Pakistan
07.09.2010
Medienmitarbeiter bei Anschlag getötet / Weiterer Reporter entführt
Die Sicherheitslage für Journalisten in Pakistan spitzt sich weiter zu. „Mit mindestens sechs Medienmitarbeitern, die aufgrund ihres Berufs oder während ihrer Arbeit in Pakistan in diesem Jahr getötet wurden, gehört das südasiatische Land derzeit zu den gefährlichsten Orten der Welt für Journalisten“, so Reporter ohne Grenzen (ROG).
Zuletzt kamen am 3. September ein Kameramann und ein Fahrer eines Übertragungswagens bei einem Selbstmordattentat in Quetta im Nordwesten Pakistans ums Leben. Sechs Journalisten erlitten bei dem Anschlag und anschießenden Feuergefechten schwere Verletzungen. Ein weiterer Journalist wurde am 4. September in Islamabad entführt. Die Kidnapper sind möglicherweise pakistanische Sicherheitskräfte.
„In einer Zeit, in der das Land nach der verheerenden Flutkatastrophe jede erdenkliche Hilfe braucht, werden Zivilisten, einschließlich Medienschaffende, verstärkt zum Ziel terroristischer Anschläge und Übergriffe durch Sicherheitskräfte“, kritisiert ROG. „Die Verantwortlichen müssen identifiziert und bestraft werden“, fordert ROG.
Der Kameramann Ejaz Raisani (Foto) ist bereits der dritte Mitarbeiter des TV-Senders Samaa, der bei einem Selbstmordattentat getötet wurde. Wenige Stunden nach dem Anschlag am 3. September erlag der 30-Jährige im Militärkrankenhaus seinen schweren Verletzungen. Fahrer Muhammad Sarwar vom Sender Aaj News kam in seinem Übertragungsfahrzeug durch Schüsse aus nächster Nähe ums Leben. Bei dem Anschlag auf schiitische Gläubige in der pakistanischen Stadt Quetta sind mehr als 60 Menschen getötet worden. Ein Selbstmordattentäter hatte sich am 3. September bei einer schiitischen Solidaritätsdemonstration für die Palästinenser in die Luft gesprengt.
Umar Cheema, der für die Zeitung The News investigativ arbeitet, wurde von Männern in Polizeiuniform am 4. September gekidnappt und für mehrere Stunden gefoltert und gedemütigt. Seine Peiniger ließen ihn mit der Warnung wieder frei, jegliche Berichterstattung über diesen Vorfall bringe ihn in „ernsthafte Schwierigkeiten“.
In diesem Jahr zählte ROG bislang neun getötete Journalisten in Pakistan, mindestens sechs davon wurden nachweislich wegen oder während Ihrer Arbeit getötet. Rund zehn weitere Reporter wurden bei Bombenanschlägen und Schusswechseln verletzt. Hinter vielen Attentaten stehen radikal-islamische Gruppen wie die Taliban. ROG listet den sowohl in Pakistan als auch in Afghanistan operierenden Talibanführer Mullah Mohammed Omar schon seit mehreren Jahren als „Feind der Pressefreiheit“.
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