Europa
23.01.2025
Google-Test schränkt journalistische Inhalte ein
Google testet in neun EU-Ländern, journalistische Inhalte aus den Google-Suchergebnissen auszuschließen. Betroffen sind 2,6 Millionen Nutzerinnen und Nutzer in Belgien, Dänemark, Frankreich, Griechenland, Italien, Kroatien, den Niederlanden, Polen und Spanien. Der Test soll untersuchen, wie sich das Fehlen medialer Inhalte auf die „Attraktivität” der Google-Marke auswirkt. Reporter ohne Grenzen (RSF) unterstützt mehrere europäische Presseverleger in ihrer Forderung an das amerikanische Unternehmen, dieses Experiment unverzüglich einzustellen.
„Die symbolische Wirkung des Google-Tests ist verheerend - journalistische Inhalte würden aus den Suchergebnissen verschwinden”, sagte Antoine Bernard, Leiter der Advocacy-Abteilung bei der internationalen Organisation Reporter ohne Grenzen. „Wir stehen an der Seite der europäischen Presseverleger und setzen uns dafür ein, dass deren Inhalte auf digitalen Plattformen fair vergütet werden. Das Ende des Google-Tests ist eine unabdingbare Voraussetzung dafür.”
Auszug aus dem offenen Brief der europäischen Presseverleger und Medienschaffenden:
Googles einseitige Auslassung von Presseinhalten aus seinen Diensten ist ein Warnzeichen für die europäischen Demokratien und gefährdet die Nachhaltigkeit von Informationen „Made in Europe“.
Die europäischen Presseverleger sowie Journalisten und Journalistinnen sind zutiefst besorgt über den Test von Google, dessen erklärtes Ziel es ist, Presseinhalte für etwa 2,6 Millionen europäische Bürgerinnen und Bürger in mehreren europäischen Ländern auf unbestimmte Zeit von seinen Diensten zu entfernen.
Das Experiment zielt angeblich darauf ab, den Beitrag der Presse zur Markenattraktivität von Google zu messen. Doch es stellt eine ernsthafte Bedrohung für die finanzielle Nachhaltigkeit einer freien europäischen Medienlandschaft, für den europäischen Journalismus als Ganzes und für die Stabilität der europäischen Demokratien dar.
Als digitaler Gatekeeper im Sinne des EU-Gesetzes über digitale Märkte (DMA) übt Google durch sein Beinahe-Monopol bei der Online-Suche erheblichen Einfluss aus und ist für viele europäische Bürgerinnen und Bürger der wichtigste Zugang zu Presseinhalten. Jede Maßnahme, welche die Reichweite von journalistischen Inhalten für die Leserinnen und Leser einschränkt, erschwert den Verlagen die nachhaltige Finanzierung ihrer Redaktionen. (...)
In einer Zeit, in der immer häufiger Informationen manipuliert und damit die öffentliche Meinung beeinflusst werden, muss ein marktbeherrschendes Unternehmen wie Google die volle Verantwortung für sein Handeln übernehmen und aufhören, das Recht der Bürgerinnen und Bürger auf Zugang zu journalistischen Informationen zu behindern.
Unterzeichnende Organisationen:
Europäischer Verband der Zeitschriftenmedien (EMMA)
Europäischer Zeitungsverlegerverband (ENPA)
Europäische Journalisten-Föderation (EJF)
Nachrichtenmedien Europa (NME)
Reporter ohne Grenzen (RSF)
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