Ukraine / Russland 03.09.2014

Bestürzung über Tod von Andrei Stenin

Der russische Fotojournalist Andrei Stenin. © dpa

Reporter ohne Grenzen ist bestürzt über den Tod des russischen Fotografen Andrei Stenin in der Ukraine. Der Mitarbeiter der russischen Nachrichtenagentur Ria Novosti war im Osten der Ukraine tot aufgefunden worden.

„Wir sind erschüttert, dass ein weiterer Journalist in der Ukraine ums Leben gekommen ist“, sagt ROG-Geschäftsführer Christian Mihr in Berlin. „Wir verlangen jetzt eine unabhängige Untersuchung zu den Umständen des Todes. Journalisten brauchen die Möglichkeit, unabhängig recherchieren und berichten zu können und wir fordern deshalb von allen Seiten, ihre Sicherheit zu garantieren. Nach UN-Resolution 1738 sind Journalisten als Zivilisten zu betrachten und als solche müssen sie von Konfliktparteien auch geschützt werden.“

Der Fotojournalist Stenin, der mit pro-russischen Separatisten im Osten der Ukraine unterwegs war, wurde seit Anfang August vermisst. Seine sterblichen Überreste wurden in einem ausgebrannten Auto entdeckt und nun eindeutig identifiziert. Das Auto war im Zuge militärischer Kämpfe in der Rebellenhochburg Donezk beschossen worden und dann in Flammen aufgegangen.

Stenin ist bereits der siebte Journalist, der in diesem Jahr aufgrund seiner Arbeit in der Ukraine ums Leben gekommen ist. Vier der Verstorbenen kamen aus Russland, einer aus Italien und ein Journalist aus der Ukraine.

Seit Beginn der Auseinandersetzungen werden vor allem im Osten der Ukraine Journalisten von den Konfliktparteien massiv bedroht und in die Auseinandersetzungen hineingezogen. Im Zuge der militärischen Auseinandersetzungen kommen sie zunehmend in Gefahr. Am 24. August wurden etwa die ukrainischen Fernsehreporter Rostislaw Schaposchnikow, Egor Worobiew und der Kameramann Taras Chkan in einem Kampfgebiet in der Nähe von Donezk eingesperrt. Ihr Auto war zuvor von einer Granate getroffen worden, so dass sie das Kampfgebiet nicht verlassen konnten. Beide Journalisten berichteten für den Fernsehsender Espresso TV. Auch zwei ukrainische Journalisten, Iwan Lyubisch-Kirday und Georgi Tikhy, die für die ARD berichten, waren Ende August in einem Kampfgebiet eingeschlossen.

Journalisten sind in der Ukraine jedoch nicht nur aufgrund der Kämpfe bedroht. Sie werden nach wie vor auch in die politischen Auseinandersetzungen hineingezogen. So wurden am 24. August zwei Journalisten der prorussischen Wochenzeitung Telegraph of Crimea, Jewgenja Koroliowa and Maxim Wasilenko, im Südosten der Ukraine festgenommen. Die beiden wollten zu dem Zeitpunkt gerade einen Bus in Richtung Krim besteigen. Nach ihrer Freilassung zwei Tage später sagten die Reporter, sie seien von Mitgliedern des sogenannten Rechten Sektors inhaftiert worden. Nach einem ursprünglichen Dementi gab der Rechte Sektor die Inhaftierung schließlich zu.

Auch in Russland sind in den vergangenen Tagen mehrere Journalisten bedroht worden, vor allem, wenn sie über Bestattungen von in der Ukraine gefallenen, russischen Soldaten berichten wollten. Ilia Wasyunin von der unabhängigen Nachrichtenwebseite Russkaya Planeta und Wladimir Romenski vom Fernsehsender TV Doschd wurden am 26. August in einem russischen Dorf namens Vibuty in ihrem Auto angegriffen. Die beiden Reporter recherchierten zu dem Zeitpunkt über die Beerdigung von zwei russischen Fallschirmspringern, die offenbar im Zuge von Kämpfen in der Ostukraine gestorben waren. Nach Angaben von Romenski wussten die Angreifer, dass es sich bei den beiden um Journalisten handelte. Bereits am Vortag waren sie bedroht und zum Verlassen des Dorfes aufgefordert worden, als sie die Eltern eines der Gefallenen besuchten.

Auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit belegt die Ukraine Platz 127 von 180 Ländern. Russland steht auf Platz 148 von 180 Ländern.



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