Syrien 06.12.2024

Dpa-Mitarbeiter und weiterer Journalist getötet

Der Journalist Anas Alkharboutli ist von vorn zu sehen, er hält eine Kamera in seiner rechten Hand.
Anas Alkharboutli. © picture alliance / dpa

Reporter ohne Grenzen (RSF) trauert um zwei in Syrien getötete Journalisten: Anas Alkharboutli, Fotojournalist der Deutschen Presse-Agentur (dpa), wurde am 4. Dezember bei einem Luftangriff in der Nähe der syrischen Stadt Hama getötet. Mustafa al-Kurdi, Korrespondent des türkischen Senders TRT und der Nachrichtenwebsite Focus Aleppo, wurde am 30. November in Aleppo von Regierungstruppen erschossen. RSF und die Partnerorganisation Syrian Center for Media and Freedom of Expression (SCM) fordern eine unabhängige Untersuchung der beiden Tötungen. Die gezielte Tötung von Medienschaffenden ist ein Kriegsverbrechen.

„Kriegsberichterstatter sind unter allen Medienschaffenden diejenigen, die am stärksten gefährdet sind“, sagt RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. „In der Ukraine, in Gaza oder wie hier in Syrien gehen sie höchste Risiken ein, um Informationen über Kriege und Konflikte zu liefern – Informationen, die für die Zivilbevölkerung überlebenswichtig sein können. Darum setzen wir uns für einen besseren Schutz für Kriegsberichterstattende ein. Verbrechen an ihnen dürfen nicht ungesühnt bleiben.“

Alkharboutli arbeitete seit vielen Jahren für die dpa und wurde für seine Fotos mehrfach ausgezeichnet. 2020 erhielt er die Young Reporter Trophy des renommierten Bayeux-Calvados-Preises für Kriegsberichterstattung. Alkharboutli hatte über Zusammenstöße zwischen Rebellen und der Armee des Machthabers al-Assad nördlich von Hama berichtet. Am Morgen des 4. Dezember wurde er bei einem Luftangriff mutmaßlich der syrisch-russischen Militärallianz getötet. Anas Alkharboutli habe, so die dpa, „die komplexen Geschichten eines vom Bürgerkrieg zerrütteten Landes in berührenden Bildern“ dokumentiert.

Der TRT-Korrespondent und Journalist Mustafa al-Kurdi wurde vier Tage zuvor, am 30. November erschossen. Nach RSF-Informationen eröffneten regierungstreue Soldaten in Aleppo, der zweitgrößten Stadt Syriens, das Feuer auf ein Auto, in dem der Reporter saß.

Seit die friedlichen Aufstände im Jahr 2011 vom Assad-Regime mit großer Brutalität niedergeschlagen wurden, herrscht in Syrien ein Bürgerkrieg. Hunderte Medienschaffende wurden von den verschiedenen Konfliktparteien inhaftiert, gefoltert oder ermordet. RSF und die langjährige Partnerorganisation SCM fordern seit langem, dass die Verantwortlichen für diese Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden. Seit Mai 2024 setzt sich RSF in einem weiteren „Defending Voices“-Projekt für die Unterstützung von syrischen Medienschaffenden in Syrien und der Diaspora ein. Zuvor hatten RSF und SCM in aufwendigen Prozessen die sicheren Ausreisen von zwei Gruppen syrischer Journalistinnen und Journalisten organisiert.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen steht Syrien auf Platz 179 von 180.



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