Kambodscha 08.08.2024

Digitale Angriffe gegen Exilmedien

2017 wurde der Cambodia Daily die Lizenz entzogen. Sie arbeitet im Exil weiter. © picture alliance/ANN | Pha Lina

Auch im Exil stehen kambodschanische Medien weiter im Visier. „Idioten“, „Hunde“, „Landesverräter“ – seit Jahresbeginn werden die Facebook-Seiten mehrerer Exilmedien mit beleidigenden Kommentaren geflutet. Dahinter stehen möglicherweise Konten aus dem Umfeld von Regierung und Armee.

Ende Juli berichtete die Cambodian Journalists Alliance (CamboJA), dass regierungs- und armeefreundliche Konten zehntausende Hasskommentare auf den Seiten der Exilmedien Cambodia Daily, Voice of Democracy (VOD) und Radio Free Asia (RFA) gepostet haben. Zuvor hatte VOD über eine Sprachnachricht einer nicht identifizierten Quelle berichtet. In dieser wurden Angehörige der kambodschanischen Armee aufgefordert, „Anweisungen von Vorgesetzten“ zu befolgen, indem sie Beleidigungen auf den Facebook-Seiten der Medien posten, um „Vergeltung zu üben und die Regierung zu unterstützen.“ Auf Anfrage von CamboJA wies der Sprecher des kambodschanischen Verteidigungsministeriums jede Verantwortung dafür zurück.

Die drei Exilmedien dürfen offiziell nicht mehr im Land arbeiten. Kurz vor den Wahlen im vergangenen Jahr entzogen die Behörden VOD die Lizenz. Das Nachrichtenportal war eines der letzten unabhängigen Medien im Land. Die Zeitung Cambodia Daily musste bereits 2017 schließen. Wegen angeblicher Steuerschulden hatten sich die Behörden geweigert, ihre Lizenz zu erneuern. Sie war die älteste englischsprachige Zeitung im Land und berichtete über in Kambodscha heikle Themen wie Korruption und Abholzung. 2017 war insgesamt ein schweres Jahr für die Pressefreiheit im Land: Innerhalb weniger Tage wurden rund 30 Radiosender geschlossen. Unter ihnen war der kambodschanische Ableger des US-Auslandssenders Radio Free Asia, der nach 20 Jahren sein Büro in der Hauptstadt Phnom Penh schließen musste.

Kambodschas unabhängige Medien liegen seitdem in Trümmern. Im vergangenen Jahr kam Premierminister Hun Manet an die Macht. Er scheint die repressive Politik seines Vaters Hun Sen gegen Medien nun fortzusetzen. Dieser hatte das Land 40 Jahre lang regiert.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit ist Kambodscha auf Platz 151 von 180 Staaten gefallen. Damit rutscht das Land in den dunkelroten Bereich, wo die Lage als „sehr ernst“ eingestuft wird.



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