Preisverleihung am 3. Dezember 2024 25.11.2024

Nominierungen für die Press Freedom Awards

Der Schriftzug Press Freedom Awards 2024 vor dem Hintergrund eines vollbesetzten Kinosaals.
Die Press Freedom Awards 2024 von Reporter ohne Grenzen werden am 3. Dezember in Washington D.C. verliehen. © RSF

Für die 32. Ausgabe der Press Freedom Awards von Reporter ohne Grenzen (RSF) sind 25 Journalistinnen, Journalisten, Journalistenteams, Fotografen und Medienunternehmen aus der ganzen Welt nominiert. Neben den Preiskategorien „Mut“, „Wirkung“, „Unabhängigkeit“ und dem 2023 hinzugekommene Lucas-Dolega-SAIF-Fotopreis gibt es in diesem Jahr eine neue Kategorie für afrikanischen Investigativjournalismus. Die Verleihung findet am 3. Dezember 2024 im National Museum of Women in the Arts in Washington D.C. statt. Sie wird von der Journalistin Lulu Garcia-Navarro, Co-Moderatorin der Serie „The Interview“ des New York Times Magazine und Mitarbeiterin von CNN, moderiert.

In diesem Jahr sind 17 Reporterinnen und Reporter sowie eine Journalistenvereinigung, zwei Medienunternehmen und fünf Fotografinnen und Fotografen aus 22 Ländern für den Preis vorgeschlagen. Sie werden für ihren bedeutenden Beitrag zur Verteidigung und Förderung der Pressefreiheit weltweit geehrt. Der in diesem Jahr erstmals im Rahmen der Press Freedom Awards verliehene Mohamed-Maïga-Preis für afrikanischen investigativen Journalismus ehrt das Andenken an Mohamed Maïga, einen Investigativjournalisten aus Mali, und seinen Kampf für soziale Gerechtigkeit in Afrika, den er bis zu seinem Tod im Jahr 1984 mit seiner journalistischen Arbeit führte. Er zeichnet die vorbildliche Arbeit eines beziehungsweise einer afrikanischen Enthüllungsjournalisten /-journalistin aus, der oder die sich mit Themen befasst, die Mohamed Maïga am Herzen lagen: Menschenrechte, Umwelt, Bildung und das Recht auf Information.

Zu der Preisverleihung werden unter anderem Michel Martin, Emmy-prämierter Journalist und Moderator beim amerikanischen Radiosender NPR sowie Aïssa Maïga, eine bekannte französische Schauspielerin und Tochter des malischen Journalisten Mohamed Maïga erwartet.

Nominiert in der Kategorie „Mut“

Wael al-Dahdouh (Palästinensische Gebiete)
Wael al-Dahdouh
, Leiter des Gaza-Büros von al-Dschasira (Al Jazeera), ist ein erfahrener palästinensischer Journalist. Auch nachdem seine Frau, ein Enkel und drei seiner Kinder – eines von ihnen ebenfalls Journalist bei al-Dschasira – durch israelische Angriffe im Gazastreifen getötet wurden, berichtete er weiter. Al-Dahdouh wurde im Dezember 2023 durch einen israelischen Drohnenangriff verletzt, bei dem sein Kameramann Samer Abu Daqqa getötet wurde. Er selbst konnte am 16. Januar nach Katar ausreisen, um dort medizinisch behandelt zu werden.

Carmen Joukhadar (Libanon)
Carmen Joukhadar
, Libanon-Korrespondentin von al-Dschasira und renommierte Journalistin, wurde am 13. Oktober 2023 bei einem gezielten israelischen Luftangriff verletzt; der Reuters-Journalist Issam Abdallah wurde bei diesem Angriff getötet. Joukhadar kehrte als eine der ersten Medienschaffenden nach dem Angriff in den Südlibanon zurück und setzte ihre Berichterstattung über den Krieg an der libanesisch-israelischen Grenze fort. Sie setzt sich für den Schutz von Medienschaffenden ein, insbesondere von Kriegsberichterstattern.

Ruan Xiaohuan („Program Think“, China)
Ruan Xiaohuan, besser bekannt unter dem Pseudonym „Program Think“, berichtete jahrelang in seinem Blog über Korruption und Fehlverhalten der Kader der Kommunistischen Partei Chinas. Ruan startete seinen Blog 2009, um Tipps zur digitalen Sicherheit und zur Umgehung der Internetzensur zu geben. Später übersetzte er ausländische Nachrichtenartikel und produzierte eigene investigative und politische Inhalte, obwohl die Kommunistische Partei gegen unabhängige Stimmen vorgeht. Da er sich der Gefahr bewusst war, verbarg er seine Arbeit vor seinen Angehörigen und verwischte seine digitalen Spuren – bis zu seinem Verschwinden im Mai 2021. Im Februar 2023 verurteilte ihn ein Gericht zu sieben Jahren Haft, weil er angeblich zur Untergrabung der Staatsgewalt angestiftet haben soll. Nach Angaben seiner Frau hat sich sein Gesundheitszustand seit seiner Haft erheblich verschlechtert.

Die Medienschaffenden von Iran International, BBC Persian und anderen Exilmedien (Iran)
Seit September 2022 sind iranische Exiljournalistinnen und -journalisten zunehmendem Druck und Angriffen durch die iranische Regierung ausgesetzt. Iran International und BBC Persian, beide mit Sitz in London, werden vom Regime als Feinde diffamiert. Ihre Reporterinnen und Reporter erhalten Morddrohungen. Im März wurde ein Journalist von Iran International, Pouria Zeraati, vor seinem Haus in London niedergestochen. Neben digitaler Gewalt, einschließlich Vergewaltigungs- und Todesdrohungen, Hackerangriffen und Verleumdungskampagnen, werden auch die Familien der Betroffenen im Iran häufig von den Behörden ins Visier genommen und stellvertretend für sie schikaniert.

Gustavo Gorriti (Peru)
Gustavo Gorriti
, Gründer der investigativen Nachrichtenseite IDL-Reporteros, ist einer der bekanntesten Journalisten Lateinamerikas. Seine Arbeit hat strafrechtliche Ermittlungen ausgelöst und zum Sturz von Präsidenten beigetragen. Gorriti ist regelmäßig Opfer von Verleumdungskampagnen und Angriffen auf seine Redaktion. Er ist auch Ziel von Gerichtsverfahren, in denen er trotz Einschüchterung für den Schutz seiner Quellen kämpft. Die beeindruckende Karriere des 76-Jährigen war geprägt von Morddrohungen von Drogenhändlern und seiner Entführung durch Agenten des militärischen Geheimdienstes in den 1990er Jahren.

Nominiert in der Kategorie „Wirkung“

Motaz Azaiza (Palästinensische Gebiete)
Motaz Azaiza
ist das Gesicht einer neuen Generation von palästinensischen Journalistinnen und Journalisten mit großer Reichweite in den sozialen Medien. Über seinen Instagram-Account konnten fast 18 Millionen Menschen die tägliche Realität des Krieges in Gaza verfolgen. Vor dem 7. Oktober 2023 war er freiberuflicher Fotograf und Übersetzer und ist einer von vielen jungen Palästinensern, die durch den Krieg zu Medienschaffenden wurden. Ähnliches gilt für seine Reporterkolleginnen Plestia Alaqad und Bisan Owda. Azaiza verlor Mitte Oktober 2023 bei einem Luftangriff 15 seiner Verwandten. Nachdem er unter großer Gefahr und häufigen Morddrohungen 108 Tage lang über die israelische Offensive in Gaza berichtet hatte, konnte er am 23. Januar 2024 nach Katar ausreisen.

Floriane Irangabiye (Burundi)
Floriane Irangabiye
, Journalistin bei Radio Igicaniro, wurde im August 2022 vom burundischen Geheimdienst SNR verhaftet, der direkt dem Präsidenten der Republik untersteht. Am 3. Januar 2023 wurde sie wegen „Gefährdung der inneren Sicherheit des Landes“ verurteilt. Grundlage waren unklare Vorwürfe zu ihren von Ruanda aus gesendeten Radiobeiträgen, in denen sie kritisch über die burundischen Behörden berichtete und Tabuthemen ansprach. Am 14. August 2024, nach fast zwei Jahren Haft, wurde Floriane Irangabiye vom burundischen Präsidenten begnadigt.

Huy Duc (Vietnam)
Vor seiner Festnahme am 1. Juni 2024 war Huy Duc einer der einflussreichsten unabhängigen Journalisten Vietnams. Durch seine politischen Analysen, die er auf Blogs und in sozialen Medien veröffentlichte, verschaffte er der vietnamesischen Öffentlichkeit Zugang zu Informationen, die sonst vom Regime in Hanoi zensiert werden. Seinem Facebook-Konto etwa folgten mehr als 350.000 Personen. Kurz vor seiner Festnahme und der Anklage wegen „Missbrauchs der demokratischen Freiheiten“ hatte er auf Facebook mehrere Artikel über politische Unruhen in Vietnam veröffentlicht. Der 1962 geborene Journalist hatte davor zudem für verschiedene vietnamesische Zeitungen gearbeitet, in denen er den Machtmissbrauch vieler Beamter anprangerte, bevor er 2009 wegen seines kritischen Tons entlassen wurde. Danach schrieb er in Online-Artikeln über vietnamesische Politik und veröffentlichte 2012 das Buch „The Winning Side“ über die jüngste politische Geschichte des Landes.

Nataliya Gumenyuk (Ukraine)
Nataliya Gumenyuk
ist eine bekannte ukrainische Journalistin und Geschäftsführerin des Public Interest Journalism Lab (PIJL). Sie ist außerdem Mitgründerin von The Reckoning Project: Ukraine Testifies, einer Nichtregierungsorganisation, die Kriegsverbrechen dokumentiert und Medienschaffende schult, um Zeugenaussagen für Gerichtsverhandlungen zu sammeln. Das Reckoning Project veröffentlichte eine der ersten Untersuchungen zur Deportation ukrainischer Kinder durch Russland, woraufhin der Internationale Strafgerichtshof im März 2023 Haftbefehle gegen Präsident Wladimir Putin und die russische Kinderrechtsbeauftragte Maria Lwowa-Belowa erließ.

Sota.Vision (Russland)
Sota.Vision ist eines der letzten unabhängigen Medien in Russland, dessen junge Journalistinnen und Journalisten weiterhin über Proteste, Prozesse und Repressionen berichten, insbesondere per Video. Der Telegram-Kanal des Mediums ist zu einer wichtigen Nachrichtenquelle für viele Exilorganisationen und Medien geworden. Die Medienschaffenden von Sota.Vision werden häufig schikaniert, die Mitarbeitenden Antonina Krawzowa (bekannt als Faworskaja) und Artjom Kriger befinden sich derzeit in Untersuchungshaft. Antonina Faworskaja berichtete über die Prozesse gegen den Oppositionellen Alexej Nawalny, der am 16. Februar 2024 in Haft starb. Im Mai 2024 wurden zwei Medienschaffende von Sota.Vision wegen Verstoßes gegen das Gesetz über „ausländische Agenten“ zu einer Geldstrafe verurteilt.

Nominiert in der Kategorie „Unabhängigkeit“

Stanis Bujakera Tshiamala (Demokratische Republik Kongo)
Stanis Bujakera Tshiamala
, Korrespondent von Jeune Afrique in der Demokratischen Republik Kongo, wurde im September 2023 verhaftet und beschuldigt, ein gefälschtes Dokument des Geheimdienstes erstellt und verbreitet zu haben. Nach sechs Monaten willkürlicher Inhaftierung, sieben abgelehnten Anträgen auf Entlassung aus der Haft und einer Verurteilung, mit der Tshiamala zur Preisgabe seiner Quelle gezwungen werden sollte, wurde er am 19. März 2024 freigelassen. Am Tag nach seiner Entlassung versicherte Tshiamala, dass er seinen Kampf für einen „furchtlosen unabhängigen Journalismus“ fortsetzen wird und forderte die kongolesischen Medienschaffenden auf, „keinem Druck nachzugeben“.

Hong Kong Free Press (HKFP, Hongkong)
HKFP ist ein gemeinnütziges, unabhängiges und preisgekröntes Online-Medium. Gegründet wurde die englischsprachige Redaktion 2015 von Journalistinnen und Journalisten, die über den Rückgang der Pressefreiheit in der ehemaligen britischen Kolonie besorgt waren. Trotz des Inkrafttretens eines drakonischen Sicherheitsgesetzes und der Schließung zahlreicher Medien berichtet HKFP weiter über Menschenrechte und Gerichtsprozesse gegen Regierungskritiker – Tabuthemen in den Augen Pekings. Die Hongkonger Behörden schikanieren die Mitarbeitenden regelmäßig: Sie wurden verfolgt, an der Teilnahme von Veranstaltungen gehindert, und der Zugang zur Website ist seit 2015 in Festlandchina gesperrt.

Ravish Kumar (Indien)
Ravish Kumar
verkörpert den Widerstand der indischen Medien gegen politischen Druck. In scharfsinnigen Artikeln beleuchtet er Themen, die weniger Aufmerksamkeit bekommen, und beeinflusst damit auch die öffentliche Meinung und Politik. Kumar arbeitete für NDTV.  Der Fernsehsender war von einem Premierminister Narendra Modi nahestehenden Geschäftsmann übernommen worden. Doch der Journalist wurde aus der Redaktion gedrängt und Opfer von Verleumdungskampagnen. Heute informiert er die Öffentlichkeit über seinen YouTube-Kanal mit 11 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten.

Alsu Kurmasheva (Russland/USA)
Alsu Kurmasheva
wurde im Oktober 2023 von den russischen Behörden festgenommen. Der Vorwurf: die russisch-amerikanische Journalistin des tatarisch-baschkirischen Dienstes von Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/ RL) habe sich nicht als „ausländische Agentin“ registriert. Kurmasheva wurde wegen angeblicher Verbreitung von Fake-Nachrichten über die Armee zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Grundlage dafür war das Buch „Saying No To War: 40 Stories of Russians Who Oppose the Russian Invasion of Ukraine“, an dem sie mitgearbeitet hatte. Das Buch bündelt Interviews mit Menschen aus dem Wolgagebiet, die gegen den russischen Krieg gegen die Ukraine protestiert hatten. Die Journalistin wurde im Rahmen eines groß angelegten Gefangenenaustauschs zwischen Russland und dem Westen zusammen mit dem US-Journalisten Evan Gershkovich am 1. August 2024 freigelassen.

Anora Sarkorowa (Tadschikistan)
Die Journalistin Anora Sarkorowa ist auf die Berichterstattung über Menschenrechtsverletzungen spezialisiert. Im europäischen Exil berichtete sie über die gewaltsame Unterdrückung des Aufstandes der ethnischen Gruppe der Pamiris in der tadschikischen Autonomieregion Gorno-Badachschan im Mai 2022 sowie über die Verletzung der Rechte tadschikischer Staatsangehöriger in Russland nach dem Terroranschlag auf das Veranstaltungszentrum Crocus City Hall nahe Moskau im März 2024. Die tadschikischen Behörden ermitteln gegen die frühere Mitarbeiterin des russischen Dienstes der BBC wegen Extremismusvorwürfen. Außerdem steht sie auf einer Liste gesuchter Journalistinnen und Journalisten des russischen Innenministeriums.

Nominiert für afrikanischen Investigativjournalismus, „Mohamed-Maïga-Preis“

David Dembélé (Mali)
David Dembélé
, Vorstandsvorsitzender der Norbert Zongo Cell for Investigative Journalism in West Africa (CENOZO), arbeitete als Journalist für mehrere malische Medien, darunter Journal du Mali und 26 Mars, und verfasste Beiträge für Le Monde Afrique. Er ist Mitglied des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) und trug zu Recherchen wie The Fatal Extraction Project, den Panama Papers, SwissLeaks, West Africa Leaks und den Pandora Papers bei. Als Datenjournalist ist er außerdem Gründungsmitglied des Malischen Netzwerks für Investigativjournalisten (RMJI). Für seine jüngste Recherche, die er unter Pseudonym veröffentlichte, erhielt er Morddrohungen.

Mariam Ouédraogo (Burkina Faso)
Mariam Ouédraogo
ist Journalistin bei der staatlichen Tageszeitung Sidwaya und recherchiert zu sexueller Gewalt im Zusammenhang mit Terrorismus. Für ihre Arbeit erhielt sie internationale Anerkennung und wurde im Oktober 2022 mit dem renommierten Bayeux-Preis für Kriegsberichterstattende ausgezeichnet. Ouédraogos Arbeit beleuchtet das Leiden und die Geschichten von gefährdeten Menschen. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf Frauen, Kindern und anderen schutzbedürftigen Gruppen.

Stephen Nartey (Ghana)
Der unter dem Pseudonym Kwetey Nartey arbeitende ghanaische Investigativjournalist infiltrierte Rebellengruppen und deckte ein Menschenhandelssyndikat sowie Korruptionsfälle auf, die zum Rücktritt hochrangiger Regierungsbeamter führten. In seiner jahrzehntelangen Karriere als Journalist untersuchte er Ungerechtigkeit und Machtmissbrauch in der ghanaischen Gesellschaft, Korruption in hohen Positionen und Machtmissbrauch.

Noël Konan (Elfenbeinküste)
Der Journalist Noël Konan ist redaktioneller Leiter der investigativen Website www.letau.net und Mitglied des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) sowie der Norbert Zongo Cell for Investigative Journalism in West Africa (CENOZO). Zusammen mit dem ICIJ war er an den Pandora Papers und den West Africa Leaks beteiligt. Er wurde mehrfach von den Behörden bedroht und im Juli 2022 zu Unrecht für 24 Stunden in Polizeigewahrsam genommen. Im März 2024 wurde er während einer Recherche von einem Agenten einer Spezialeinheit gegen Bandenkriminalität bedroht, der mutmaßlich selbst schwer kriminell war.

Bakare Majeed (Nigeria)
Bakare Majeed, ein erfahrener Journalist der Premium Times, ist insbesondere für seine Recherchen über große Korruptionsskandale in der Nationalversammlung bekannt, die erhebliche politische Auswirkungen hatten. Seine Berichterstattung über einen Ausschuss des Repräsentantenhauses im Jahr 2023 führte zu dessen Suspendierung und zu einer Untersuchung der führenden nigerianischen Antikorruptionsbehörde ICPC gegen alle an dem Skandal beteiligten Parteien. In den vergangenen sieben Jahren hat Bakare Majeed mit seinen gründlichen Analysen und Berichten den öffentlichen Diskurs über Nigerias Wirtschaft, Politik und Regierungsführung stark beeinflusst.

Nominiert für den „Lucas Dolega-SAIF“-Fotopreis

Laurence Geai, für „Les enfants perdus du Califat“ („Die verlorenen Kinder des Kalifats“), Frankreich
Die Auflösung des Islamischen Staates im März 2019 führte zur Inhaftierung tausender Kämpfer und zur Unterbringung ihrer Familien in syrischen Lagern wie Al Hol und Roj, wo zehntausende, darunter viele Kinder, festgehalten werden – im Lager Roj sind es noch etwa 120 französische Kinder. Laurence Geai, die ihre Karriere 2014 begann, dokumentierte diese Kinder in ihrer Serie „Les enfants perdus du Califat“.

Diego Ibarra Sanchez, für „The Hidden War“ („Der verborgene Krieg“), Spanien
Die anhaltende Feindseligkeit zwischen Israel und der Hisbollah hat zu einem gefährlichen grenzüberschreitenden Feuerwechsel geführt, von dem viele Gemeinden entlang der libanesischen Grenze betroffen sind. Die Arbeit von Diego Ibarra Sanchez konzentriert sich in erster Linie auf tiefgründige visuelle Erzählungen. Für Sanchez muss die Fotografie mehr als nur ein Fenster zum Weltgeschehen sein; sie muss Fragen und Reflexion hervorrufen.

Antoni Lallican, für „Un été dans le Donbass“ („Ein Sommer im Donbass“), Frankreich
Nach dem Scheitern der ukrainischen Gegenoffensive im Jahr 2023 sind die Truppen des Kremls im russisch besetzten Donbass wieder zum Angriff übergegangen. Spätesten seit dem Fall der ukrainischen Stadt Awdijiwka im vergangenen Februar rücken die Russen weiter in Richtung Westen vor. Davon erzählt Antoni Lallican in „Ein Sommer im Donbass“. Lallican, der in Paris lebt, setzt sich in seiner Arbeit intensiv mit sozialen und politischen Themen auseinander. Als leidenschaftlicher Dokumentarfotograf, der 2018 während der Gelbwesten-Proteste in Frankreich zum Fotojournalismus wechselte, lenkt er seinen Blick auf die menschlichen und gesellschaftlichen Folgen von Konflikten.

Sergej Ponomarjow, für „West Bank“ („Westjordanland“), Russland
Seit dem 7. Oktober 2023 ist die Aufmerksamkeit der Welt auf den Gazastreifen gerichtet: eine humanitäre Krise mit Tausenden Toten, fast zwei Millionen Vertriebenen und Dutzenden israelischen Geiseln, die noch immer in der Gewalt der Hamas sind. Doch auch das Westjordanland erlebt einige seiner dunkelsten Tage, wie Sergej Ponomarjow zeigt. Ponomarjow ist ein russischer Fotojournalist mit über 15 Jahren Erfahrung in der Berichterstattung über Krieg und Konflikte, Sport und Politik.

Gael Turine, für „Les Ravages de la Tranq“ („Die Verwüstungen von Tranq Dope“), Belgien
In den letzten sechsunddreißig Monaten ist in den Vereinigten Staaten alle fünf Minuten ein Mensch an einer Überdosis gestorben. Diese Opioid-Epidemie wurde durch einen neuen Drogencocktail namens Tranq Dope verschärft, der etwa fünfzigmal stärker und süchtig machender als Heroin ist. Das Kensington-Viertel in Philadelphia, in dem „Die Verwüstungen von Tranq Dope“ spielt, ist das Epizentrum für den Verkauf und Konsum von Rauschgift an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Gael Turine setzte sich künstlerisch mit dieser Krise auseinander. Turine selbst lebt in Brüssel, doch seine Arbeiten werden in verschiedenen internationalen Medien veröffentlicht.

Die diesjährige Jury besteht aus führenden Journalistinnen, Fotojournalisten und Pressefreiheitsaktivistinnen aus aller Welt: Rana Ayyub, indische Journalistin und Kolumnistin der Washington Post; Raphaëlle Bacqué, führende französische Reporterin für Le Monde; Mazen Darwish, syrischer Anwalt und Präsident des Syrischen Zentrums für Medien und Meinungsfreiheit; Zaina Erhaim, syrische Journalistin und Kommunikationsberaterin; Erick Kabendera, tansanischer Enthüllungsreporter; Hamid Mir, pakistanischer Nachrichtenredakteur, Kolumnist und Autor; Frederik Obermaier, deutscher Investigativjournalist, Paper Trail Media; Mikhail Zygar, russischer Journalist und Gründungs-Chefredakteur von Doschd, Russlands bekanntestem unabhängigen TV-Nachrichtensender; Patrick Chauvel, renommierter Kriegsreporter aus Frankreich; und Karine Pierre, Gewinnerin des Lucas Dolega SAIF Photo Prize 2023. Sadibou Marong, Leiter des Subsahara-Afrika-Desks von RSF, ist ebenfalls Teil der Jury, um die neue Kategorie für afrikanischen Investigativjournalismus, den Mohamed-Maïga-Preis vorzustellen und zu unterstützen. Vorsitzender der Jury ist der Präsident von RSF, Pierre Haski, ein französischer Reporter und Kolumnist.

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