Niger
04.09.2023
Aufruf zur Verteidigung der Pressefreiheit
Angriffe auf Medienschaffende, Zeitungen, die geschlossen werden, Drohungen und Belästigungen im Internet: Einen Monat nach dem Militärputsch in Niger hat sich die Lage der Pressefreiheit in dem westafrikanischen Land stark verschlechtert. Reporter ohne Grenzen (RSF) und 80 afrikanische Medienschaffende und Medienorganisationen fordern die Militärregierung mit einem gemeinsamen Aufruf zur Achtung der Pressefreiheit auf.
„Die Angriffe der Militärjunta auf den unabhängigen Journalismus in Niger müssen ein Ende haben“, sagt RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. „Pressefreiheit, das Recht auf Information und Medienpluralismus dürfen auch bei politischer Instabilität nicht in Frage gestellt werden. Wir fordern die neuen Machthaber dazu auf, Medienschaffende und Pressefreiheit zu schützen!
Zentraler Punkt des Aufrufs: Der von den Militärs eingesetzte „Nationale Rat für den Schutz des Vaterlandes“ muss die Arbeit lokaler und internationaler Journalistinnen und Journalisten in Niger respektieren. Verbale Angriffe und Drohungen gegen Medienschaffende sollen beendet und öffentlich verurteilt werden. Dies betrifft auch Übergriffe aus den Reihen der Putsch-Regierung. Die Verantwortlichen für Drohungen und Angriffe auf Journalistinnen und Journalisten gehören vor Gericht.
Wachsende Bedrohung von Medienschaffenden
Zwei Tage nach dem Putsch, am 28. Juli, wurde Soufiane Mana Hassan, Herausgeber der Zeitung Le Témoin de l'Histoire, in der Nähe seines Hauses von Unbekannten bedroht. Er solle sich genau überlegen, was er in der Zeitung und sozialen Medien veröffentliche, beschreibt er den Inhalt der Drohungen im Gespräch mit RSF.
Einige Tage später wurde die Bloggerin und Journalistin Samira Sabou von einem Militärangehörigen telefonisch verhört. Der Anlass: Die Medienschaffende hatte zuvor eine Botschaft des abgesetzten Präsidenten Mohamed Bazoum im Internet geteilt.
Auch in Niger tätige französische Medienschaffende waren Ziel von Drohungen und Gewalt. So wurden die unabhängigen Journalisten Amaury Hauchard und Stanislas Poyet am 19. August während der Berichterstattung über eine Versammlung von Sympathisanten des Putsches beleidigt und verprügelt. Die Angreifenden stahlen Poyets Reisepass sowie die Foto- und Radioausrüstung der Journalisten. Sie verletzten Hauchard an der Lippe, welche mit zwei Stichen genäht werden musste.
Einige Tage zuvor beleidigten Junta-Anhänger Anne Fleur Lespiaut, Korrespondentin des französischen Senders TV5 Monde, im Internet. Die Trolle forderten, Lespiaut zur unerwünschten Person zu erklären. Man müsse mit der Journalistin abrechnen.
Die Sender RFI und France 24 wurden am 3. August auf unbestimmte Zeit gesperrt.
Breites Netzwerk von Unterstützenden
Unterstützt wird der Aufruf von renommierten Journalistinnen und Journalisten nigrischer Medien wie Moussa Aksar, Herausgeber der Zeitung L'Événement. Aber auch Medienschaffende aus anderen afrikanischen Ländern wie Haman Mana, Herausgeber der Tageszeitung Le Jour in Kamerun, stehen hinter der Initiative. Zu den Unterzeichnenden gehören außerdem die Zeitschriften- und Buchhandelskette Maison de la Presse in Niger, die Föderation Afrikanischer Journalisten (FAJ), die Media Foundation for West Africa (MFWA) sowie die Norbert Zongo Cell for Investigative Journalism in West Africa (CENOZO).
Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Niger auf Platz 61 von 180.
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