Madagaskar
16.07.2021
#FreeThemAll: Gaëlle Borgia
In Madagaskar ist die Journalistin Gaëlle Borgia seit Wochen das Ziel einer Hetzkampagne der Regierung und staatsnaher Medien. Hintergrund ist ein Bericht, den Borgia, die unter anderem für France 24, TV5 Monde und die AFP tätig ist, am 21. Juni auf ihrem Facebook-Kanal veröffentlichte. In dem Video ist zu sehen, wie hungernde Einwohner der Region Androy auf Buckelrindleder kauen, einem Material, das normalerweise nicht zum Verzehr geeignet ist, sondern für die Herstellung von Sandalen genutzt wird. Der Kontext zu den Bildern: Der ohnehin schon von Armut geplagte Süden Madagaskars erlebt gegenwärtig die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten. Laut des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen schweben bis zu eine Million Menschen in Lebensgefahr.
Borgias Berichte über die Katastrophe wollen die Regierungsvertreter des Landes jedoch scheinbar nicht wahrhaben. Kurz nach der Veröffentlichung ihrer Aufnahmen hatte der Gouverneur der Region Androy die Journalistin bereits beschuldigt, Falschinformationen zu verbreiten. Wenig später veröffentlichte der staatsnahe Sender TVM dann eine Gegendarstellung, in der die Protagonisten aus Borgias Bericht bezeugten, von der Journalistin bestochen worden zu sein. Wie die Journalistin kurz darauf in einem zweiten Videobeitrag aus der Region berichtete, scheint jedoch genau das Gegenteil der Fall zu sein: Offenbar wurden gleich mehrere ihrer Protagonisten unter Androhung von Waffengewalt dazu gezwungen, Anschuldigungen gegen Borgia zu erheben.
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