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Media Ownership Monitor Kambodscha

In Kambodscha zeigte der MOM, dass die wichtigen Massenmedien oft in den Händen regierungsnaher Eigentümer konzentriert sind. Damit gefährden die Besitzverhältnisse den Meinungspluralismus und erschweren eine kritische Berichterstattung über die politischen und wirtschaftlichen Machteliten. Die Projektergebnisse machten auch deutlich, dass die Medienregulierung in Kambodscha noch in den Kinderschuhen steckt: Der hohe Konzentrationsgrad offenbarte das Fehlen eines angemessenen gesetzlichen Rahmens. So gibt es zum Beispiel keine unabhängige Medienbehörde. Die Schlüsselrolle liegt stattdessen beim Informationsministerium, das in völlig intransparenter Weise über die Vergabe und den Entzug von Lizenzen für Medien entscheidet.

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Hohe Medienkonzentration, geringe Transparenz

Die detaillierten Ergebnisse des Media Ownership Monitor (MOM) Kambodscha sind ab sofort auf der Webseite cambodia.mom-rsf.org  abrufbar.

Wichtige Massenmedien in Kambodscha sind in den Händen weniger, oft regierungsnaher Eigentümer konzentriert. Damit gefährden die Besitzverhältnisse den Meinungspluralismus und erschweren eine kritische Berichterstattung über die politischen und wirtschaftlichen Machteliten. Dies zeigen die Ergebnisse zweimonatiger Recherchen im Rahmen des Projekts Media Ownership Monitor, die Reporter ohne Grenzen (ROG) zusammen mit dem Kambodschanischen Zentrum für Unabhängige Medien (CCIM) in Phnom Penh vorgestellt hat. Sie offenbaren zugleich den Mangel an einer transparenten und wirksamen Medienregulierung in dem südostasiatischen Land.

„Massenmedien formen die öffentliche Meinung. Deshalb sind Vielfalt und Unabhängigkeit der Medien unabdingbar für jedes demokratische System“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr bei der Vorstellung der Projektergebnisse in Phnom Penh. „Ein so hoher Grad an Besitzkonzentration, an politischen und wirtschaftlichen Verbindungen wie hier in Kambodscha gefährdet die Medienvielfalt und schreckt von kritischer Berichterstattung ab.“

CCIM-Geschäftsführer Pa Ngoun Teang appellierte an die kambodschanischen Medienschaffenden: „Um inhaltliche Vielfalt zu gewähren und den Interessen der Bürger zu dienen, schulden alle Medien ihrem Publikum Rechenschaft. Transparente Besitzstrukturen sind die Grundlage für einen glaubwürdigen Journalismus.“

Fernsehunternehmer haben enge Bande zur Regierungspartei

Eine besonders hohe Besitzkonzentration ergab die Untersuchung für das Fernsehen: Dort entfallen 78 Prozent des Markts auf nur vier Medienunternehmen (CBS, Hang Meas, Mica Media und PPCTV). Zudem haben die Eigentümer von sieben der zehn wichtigsten Fernsehsender enge Verbindungen zur regierenden Partei: Sie haben etwa Regierungsposten oder fungieren als Berater. Über alle Mediengattungen hinweg vereinen ganze vier Mediengruppen 83 Prozent Marktanteil auf sich: die Konzerne CBS (Royal Group) und Hang Meas sowie die Unternehmer Seng Bunveng und Hun Mana. Dies bedeutet eine außergewöhnlich hohe Besitzkonzentration bei den potenziell meinungsbildenden Medien. Die mit Abstand wichtigste Mediengruppe Kambodschas ist die zur Royal Group gehörende Cambodian Broadcasting Service (CBS), die allein 47 Prozent des Fernsehmarkts kontrolliert. Über mehrere Schwesterfirmen ist sie auch auf verwandten Sektoren wie den Märkten für Telefon- und Internetdienstleistungen sowie Digitalfernsehen aktiv. Damit ist ihr Besitzer Kith Meng der Medieneigentümer mit dem mutmaßlich stärksten Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung im Land. Eine hohe Besitzkonzentration gibt es auch bei den Printmedien, die allerdings nur von jedem zehnten Kambodschaner gelesen werden. Hier erreichen die vier wichtigsten Publikationen 59 Prozent des Publikums. Am geringsten, wenn auch immer noch beträchtlich ist die Konzentration auf dem Radiomarkt: Die vier wichtigsten Sender machen 43 Prozent des Publikums unter sich aus. Acht der zehn wichtigsten Sender kommen allerdings nur auf Marktanteile von jeweils drei bis sechs Prozent. Über Online-Nachrichtenmedien – deren Bedeutung in Kambodscha noch recht begrenzt ist – sind nur so wenige Daten verfügbar, dass sich der Markt auf diesem Sektor nicht umfassend darstellen lässt.

Schwer zugängliche Marktdaten

Die Recherchen für den MOM Kambodscha fanden vom 28. September bis zum 30. November statt und stützten sich auf Daten, die zwischen Januar und März 2015 bei einer Publikumsumfrage der Cambodia Media & Research for Development erhoben wurden. Daraus wurden für jede Gattung (Fernsehen, Radio, Print- und Internetmedien) die höchstens zehn wichtigsten Nachrichtenmedien ausgewählt – gemessen am Marktanteil auf nationaler Ebene, im Falle des sehr fragmentierten Radiomarkts an der Reichweite in den Provinzen. Erschwert wurden die Recherchen für den Media Ownership Monitor in Kambodscha dadurch, dass kaum Finanzdaten über den Medienmarkt verfügbar sind. Deshalb erwies es sich als unmöglich, die wirtschaftlichen Auswirkungen und das finanzielle Ausmaß der Besitzkonzentration zu untersuchen. Auch zu den Eigentumsstrukturen waren nur wenige Daten öffentlich zugänglich. Zudem reagierten viele Medien sehr zögerlich auf Anfragen zu diesem Thema: Nur ein Drittel der Angefragten stellte vollständige Informationen zur Verfügung. Die Projektergebnisse machen auch deutlich, dass die Medienregulierung in Kambodscha noch in den Kinderschuhen steckt: Der hohe Konzentrationsgrad offenbart, dass es an einem angemessenen gesetzlichen Rahmen mangelt. Eine unabhängige Medienbehörde gibt es nicht. Die Schlüsselrolle liegt stattdessen beim Informationsministerium, das in völlig intransparenter Weise über Vergabe und Entzug von Lizenzen für Medien entscheidet. „Regierung und Parlament sollten eine unabhängige Behörde schaffen, um Medienkonzentration und -besitz zu regulieren“, empfahl ROG-Geschäftsführer Mihr. Zu den Aufgaben einer solchen Behörde müssten auch transparente Regelungen für die Vergabe von Medienlizenzen gehören.

Die Projektergebnisse machen auch deutlich, dass die Medienregulierung in Kambodscha noch in den Kinderschuhen steckt: Der hohe Konzentrationsgrad offenbart, dass es an einem angemessenen gesetzlichen Rahmen mangelt. Eine unabhängige Medienbehörde gibt es nicht. Die Schlüsselrolle liegt stattdessen beim Informationsministerium, das in völlig intransparenter Weise über Vergabe und Entzug von Lizenzen für Medien entscheidet.

„Regierung und Parlament sollten eine unabhängige Behörde schaffen, um Medienkonzentration und -besitz zu regulieren“, empfahl ROG-Geschäftsführer Mihr. Zu den Aufgaben einer solchen Behörde müssten auch transparente Regelungen für die Vergabe von Medienlizenzen gehören.