Corona-Ticker: Russland
24.03.2020
Corona-Krise: Desinformationen aus Russland
Die EU beobachtet weit verbreitete Desinformation durch kremltreue russische Medien im In- und Ausland. Die Abteilung für Strategische Kommunikation des Europäischen Auswärtigen Dienstes hat seit dem 22. Januar mehr als 110 Fälle von Desinformation dokumentiert. Die Beiträge richten sich sowohl an das russische Publikum als auch an die Menschen in diversen anderen Staaten und verbreiten häufig widersprüchliche Botschaften. So wird zum einen behauptet, es gäbe gar keine Corona-Pandemie, vielmehr schürten westliche Pharma-Konzerne Panik, um damit Profit zu machen. Zum anderen ist in kremltreuen Medien die These weit verbreitet, das Virus sei eine biologische Waffe, entwickelt in geheimen Laboren wahlweise der USA, Großbritanniens oder der Nato mit dem Ziel, China zu schwächen.
Bei der Desinformation staatstreuer russischer Medien im Ausland geht es den Beobachterinnen und Beobachtern der EU zufolge vor allem darum, Verwirrung zu stiften und das Vertrauen in politische Institutionen und nationale Gesundheitssysteme zu untergraben. Etliche dieser Desinformationsnachrichten zielten auf Spanien und Italien – also auf die Länder, die in Europa am stärksten vom Coronavirus betroffen sind. Sie erreichen damit ein breites Publikum: Das spanischsprachige Programm des russischsprachigen Auslandssenders RT ist eines der internationalen Medien, deren Texte am häufigsten in sozialen Netzwerken geteilt werden. Auch auf Arabisch verbreitet RT die Behauptung, die USA hätten die Corona-Krise aus wirtschaftlichen Gründen künstlich geschürt.
Parlament erschwert ausländischen Medien den Zugang
Am 18. März verweigerte die Staatsduma, das Unterhaus des russischen Parlaments, dem BBC-Korrespondenten Pjotr Koslow mit Verweis auf das Corona-Virus den Zutritt. Ausländische Journalistinnen und Journalisten, so der Pressedienst der Duma, könnten das Geschehen vorerst nur noch über den Live-Stream verfolgen. Im Kampf gegen „ausländische Einmischung“ hatte das Parlament bereits Anfang 2020 die Zutrittsregeln für ausländische Medienschaffende eingeschränkt.
Die Corona-Krise führt weltweit zu gravierenden Einschränkungen der Pressefreiheit. Um die vielen Entwicklungen zu dokumentieren, weist Reporter ohne Grenzen in einem „Corona-Ticker“ auf relevante Nachrichten hin, ohne diese in jedem Einzelfall ausführlich einzuordnen und zu bewerten.
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