starke Medienkonzentration und Intransparenz

Die detaillierten Ergebnisse sind auf der Projektwebsite ghana.mom-rsf.org verfügbar.

„Das Media Ownership Monitor Projekt bietet einen beispiellosen Einblick in den ghanaischen Medienmarkt. Das ist die Grundvoraussetzung dafür, wirksame Schutzmechanismen zu entwickeln, die Medienpluralismus langfristig gewährleisten können“, sagte MFWA-Geschäftsführer Sulemana Braimah.

„Der Media Ownership Monitor in Ghana zeigt, dass eine hohe Anzahl an Rundfunksendern und Zeitungen nicht gleichbedeutend ist mit einer pluralistischen Medienlandschaft. Wenn Leser, Hörer und Zuschauer nur einige wenige Medien nutzen, haben eine Handvoll Medienbesitzer potenziell großen Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung“, sagte Projektmanagerin Lisa-Maria Kretschmer.

ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske ergänzte: „Ich war beeindruckt, wie es MOM Ghana heute gelungen ist, bei der Vorstellung der Rechercheergebnisse alle Stakeholder im Mediensektor zusammen zu bringen, vom Informationsminister über die Regulierungsbehörde bis zu den privaten und Community Radios. Damit haben die langjährigen Bemühungen in Ghana, endlich ein Informations- und ein Rundfunkgesetz mit einer Begrenzung von Medienkonzentration durchzusetzen, einen deutlichen Schub erhalten."

Starke Medienkonzentration in Fernsehen und Print

Der ghanaische Medienmarkt ist in verschiedenen Mediengattungen stark konzentriert. Das gilt insbesondere für die Printmedien. Die vier führenden Medienunternehmen (Graphic Communications Group Limited, New Times Corporation, Western Publications Limited, Business and Financial Times Limited) erreichen zusammen 95,9 Prozent aller Leser. Zudem greifen drei von vier Lesern zu einer staatlichen Zeitung, um sich zu informieren. Im Rundfunksektor dominieren hingegen private Unternehmen. Auch der Fernsehmarkt ist stark konzentriert. Die führenden vier Medienbesitzer (Multimedia Group, Osei Kwame mit U2 Company Ltd. /Despite Group of Companies, TV3 Network/ Media General Ghana Limited und die staatliche Ghana Broadcasting Corporation) vereinen mehr als drei Viertel der Zuschaueranteile auf sich. Anders sieht es auf dem ghanaischen Radiomarkt aus, wo sich die Marktführer je nach Region unterscheiden. Jedoch haben auch hier die Multimedia Group und die Despite Group of Companies mit einigen landesweiten Radiosendern eine bedeutende Marktposition. Mit rund 45 Prozent ist knapp die Hälfte der Hörerschaft auf vier Marktführer vereint. 

Widersprüchliche und unvollständige Informationen

Bei einem Drittel der untersuchten Medien waren keine Informationen über ihre Besitzstrukturen im Unternehmensregister verfügbar. Unternehmen sind verpflichtet, sich dort zu registrieren. Informationen über die Unternehmen müssen auf Anfrage herausgegeben werden. Viele der verfügbaren Informationen waren unvollständig und zum Teil veraltet. Änderungen in den Besitzverhältnissen waren entweder gar nicht erst dokumentiert oder widersprachen den Angaben in anderen öffentlich zugänglichen Quellen wie etwa der Nationalen Kommunikationsbehörde (NCA). Dadurch ließen sich sowohl die Rechtsform einiger Medienunternehmen als auch ihre Beziehungen zu Tochtergesellschaften nur schwer feststellen. Mangelnde Transparenz verschleiert die Marktmacht und erschwert oder verhindert gar eine wirksame Regulierung von Medienkonzentration. 

Hochrangige Politiker mit Verbindungen zu Medien

Ein Drittel der untersuchten Medien ist entweder in Staatsbesitz oder gehört Anteilseignern mit Verbindungen in die Politik, darunter hochrangige Politiker. So ist etwa der Vorsitzende der regierenden Neuen Patriotischen Partei (NPP), Frederick Blay, gleichzeitig Hauptaktionär von Western Publications Ltd., Herausgeber der Zeitungen Daily Guide und News One. Dr. Kwabena Duffour, der als Aktionär der Excellence in Broadcasting Group Ltd. aufgelistet wird, war ehemaliger Finanzminister unter dem zuvor regierenden Nationalen Demokratischen Kongress (NDC). Kennedy Agyepong ist nicht nur Vorsitzender des Parlamentsausschuss für Kommunikation, in dem juristische Schritte im Mediensektor initiiert und diskutiert werden. Durch seine Frau hat er auch direkte Verbindungen in die Medienbranche. Sie ist CEO der Sender Oman FM und Net 2 TV. 

Frauen in Medienhäuser unterrepräsentiert

Die MOM-Ergebnisse zeigen auch, dass Medienbesitz in Ghana eine Männerdomäne ist. Nur zwei der 25 untersuchten Medienunternehmen gehören einer Frau: Oman FM Limited (Stella Wilson Agyepong) und Business and Financial Times Limited (Edith Dankwa). Bei den Medienunternehmen GAB Productions Ltd. und Western Publication Ltd. werden zwei Frauen als Anteilseigner angegeben, die beide wiederum die Ehefrauen der Hauptaktionäre des jeweiligen Unternehmens sind. Auch in den Führungspositionen ghanaischer Medienunternehmen sind Frauen unterrepräsentiert. Von den 21 ermittelten CEOs sind nur drei Frauen: Edith Dankwah (Business and Financial Times Ltd.), Carol Anang (New Times Corporation) und Gina Blay (Western Publications). Das Geschlechterverhältnis in den Vorständen der Medienunternehmen zeigt ein ähnliches Bild. 

Schwache Regulierung

Mangelnde Informationen über die Besitzstrukturen sowie Interessenkonflikte zwischen Politik und Medienbesitzern verdeutlichen wie schwach die Regulierung der ghanaischen Medienbranche ist. Es gibt keine Schutzmechanismen, um Medienkonzentration vorzubeugen oder einzudämmen und um politische Kontrolle über Medienbesitz zu verhindern. Zwar gibt es eine Transparenzverordnung, doch die MOM-Untersuchungen zeigen, wie wenig sich Medienunternehmen tatsächlich daran halten. 

„Die Ergebnisse des Media Ownership Monitors zeigen einmal mehr, dass die Verabschiedung eines Rundfunkgesetzes zur Vorbeugung von Medienkonzentration und politischer Einflussnahme in den Medien längst überfüllig ist. Dieses Projekt setzt den Ton für eine fundierte Debatte über die nächsten Schritte“, sagte Sulemana Braimah.