Nordkorea 11.10.2011

ROG-Bericht: Informationsfluss über Außengrenzen hat zugenommen / Strikter Propagandakurs der inländischen Medien ungebrochen

Das nordkoreanische Regime kann die starke Isolierung des Landes nicht mehr in gleichem Ausmaß wie noch vor einigen Jahren aufrecht erhalten. Dies ist das Ergebnis eines neuen Berichts von Reporter ohne Grenzen (ROG) zur Lage der Medienfreiheit in Nordkorea. Informationen aus dem Ausland verbreiteten sich unter anderem über Exilradiostationen und ausländische Rundfunksender in der Demokratischen Volksrepublik Korea, heißt es in der 13-seitigen, am 10. Oktober veröffentlichten Studie.

Zudem begünstige der illegale Grenzhandel den Informationsfluss von außen: Informationsmaterial und Kommunikationsmittel wie Mobiltelefone, DVDs, USB-Sticks und andere digitale Medien würden in zunehmendem Maße über die Grenze von China und Südkorea ins Land geschmuggelt.

Derweil stellt ROG eine anhaltende absolute staatliche Kontrolle und Lenkung der Medien im Land fest. Zur Zeit arbeitet das Regime mit Unterstützung von Presse und Rundfunk daran, den Weg für die Übergabe der Macht von Präsident Kim Jong-il auf dessen Sohn Kim Jong-Un zu ebnen. Lediglich in der Kommunikationsform der Medien gibt es leichte Veränderungen: So wurden beispielsweise deren Online-Präsenzen weiter ausgebaut. Zugänge zum World Wide Web bleiben allerdings weiter auf wenige Internetcafés in der Hauptstadt Pjöngjang sowie auf Computer in Hotels für ausländische Gäste beschränkt.

Der ROG-Bericht entstand auf der Basis eines Besuchs des ROG-Asien-Referenten Benjamin Ismail in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul im Juli 2011. Während seiner Reise traf Ismail unter anderem nordkoreanische Flüchtlinge und Exiljournalisten, die in direktem Kontakt zu Informanten im Land stehen, Menschenrechtsaktivisten sowie Vertreter des südkoreanischen Einheitsministeriums. Ziel der Untersuchung war es, eine Bilanz der Entwicklung der Lage der Medienfreiheit seit dem letzten Nordkorea-Bericht von ROG des Jahres 2004 zu ziehen.

Hörfunksender, die von nordkoreanischen Flüchtlingen schwerpunktmäßig in Südkorea gegründet werden, sind meist zwei bis drei Stunden täglich über Kurzwelle zu empfangen. Auch wenn immer noch wenige Nordkoreaner im Besitz eines Kurzwellengerätes sind, wächst offenbar die Zahl der Hörer von Stationen wie Free North Korea Radio, Radio Free Chosun und Open Radio for North Korea. Die Sender konnten in den letzten Jahren ihr Kontaktnetzwerk innerhalb der Volksrepublik weiter ausbauen.  

Die Medien und auch Menschenrechtsorganisationen versuchen, Informationen in das Land hineinzubringen sowie brisante Videos und Fotos nach draußen zu schmuggeln. Ihre Informanten gehen dabei tödliche Gefahren ein. Wer mit sensiblem Bild- und Filmmaterial in Nordkorea erwischt wird, riskiert, auf der Stelle exekutiert zu werden. Drakonische Strafen stehen ebenfalls auf den Schmuggel von Medienprodukten. Dennoch gelingt es dem Regime offenbar nicht mehr, den Handel damit zu kontrollieren und zu unterdrücken. Schätzungen zufolge gibt es aktuell rund 300 illegale Märkte in Nordkorea.

Seit dem Jahr 2009 unterstützt ROG mehrere in Seoul ansässige Radiostationen von Exil-Nordkoreanern. Im Schlussteil des Berichts fordert ROG die internationale Staatengemeinschaft und die südkoreanische Regierung auf, Bemühungen südkoreanischer Nichtregierungsorganisationen und Medien zu unterstützen, die nordkoreanische Bevölkerung mit unabhängigen Informationen zu versorgen.

Den vollständigen ROG-Bericht „Frontiers of Censorship“ finden Sie am Ende des Textes.



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