International 20.06.2016

ROG-Berichte: Nothilfe und Syrien

©AFP

Am heutigen Weltflüchtlingstag macht Reporter ohne Grenzen in einem Bericht auf die Lage der mehr als 300 syrischen Journalisten aufmerksam, die vor dem seit fünf Jahren tobenden Krieg geflohen sind. Überall im Land sind die Berichterstatter von Gewalt und Repression bedroht. Betroffen sind gleichermaßen professionelle und Bürgerjournalisten sowie Syrer und Ausländer.
Seit Beginn der Kämpfe 2011 wurden mindestens 48 hauptberuflich tätige Journalisten und 136 Bürgerjournalisten getötet. 50 Journalisten gelten derzeit als vermisst, oder sie werden von der Regierung beziehungsweise ihren Gegnern willkürlich festgehalten.
Über 300 Journalisten sind vor Verfolgung und extremer Gewalt ins Ausland geflüchtet, die meisten in Nachbarländer. Doch in Sicherheit sind sie damit nicht. Schließlich können nicht nur Zivilisten, sondern auch ihre Verfolger die syrischen Grenzen mit Leichtigkeit  überwinden. Die Gewalt geht von allen Kriegsparteien aus: den Regierungstruppen, bewaffneten Gruppen der „Opposition“ oder radikal-islamischen Milizen wie der Al-Nusra-Front oder dem so genannten Islamischen Staat (IS).
Zusätzlich erschweren problematische Behördenentscheidungen und die Gesetze in den Gast gebenden Nachbarländern den Journalisten das Leben im Exil. Die Arbeitsmöglichkeiten der Reporter sind dort durch zahlreiche Restriktionen massiv eingeschränkt. So werden ihnen Wohnorte zugewiesen, die sie nicht verlassen dürfen. Das behindert ihre Arbeit im Exil ebenso wie die Sorge um ihre Sicherheit. Hinzu kommt die schwierige materielle Situation der Flüchtlinge aus der Medienbranche.
Der ROG-Bericht beruht zu großen Teilen auf den Aussagen der geflüchteten Journalisten und analysiert die Probleme, die sie in den Aufnahmeländern Türkei, Jordanien und dem Libanon haben. Der Bericht macht aber auch deutlich, wie die Geflüchteten allen Widrigkeiten zum Trotz für die Fortsetzung ihrer Arbeit im Exil kämpfen.

Geflüchtete Journalisten in Deutschland

Auch in Deutschland leben zahlreiche aus Syrien geflüchtete Journalisten. So unterstützte ROG in diesem Jahr etwa die Bürgerjournalisten von „Raqqa is Being Slaughtered Silently“ dabei in Deutschland Schutz zu finden, da sie nach dem Mord an zwei Kollegen im ersten Fluchtland Türkei nicht mehr sicher waren. Einige von ROG unterstützte Journalisten wie Yahya Al Aous und Doha Hassan arbeiten mittlerweile regelmäßig für deutsche Medien.

Großteil der ROG-Nothilfe ging an Syrer

Zeitgleich veröffentlicht ROG einen Bericht über die Nothilfe-Arbeit für verfolgte Journalisten, Medien und Pressefreiheitsorganisationen. 
Danach gingen 40 Prozent der 2015 bewilligten Hilfen an Journalisten aus Ländern im Nahen Osten und vornehmlich an syrische Kollegen. Insgesamt wendeten das internationale Sekretariat von Reporter ohne Grenzen in Paris und die deutsche Sektion im vergangenen Jahr in mehr als 200 Fällen rund 210.000 Euro auf. 

Soforthilfe am Wichtigsten

Der größte Teil der Unterstützungszahlungen, 42 Prozent, diente dazu, geflüchteten Journalisten mit dem Nötigsten unter die Arme zu greifen. Das war insbesondere in Erstaufnahme-Ländern erforderlich. 20 Prozent der Nothilfe wurde ausgegeben,  um Reportern zur Flucht aus unmittelbarer Gefahr zu verhelfen. Damit konnten Verstecke oder die vorübergehende Unterbringung der Journalisten in ihren Heimatländern oder im Ausland finanziert werden.

Mehr als 40 Prozent des Geldes flossen zudem an Organisationen, die sich für die Verteidigung der Pressefreiheit einsetzen. 



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