11.03.2005

Appell für freie Presse in beliebten Urlaubsländern

Berlin, 11. März 2005. Anlässlich der Internationalen Tourismus-Börse ITB fordert Reporter ohne Grenzen die Regierungen von Tunesien, Kuba, den Malediven, Vietnam und Myanmar (Birma) auf, den freien Zugang zu Information sowie eine unabhängige Berichterstattung in ihren Ländern zuzulassen. Auch müssen alle Journalistinnen und Journalisten, die in diesen Staaten wegen ihrer Arbeit inhaftiert sind, freigelassen werden.

"Diese Länder präsentieren sich den Urlaubern als heile Welt", sagte Astrid Frohloff, Vorstand von Reporter ohne Grenzen (ROG), heute auf der ITB in Berlin. "Doch hinter der schönen Fassade ist es düster: Meinungs- und Pressefreiheit werden systematisch unterdrückt. Es herrscht Zensur, die einheimische Bevölkerung kann sich nicht unabhängig informieren."

Wer in diesen Ländern dennoch versucht, kritisch zu berichten, muss mit massiven Repressionen rechnen. Dies schilderte die Tunesierin Sihem Bensedrine. Für ihren Einsatz für Demokratie und Pressefreiheit in Tunesien wurde sie überwacht, verfolgt, tätlich angegriffen und verhaftet. "In Tunesien gibt es keine Versammlungsfreiheit, keine Pressefreiheit, keine einzige unabhängige Zeitung", sagte die Gründerin der verbotenen Online-Zeitung Kalima. "Doch die zahlreichen Touristen wissen nicht, dass ihr Urlaubsparadies für die Einheimischen ein Gefängnis ist." Die internationale Gemeinschaft und die großen Reiseveranstalter müssten Druck ausüben. Die Instrumente dafür, etwa der Ethik-Kodex der Welttourismusorganisation, seien vorhanden.

Von der Situation auf den Malediven berichtete Ibrahim Lutfy. Für seinen regierungskritischen Online-Newsletter Sandhaanu erhielt er eine lebenslange Haftstrafe. Im Gefängnis wurde er gefoltert. Lutfy konnte fliehen und lebt mittlerweile im Schweizer Exil. "Die Malediven sind als Himmel auf Erden bekannt. Doch die Touristen-Dollar kommen nicht der breiten Bevölkerung zugute", so Lutfy.

"Vielmehr nutzt Präsident Gayoom sie, um unser freies Denken und unsere Meinungsvielfalt zu unterdrücken." Alle Medien seien direkt oder indirekt in seiner Hand. Bewegungen für mehr Demokratie würden im Keim erstickt.

Auch Kuba, Vietnam und Myanmar unterdrücken kritische Stimmen und lassen keine unabhängigen Medien zu. Zahlreiche Internetseiten sind in diesen Ländern gesperrt. In Kuba sind derzeit 21 Journalisten hinter Gittern – damit ist der Inselstaat nach China das größte Gefängnis für Reporter weltweit und belegt auf der ROG-Rangliste zur Pressefreiheit den vorletzten Platz (166.). In Myanmar (165. der ROG-Rangliste) sind acht Journalisten in Haft, in Vietnam (Platz 161) drei. "Diese Frauen und Männer haben lediglich von dem Menschenrecht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht. Daher fordern wir ihre unverzügliche Freilassung", so ROG-Vorstand Frohloff.

Reisende fordert die Menschenrechtsorganisation auf, sich über diese Kehrseite der Urlaubsparadiese zu erkundigen und sich für eine bessere Situation dort einzusetzen. Unter www.reporter-ohne-grenzen.de erhalten sie Informationen und können Petitionen für die Freilassung inhaftierter JournalistInnen unterschreiben.

 

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