Palästinensische Gebiete 06.11.2024

RSF verurteilt israelische Nachrichtenblockade

Die Beerdigungszeremonie von zwei palästinensischen Medienschaffenden, die bei ihrer Arbeit getötet wurden. © picture alliance/ Anadolu | Ali Jadallah

Nur noch wenige Medienschaffende berichten über die israelische Offensive im Norden des Gazastreifens. Sie arbeiten unter schwierigsten Bedingungen. Reporter ohne Grenzen (RSF) verurteilt die von der israelischen Armee verhängte De-facto-Informationssperre für Gaza.

„Aus dem Norden des Gazastreifens dringen immer weniger Informationen heraus, und gerade deshalb wird Journalismus immer wichtiger“, sagte RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. „Die israelischen Streitkräfte verhindern zunehmend Bilder und Stimmen von der Realität des Krieges und von den Auswirkungen auf die Bevölkerung. Eine solche Informationsblockade können wir nicht tolerieren.“

RSF kritisiert, dass durch dieses israelische Vorgehen auch die Arbeit der Justiz behindert wird. Denn diese stützt sich zum Teil auf die Zeugenaussagen ziviler Opfer, die von Medienschaffenden aufgezeichnet wurden. RSF wird weiterhin Verstöße aller Kriegsparteien dokumentieren, um sie vor internationale Gerichte zu bringen. Beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag hat die Organisation bereits vier Strafanzeigen eingereicht, um Kriegsverbrechen der israelischen Armee wie auch der Hamas untersuchen zu lassen.

Lebensgefahr, Stromausfälle, knappe Ressourcen

RSF steht mit mehreren Journalisten in Nord-Gaza in Kontakt. Einer von ihnen, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte, sagt: „Ich bekomme Angst, sobald ich anfange zu filmen.“ Der Journalist hatte zu Beginn des Krieges einen Telegram-Kanal eingerichtet. Dort veröffentlichte er Videos unter anderem aus Beit Lahiya, wo bei einem israelischen Luftangriff am 30. Oktober 93 Menschen getötet wurden. Der Journalist ist einer der letzten erfahrenen Medienschaffenden in Nord-Gaza. Seit Anfang Oktober versucht die israelische Armee, die Bevölkerung – einschließlich der Medienschaffenden – aus dem Gebiet zu vertreiben. Der Journalist bleibt: Er wolle „die Geschichten der Menschen dort erzählen, damit die Welt diesen Krieg beendet und das Leben wieder zur Normalität zurückkehrt.“

Südlich der von der israelischen Armee gezogenen Grenze berichten Medien aus der Ferne über die Belagerung und ihre humanitären Folgen. „Es gibt nur sehr wenige erfahrene Journalisten im Norden, die übrigen veröffentlichen nur in den sozialen Medien“, sagt Khader al-Zaanoun. Als Korrespondent für mehrere lokale und internationale Medien – darunter die palästinensische Nachrichtenagentur WAFA, die saudischen TV-Kanäle Al Arabiya und Al Hadath, CNN und die BBC – bleibt al-Zaanoun in Gaza-Stadt, direkt südlich des blockierten Gebiets. Im November 2023 beschädigte in Gaza-Stadt eine israelische Rakete das Gebäude, in dem sich das AFP-Büro befand.

Al-Zaanoun bewegt sich derzeit nur noch zu Fuß durch die Stadt – weil Benzin so knapp ist, sind die Preise in die Höhe geschossen. Um über den Norden berichten zu können, bezieht er Informationen von Rettungsdiensten, Zivilschutzgruppen, Krankenhauspersonal und anderen zivilen Quellen.

Der katarische Sender al-Dschasira (Al Jazeera) hat seine Mitarbeitenden angewiesen, nicht in nördlich von Gaza-Stadt gelegene Gebiete zu reisen. Der Sender fürchtet um die Sicherheit seiner Journalistinnen und Reporter. Seit Beginn des Krieges wurden vier Mitarbeitende des Senders getötet. Zwei Mitarbeitendes des Senders, Ali al-Attar und Fadi Alwahidi, befinden sich immer noch in kritischem Zustand. Um zu überleben, müssten sie sofort evakuiert werden. Vor einigen Wochen beschuldigte zudem die israelische Armee sechs palästinensische al-Dschasira-Journalisten des Terrorismus – für das Militär wären sie damit legitime Ziele.

Seit dem 7. Oktober 2023 wurden nach Informationen von Reporter ohne Grenzen in Gaza über 140 Medienschaffende durch Angriffe der israelischen Armee getötet. Mindestens 34 wurden bei der Arbeit getötet.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit stehen die Palästinensischen Gebiete auf Rang 157 von 180. Israel steht auf Rang 101.



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