Tschad 01.12.1996

Besucher aus Afrika (Fortsetzung)

Im Oktober-Rundbrief kündigten wir den Besuch von acht Journalisten aus den francophonen Ländern Afrikas an, die auf Einladung der Bundesregierung im Rahmen der Themenreise "Massenmedien elektronisch" Deutschland besuchten.

Die Ankündigung stieß auf reges Interesse bei unseren Mitgliedern und wir konnten einige Kontakte vermitteln. Die Journalisten kamen aus Mauretanien, Guinea, dem Tschad, Benin, Togo, Mali und dem Niger. Der Kollege aus dem Niger, Mallam Yaro, Direktor der Rundfunkanstalt Radio Anfani, war der einzige, der nicht für staatliche Medien arbeitet und dessen Sender auch in unserem Report 1996 erwähnt wurde. Die anderen Journalisten, waren alles hochgradige

Vertreter von staatlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten. Wir nutzten ein gemeinsames Abendessen zum Gedankenaustausch.

Unser Interesse galt insbesondere Zahara Yacoub, über die wir mehrfach in unseren Rundbriefen berichtet hatten. Zur Erinnerung: der Iman von N'Djamena hatte die Fatwa gegen sie ausgesprochen, nachdem ihr Dokumentarfilm über Klitorisbeschneidung an einem 10jährigen Mädchen ausgestrahlt worden war. Über die Fatwa wollte sie nicht sprechen, weil sie glaubt, daß es in Deutschland fanatische Islamisten gibt.

Ein Beweis dafür ist ein Brief eines Landsmannes über drei Seiten an sie, in dem er rechtfertigt, daß es nur recht und billig wäre sie zu töten, da sie das Geschlechtsteil eines Mädchens in ihrem Film gezeigt hatte. Wenn sie wieder im Tschad sei, können wir darüber schreiben, denn dort wäre sie in Sicherheit, sie lebt dort bei ihrer Familie die ihr Schutz bieten kann. In Deutschland hat sie vor sich "den Typen vorzuknöpfen". Ihrem Bruder, der in Deutschland studiert, wird sie nichts davon erzählen, denn sie hat Angst, daß er zu besorgt sein würde.

Aber sie selbst will ohne Schutz "in die Höhle des Löwen" und sich mit ihm unterhalten, bzw. das Problem ausdiskutieren. Schwierigkeiten sind dazu da, sie aus der Welt zu schaffen, lautet ihr Prinzip. Sie ist eine Frau, die sich nicht so leicht einschüchtern läßt und eine der wenigen, die es im Tschad geschaft haben beim Fernsehen eine verantwortliche Position zu übernehmen. Sie war auch die einzige Frau in der Delegation. Wir werden den Kontakt zu ihr und den anderen aufrechterhalten, nicht nur von unserer Geschäftsstelle aus, sondern auch durch unsere Mitglieder, die bei ihren beruflichen Reisen nach Afrika auf qualifizierte Ansprechpartner zählen können. H.S.


Weitere Informationen zu Zahara Yacoub:
Eine Nachforschung (Rundbrief 9)
Wogen geglättet (Rundbrief 10)
Besuch aus Afrika/Ankündigung (Rundbrief 13)
Besuch aus Afrika (Rundbrief 15)

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