Gaza
24.02.2025
Für Journalisten bleibt die Lage katastrophal
Trotz des fragilen Waffenstillstandsabkommens herrscht in Gaza noch immer eine humanitäre Katastrophe, die journalistische Arbeit nahezu unmöglich macht. Hilfslieferungen sickern nur spärlich in das blockierte Gebiet. Die israelischen Behörden verweigern internationalen Berichterstattenden weiterhin die Einreise, auch im Exil lebende palästinensische Medienschaffende dürfen nicht zurückkehren. Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert die israelischen Behörden dringend auf, die Blockade aufzuheben. Im israelischen Krieg in Gaza sind mindestens 180 Medienschaffende getötet worden.
„Die Waffenruhe in Gaza hat zwar dem Töten und Sterben endlich ein Ende gesetzt, doch den Journalistinnen und Reportern fehlt es an allem. Sie brauchen Schutzausrüstung, Internet und Strom“, sagt RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. „Israel muss die Grenze vollständig öffnen, damit Ausrüstung und mehr humanitäre Hilfe in den Gazastreifen gelangen kann. Zudem kämpfen wir weiterhin für Gerechtigkeit und bieten den betroffenen Medienschaffenden jede notwendige Unterstützung.“
Arbeiten inmitten der Trümmer
„Das Ausmaß der Zerstörung ist immens, erschreckend“, sagte Islam al-Zaanoun von Palestine TV. „Das Leben scheint verschwunden zu sein. Die Straßen sind zu Müllhalden unter freiem Himmel geworden. Da es keinen Arbeitsplatz, kein Internet und keinen Strom gibt, musste ich meine Arbeit für mehrere Tage einstellen.“ Aufgrund des Mangels an Benzin und Diesel sind Fahrten innerhalb von Gaza schwierig und teuer. Wie der Rest der Bevölkerung müssen Journalistinnen und Journalisten täglich stundenlang für Wasser und Lebensmittel anstehen.
Israelisches Feuer trotz Waffenruhe
„Ganze Gebiete sind nicht erreichbar“, berichtete der Korrespondent Hani al-Schaer von Al-Dschasira (Al Jazeera) gegenüber RSF. „Die Lage ist nach wie vor gefährlich. In Rafah gerieten wir unter israelisches Feuer.“
Zeugen und Ziele: das doppelte Trauma der Reporter
Mindestens 180 Medienschaffende wurden nach RSF-Recherchen im Laufe des 15-monatigen Krieges durch die israelische Armee getötet, darunter mindestens 42 bei der Arbeit. „Wir haben über diese Tragödie berichtet, aber wir waren auch ein Teil davon. Oft waren wir das Ziel“, sagte Islam al-Zaanoun. „Wir können immer noch nicht ruhen oder schlafen. Wir haben Angst, dass der Krieg wieder beginnt,“ ergänzt Hani al-Schaer.
Leben im Exil
Wer nach Ägypten oder Katar geflohen ist, ist zwar in Sicherheit, lebt aber weiterhin mit den Folgen des Krieges. „Meine größte Hoffnung ist es, nach Hause zurückzukehren und meine Lieben wiederzusehen. Aber die Grenze ist geschlossen und mein Haus ist zerstört“, klagt Ola al-Zaanoun, seit vielen Jahren RSF-Korrespondentin für Gaza. Derzeit lebt sie in Ägypten.
Diaa al-Kahlut, Büroleiter von The New Arab in Gaza, ist einer von vielen, die mit ansehen mussten, wie die israelische Armee sein Haus zerstörte. „Als sie mich verhafteten, setzten sie mein Haus und mein Auto in Brand. Ich habe alles verloren, was ich mir in meiner Karriere als Journalist erarbeitet habe, und muss ganz von vorne anfangen“, sagte er gegenüber RSF. Auch sein Bruder wurde im Krieg getötet. Diaa al-Kahlut lebt als Geflüchteter in der katarischen Hauptstadt Doha, klagt aber über die Folgen von Misshandlungen, die er während seiner einmonatigen Haft im Dezember 2023 in israelischer Haft erlitten habe. „Egal, wie oft ich mir sage, dass ich hier in Sicherheit bin und das Glück habe, meine Frau und meine Kinder bei mir zu haben: Ich habe Probleme zu schlafen, zu arbeiten und Entscheidungen zu treffen. Ich habe ständig Angst.“
Auf der Rangliste der Pressefreiheit stehen die Palästinensischen Gebiete auf Platz von 157, Israel auf Rang 101.
nach oben
Folgen Sie uns!