RSF-Nothilfearbeit
28.01.2025
Hilfe für mehr als 700 Medienschaffende weltweit
Mehr als 700 Medienschaffende hat Reporter ohne Grenzen (RSF) im Jahr 2024 weltweit unterstützt. Die Unterstützung ermöglichte es Medienschaffenden, sich nach Todesdrohungen, Vergeltungsmaßnahmen und vor willkürlichen Inhaftierungen in Sicherheit zu bringen. 70 Prozent der finanziellen Hilfe gingen an Journalistinnen und Reporter, die sich vorübergehend oder vollständig ins Exil begeben mussten.
„Journalistinnen und Journalisten zu helfen, die in Not oder Bedrängnis sind, ist eine unserer Kernaufgaben“, sagte RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. „Journalismus ist in vielen Ländern der Welt leider ein höchst gefährlicher Beruf. Unser Ziel ist, dass Medienschaffende in Sicherheit berichten können, Menschen mit verlässlichen Informationen versorgen und den Machthabenden auf die Finger schauen. Auch in Deutschland sind wir auf verlässliche Informationen aus allen Ländern und Regionen der Welt angewiesen. Gerade deshalb müssen Europa und Deutschland Zufluchtsorte für diejenigen bleiben, die für ihre journalistische Arbeit ihr Leben riskieren.“
RSF hilft Medienschaffenden finanziell, die in ihrer Heimat oder in Transitländern bedroht werden, um ihre medizinischen, psychologischen, materiellen oder auch juristischen Kosten zu decken. Mehr als 400 Journalistinnen und Journalisten erhielten Unterstützung in Fragen von Visa und humanitären Aufnahmen. RSF unterstützt auch ganze Redaktionen, wenn sie vor existenziellen Bedrohungen ihrer Sicherheits- oder Finanzlage stehen. Im Jahr 2024 leistete die Organisation Nothilfe für 42 Redaktionen in 16 Ländern. 21 von ihnen befinden sich derzeit im Exil.
Über 15 Jahre Nothilfe in Deutschland
Die deutsche RSF-Sektion unterhält seit 2009 ein eigenes Nothilfereferat. Seither hat die Organisation von Berlin aus 1.500 Journalistinnen und Journalisten nicht nur in ihren Heimatländern finanziell unterstützt, sondern auch immer wieder auf dem Weg ins Exil begleitet.
So auch einen leitenden Politik- und Nachrichtenproduzenten bei Tolo News, Afghanistans größtem Fernsehsender. Die Taliban verhafteten und folterten ihn und zwangen ihn, seine politischen Fernsehsendungen nicht mehr zu produzieren – andernfalls würden sie ihn töten. Im Januar 2023 reichte das Nothilfereferat seinen Fall in das Bundesaufnahmeprogramm Afghanistan ein und im Dezember 2023 kam er mit seiner Familie in Deutschland an.
Er sagt: „Ich bin Reporter ohne Grenzen sehr dankbar, die mir bei der Flucht aus Afghanistan geholfen und meinen Fall sehr gut und genau geprüft haben, und das völlig unparteiisch. Meine Kinder gehen zur Schule. Ich bin selbst damit beschäftigt, die Sprache zu lernen. Ich sollte auch erwähnen, dass RSF bei mir war und mir immer geholfen hat, auch jetzt noch.“
RSF-Appell vor der Bundestagswahl
Mit Blick auf die anstehende Wahl des deutschen Bundestags fordert RSF Politikerinnen und Politiker auf, Medienschaffende im Exil zu schützen und ihre Arbeit zu unterstützen. Konkret muss die Bundesregierung die Aufnahme von schutzbedürftigen Journalistinnen und Reportern ermöglichen, wirksam gegen Transnationale Repression (TNR) vorgehen und Exiljournalismus stärken.
RSF-Unterstützung in Kriegen und Krisen
Im Jahr 2024 wurde die RSF-Nothilfe besonders von Journalistinnen und Journalisten aus Afghanistan, aber auch aus Russland, dem Iran, Myanmar und dem Sudan in Anspruch genommen. In diesen Ländern werden Medienschaffende besonders stark unterdrückt.
Russland: 2024 hat das RSF-Nothilfereferat 72 russische Journalistinnen und Reporter finanziell dabei unterstützt, ihre journalistische Arbeit im Exil fortzusetzen. Bereits im April 2022 hat RSF gemeinsam mit der Schöpflin Stiftung und der Rudolf Augstein Stiftung den JX Fund ins Leben gerufen, der sich zunächst an Medienschaffende aus Russland, Belarus und der Ukraine richtete, aber international und langfristig angelegt ist. Gerade Deutschland ist ein wichtiger Schutzort, von dem aus unabhängige Redaktionen ihre wichtige Arbeit fortsetzen können – hierfür brauchen sie Visa, Starthilfen und Sicherheitstrainings.
Afghanistan: Drei Jahre nach der Machtübernahme durch die Taliban bleibt Afghanistan im Fokus der Arbeit von Reporter ohne Grenzen. 2024 hat RSF 160 Medienschaffende unterstützt. Mehr als 100 von ihnen sitzen derzeit in Pakistan fest, wo sie auf ein humanitäres Visum warten. Lange Zeit gab das deutsche Bundesaufnahmeprogramm afghanischen Medienschaffenden Hoffnung. Die Bundesregierung hat diese Hoffnung jedoch enttäuscht und setzt gefährdete Journalistinnen und Reporter nun ihrem Schicksal und der realen Gefahr der Abschiebung zu den Taliban aus.
Gaza: Die Palästinensischen Gebiete sind für Journalistinnen und Reporter zur gefährlichsten Region der Welt geworden. Seit Oktober 2023 sind mehr als 150 von ihnen von der israelischen Armee getötet worden, davon mindestens 41 aufgrund ihrer Arbeit. Neben der Verteilung von Ausrüstung in Gaza durch den lokalen RSF-Partner Arab Reporters for Investigative Journalism (ARIJ) hat das Nothilfereferat 15 Medienschaffende, die aus Gaza in Nachbarländer geflüchtet waren, finanziell unterstützt. Bei den notwendigen Behördengängen hat RSF eine Schlüsselrolle gespielt und insbesondere zur Erleichterung ihrer Visaanträge beigetragen.
Iran: Die Islamische Republik Iran ist nach wie vor eines der repressivsten Regime gegenüber Journalistinnen und Journalisten weltweit. Im Jahr 2024 hat RSF 43 iranische Medienschaffende im Exil unterstützt. Allerdings sind sie oftmals auch an ihren Zufluchtsorten nicht sicher und werden von der iranischen Regierung weiterhin ausgespäht, bedroht und verfolgt.
Myanmar: In Myanmar sitzen im weltweiten Vergleich die zweitmeisten Medienschaffenden im Gefängnis, viele weitere mussten ins Exil gehen. Im Oktober 2024 hat RSF ein Hilfsprogramm für vertriebene myanmarische Journalistinnen und Journalisten aufgelegt. Von ihrer Basis in Thailand aus haben die Mitarbeitenden des Programms 43 Medienschaffende finanziell unterstützt.
Sudan: Aufgrund des Krieges im Land ist der Sudan für Medien heute ein extrem unsicherer Ort. Im Jahr 2024 hat das RSF-Nothilfereferat 22 sudanesische Journalistinnen und Reporter unterstützt, die aufgrund ihrer Arbeit ins Visier genommen wurden.
Nicaragua: Das Regime von Daniel Ortega geht immer stärker gegen unabhängige Medien vor. Im Jahr 2024 hat RSF finanzielle Unterstützung für Journalistinnen und Reporter im Exil in Costa Rica und in den USA geleistet.
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