Pakistan / Saudi-Arabien
02.04.2019
Ermittlungen gegen pakistanische Journalisten
Reporter ohne Grenzen (ROG) ist empört über den jüngsten Einschüchterungsversuch gegen kritische Journalisten in Pakistan. Weil sie in sozialen Medien Fotos des heute vor einem halben Jahr ermordeten saudisch-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi veröffentlicht haben, hat die pakistanische Sicherheitsbehörde FIA Ermittlungen gegen sechs Medienschaffende angeordnet.
„Das angebliche Verbrechen dieser Journalisten ist ein Zeichen der Solidarität mit ihrem Kollegen Jamal Khashoggi, der vor sechs Monaten brutal ermordet wurde. Diese Schikane ist bezeichnend dafür, wie die politische Führung in Pakistan mit Dissidenten umgeht“, sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr. „Während die Behörden sich vor der Wahl 2018 noch darauf konzentrierten, traditionelle Medien einzuschüchtern, sollen kritische Stimmen nun offenbar auch online verstummen.“
Die Ermittlungen gegen die Journalisten Matiullah Jan, Murtanza Solangi, Azaz Syed, Ammar Massod, Umer Cheema und Ahmed Waqas Goraya wurden in einem geleakten Schreiben der Abteilung für Cyberkriminalität der FIA angeordnet, die zum pakistanischen Innenministerium gehört. Laut dem auf den 13. März datierten Schreiben habe es eine Social-Media-Kampagne gegen den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman gegeben, als dieser im Februar nach Pakistan reiste.
Die angebliche Kampagne bestand lediglich darin, während bin Salmans Besuch wiederholt Fotos des ermordeten Journalisten Jamal Khashoggi zu veröffentlichen. Die Abteilung für Cyberkriminalität bezeichnet dies in ihrem Schreiben jedoch als „respektlose Botschaft“ an den saudischen Kronprinzen. Die sechs betroffenen Journalisten sind bekannte Kritiker der Machthabenden in sozialen Medien – dem einzigen Ort, wo sie ihre Meinung noch frei äußern können.
Reporterinnen und Reporter in Pakistan standen vor der Wahl im vergangenen Jahr besonders unter Druck. Unabhängige Medien wurden wiederholt zensiert und kritische Journalistinnen und Journalisten bedroht, angegriffen und entführt. Mit diesen Methoden haben insbesondere das mächtige Militär und die Geheimdienste versucht, Medienschaffende einzuschüchtern und eine unabhängige Berichterstattung zu verhindern. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Pakistan auf Platz 139 von 180 Staaten.
Exil- Journalist im Konsulat ermodet
Jamal Khashoggi, dessen Bilder die pakistanischen Journalisten in sozialen Medien veröffentlicht hatten, wurde am 2. Oktober 2018 im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul ermordet. Khashoggi hatte zuletzt im selbst gewählten Exil in den USA gelebt und als Kolumnist für die Washington Post gearbeitet. Im Konsulat in Istanbul wollte er Unterlagen besorgen, die er für die Heirat mit seiner türkischen Verlobten brauchte. Vieles spricht dafür, dass der Mord von höchster politischer Ebene angeordnet oder zumindest abgesegnet wurde.
Saudi-Arabien gehört zu den fünf Ländern, in denen weltweit die meisten Journalistinnen und Journalisten wegen ihrer Arbeit inhaftiert sind. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht das Land auf Platz 169 von 180 Staaten.
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