Prison Papers 26.09.2024

Inhaftierten Journalisten eine Stimme geben

Screenshot des Covers der Prison Papers
Gegen das Vergessen: Die Prison Papers erzählen die Geschichten von inhaftierten Medienschaffenden auf der ganzen Welt. © Screenshot RSF

Weil sie Verbrechen, Korruption und andere Missstände aufdeckten, sitzen weltweit Hunderte Journalistinnen und Journalisten im Gefängnis. Um einigen dieser inhaftierten Medienschaffenden eine Stimme zu geben, hat die internationale Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) zusammen mit dem französischen Magazin Society die Prison Papers veröffentlicht: eine Sonderausgabe des Magazins mit einer Reihe von Artikeln, die über neun Monate hinweg in Zusammenarbeit mit einigen der weltweit bekanntesten inhaftierten Journalistinnen und Journalisten und ihren Familien entstanden sind.

„Mehr als 550 Journalistinnen und Journalisten sitzen weltweit im Gefängnis. Täglich gehen Medienschaffende enorme Risiken ein, weil sie Missstände aufdecken und Ungerechtigkeiten anprangern“, sagt Anja Osterhaus, Geschäftsführerin von RSF. „Mit den Prison Papers gehen wir neue und kreative Wege, um ihre Geschichten lebendig zu halten. Wir hoffen, dass ihre Geschichten die Welt zum Handeln anspornen, für ihre Freilassung zu kämpfen und die unerbittliche Verfolgung von Medienschaffenden zu beenden.“

Von Hongkong über die Philippinen bis Guatemala und Eritrea: Im Mittelpunkt der Prison Papers stehen die Geschichten von elf Medienschaffenden auf vier Kontinenten. Zusammen stellen sie ein eindringliches Plädoyer für die Freiheit dar und zeichnen ein erschreckendes Bild vom Zustand der Pressefreiheit weltweit.

Die Prison Papers beinhalten unter anderem:

  • Einen Besuch bei dem bekanntesten Gefangenen Guatemalas: José Rubén Zamora, Verleger und Gründer der unabhängigen Zeitung El Periódico. In seiner Gefängniszelle erzählt er über den Aufstieg und Fall der revolutionären Zeitung. 25 Jahre lang deckte El Periódico wie kein anderes Medium in Guatemala Korruption auf und schaute den politisch Verantwortlichen auf die Finger.
  • Ein Treffen mit der Familie des eritreisch-schwedischen Journalisten Dawit Isaak in Göteborg. Isaak sitzt seit 2001 ohne Anklage und Urteil in einem eritreischen Gefängnis. Er gehört damit zu den weltweit am längsten inhaftierten Medienschaffenden, die ohne Gerichtsverfahren eingesperrt wurden. Die ostafrikanische Diktatur belegt auf der Rangliste der Pressefreiheit den letzten Platz von 180 Staaten.
  • Gespräche mit der iranischen Friedensnobelpreisträgerin und Menschenrechtsverteidigerin Narges Mohammadi, die sich als Vizepräsidentin der im Iran verbotenen Organisation Defenders of Human Rights Center für Frauen- und Menschenrechte einsetzt. Mohammadi sitzt seit November 2021 wegen vermeintlicher „Propaganda gegen den Staat“ in Teheran in Haft. In den Prison Papers antworten sieben prominente Frauen auf ihre Fragen zum Thema Geschlechtergerechtigkeit – dabei sind u.a. die iranische Juristin und Menschenrechtsaktivistin Shirin Ebadi und die britische Forscherin Jane Goodall.
  • Ein Essay über den Hongkonger Verleger Jimmy Lai, der die staatliche Zensur und die Unterdrückung der Proteste in Hongkong betrachtet. Der Gründer der regierungskritischen Zeitung Apple Daily befindet sich seit Ende 2020 in Einzelhaft.
  • Ein Interview mit der philippinischen Journalistin Maria Ressa, die im Jahr 2021 als erste Journalistin seit 1935 den Friedensnobelpreis erhielt. Als Gründerin und Chefredakteurin der Nachrichtenwebseite Rappler deckte sie eine Reihe von Menschenrechtsverletzungen durch Präsident Rodrigo Duterte auf. Sie spricht über ihren Kampf für den Schutz von Medienschaffenden und darüber, wie soziale Netzwerke ihren Beruf gefährlicher machen.

 

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