Myanmar 27.02.2024

Fünfter Journalist seit Militärputsch getötet

Proteste gegen den Militärputsch in Yangon Ende Februar 2021 © picture alliance / ZUMAPRESS.com | Santosh Krl

Die Arbeit von Medienschaffenden in Myanmar ist lebensgefährlich: Im Rakhaing-Staat im Westen des Landes wurde die Leiche des Journalisten Myat Thu Tun gefunden. Sein Körper wies laut der in der Region gegen die Militärjunta kämpfende Rebellengruppe Arakan Army Schusswunden und Folterspuren auf. Er ist der fünfte Journalist, der seit dem 1. Februar 2021 getötet wurde. An diesem Tag hatte sich das Militär zurück an die Macht geputscht. Seitdem hält der Terror gegen Medienschaffende in Myanmar unvermindert an. Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert die internationale Gemeinschaft auf, den Druck auf das Regime zu erhöhen und härtere Sanktionen gegen die Generäle der Militärjunta zu verhängen.

„Der Mord an Myat Thu Tun trägt die Handschrift der Militärjunta in Myanmar, die ein Klima des Terrors verbreitet und die Menschen erbarmungslos unterdrückt“, sagt RSF-Vorstandssprecherin Katja Gloger. „Um ihre Massaker an der Zivilbevölkerung zu vertuschen und ihre Macht durchzusetzen, haben die myanmarischen Streitkräfte Medienschaffende festgenommen, inhaftiert und getötet, die ihre Kontrolle über Nachrichten und Informationen untergraben könnten. Die internationale Gemeinschaft muss den Druck auf das Regime erhöhen und die Freilassung der mehr als 60 inhaftierten Journalistinnen und Journalisten im Land erwirken.“

Die Leiche von Myat Thu Tun, auch bekannt als Phoe Thiha, war laut Medienberichten eine von sieben Leichen, die in einem Luftschutzkeller in der Stadt Mrauk-U begraben worden waren. Der Journalist saß seit seiner Festnahme im September 2022 im Gefängnis und wartete auf seinen Prozess. Die Behörden warfen ihm „Verbreitung falscher Informationen“ und „Anstachelung zum Hass“ gemäß Artikel 505(a) des Strafgesetzbuchs vor, was mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden kann. Vor dem Putsch arbeitete Myat Thu Tun für verschiedene myanmarische Medien, darunter Democratic Voice of Burma, 7 Days Journal und The Voice Journal. Bei seiner Festnahme arbeitete er noch für Western News im Rakhaing-Staat.

Der Journalist ist der fünfte Medienschaffende, der seit dem Putsch getötet wurde. Unter ihnen ist auch der Fotograf Aye Kyaw, der über zahlreiche Proteste gegen die Militärjunta berichtet hatte. Am 30. Juli 2022 durchsuchten Soldaten sein Haus und nahmen ihn mit. Wenige Stunden später fand man ihn mit einer großen Wunde im Brustbereich, die hastig vernäht worden war – offensichtlich, um zu verbergen, dass er während einer extrem gewaltsamen Befragung schwer verletzt wurde und daran starb. Ebenfalls in Haft starb der freie Fotojournalist Soe Naing.

Grausam war auch der Mord an Pu Tuidim im Januar 2022. Der Gründer einer lokalen Nachrichtenseite hatte versucht, die Bevölkerung über Kämpfe zwischen bewaffneten Rebellen und der Militärjunta zu informieren, bevor ihn Soldaten der Regierung entführten, als menschlichen Schutzschild nutzten und ermordeten. Knapp zwei Wochen zuvor wurde der Journalist Sai Win Aung nahe der thailändischen Grenze im Bundesstaat Kayin bei einem Artillerieangriff der myanmarischen Streitkräfte durch Schüsse getötet. Er hatte über die Situation von Flüchtlingen vor Ort berichtet.

Nach dem Putsch wurde die Pressefreiheit in Myanmar innerhalb weniger Tage um zehn Jahre zurückgeworfen, nachdem das Land nach dem Ende der letzten Militärdiktatur 2011 zunächst Fortschritte gemacht hatte. Journalistinnen und Journalisten gehörten zu den ersten Opfern der Politik des Terrors der Generäle. Rund 150 Medienschaffende wurden zwischenzeitlich festgenommen, mindestens 62 sitzen weiter im Gefängnis. Nur in China sind es noch mehr. In Myanmar ist Journalismus inzwischen faktisch eine Straftat, wie die große Zahl der nach dem Putsch verbotenen Medien zeigt.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Myanmar auf Platz 173 von 180 Staaten.



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