Press Freedom Awards 2023
29.11.2023
RSF würdigt mutige Journalisten
Die Press Freedom Awards von Reporter ohne Grenzen (RSF) gehen in diesem Jahr an den kolumbianischen Investigativjournalisten Juan Pablo Barrientos, den ägyptischen Blogger Mohamed Oxygen, den guatemaltekischen Verleger Jose Rubén Zamora und die französische Fotografin Karine Pierre. Die Preise wurden zum 31. Mal verliehen und am Dienstag (28.11.) in Brüssel übergeben. Zwei der Journalisten konnten den Preis nicht persönlich entgegennehmen, weil sie wegen ihrer Arbeit im Gefängnis sitzen.
Mit den RSF Press Freedom Awards werden seit mehr als drei Jahrzehnten Medienschaffende und Medien ausgezeichnet, die mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Verteidigung oder Förderung der Pressefreiheit in der ganzen Welt geleistet haben. Nominiert waren acht Journalistinnen, zehn Journalisten, zwei Medien und eine Journalistenvereinigung aus insgesamt 18 Ländern.
Juan Pablo Barrientos hat den Preis für Wirkung gewonnen, weil er trotz Schikanen und Zensur Korruption in Politik und Behörden aufgedeckt hat. Mohamed Oxygen erhält den Preis für Mut für seine Berichterstattung über Proteste in Ägypten, obwohl ihm bewusst war, dass er dafür ins Gefängnis kommen konnte. Der Blogger ist seit 2019 in Haft. Jose Rubén Zamora bekommt den Preis für Unabhängigkeit, weil er trotz juristischer Schikanen über politische Korruption berichtet hat. Der Gründer und Herausgeber der Zeitung elPeriódico sitzt seit Juli 2022 im Gefängnis. Neben den drei etablierten Preiskategorien „Mut“, „Wirkung“ und „Unabhängigkeit“ gibt es in diesem Jahr eine neue Kategorie: den „Lucas Dolega-SAIF“-Fotopreis. RSF würdigte Preisträgerin Karine Pierre für ihre Reportage „Take me home!“ über zwei Aufnahmezentren für hunderte von verstoßenen Frauen und Kindern in Pakistan.
An der Preisverleihung in Brüssel nahm unter anderem Friedensnobelpreisträgerin und Vorsitzende des Center for Civil Liberties, Oleksandra Matwijtschuk, teil. Ebenfalls anwesend war EU-Kommissionsvizepräsidentin Vera Jourova. Die diesjährige Preisjury besteht aus prominenten Journalisten und Pressefreiheitsaktivistinnen aus aller Welt. Jury-Vorsitzender ist RSF-Präsident Pierre Haski, ein französischer Reporter und Kolumnist.
Preis für Mut: Mohamed Oxygen (Ägypten)
Mohamed Radwan ist bekannt unter dem Pseudonym Mohamed Oxygen, das auf seinen Blog Egypt’s Oxygen zurückgeht. Anfang 2019 wurde er nach Verbüßung einer fünfjährigen Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen, aber unter Beobachtung gestellt und erhielt ein Berufsverbot. Doch als im September desselben Jahres Proteste ausbrachen, berichtete er trotzdem. Er wurde wieder verhaftet und wegen „Veröffentlichung von Falschnachrichten“ zu weiteren fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Heute steht der Name Mohamed Oxygen in Ägypten als Synonym für mutigen Journalismus.
Preis für Wirkung: Juan Pablo Barrientos (Kolumbien)
Dank der Arbeit des Journalisten Juan Pablo Barrientos erfuhr Kolumbien im vergangenen Jahr die Identität von 26 katholischen Priestern, denen Sexualverbrechen vorgeworfen wurden. Der Autor des Buches „Dejad que los Niños Vengan a Mí“ („Lasset die Kinder zu mir kommen“) wurde wegen seiner Recherchen zu diesem Thema, aber auch zu Korruption in Politik und Behörden sieben Jahre lang immer wieder strafrechtlich verfolgt, eingeschüchtert und Zensurversuchen ausgesetzt. Seine Berichterstattung hat wesentlich dazu beigetragen, Kriminelle zu identifizieren und gegen Straflosigkeit in Kolumbien vorzugehen. Im vergangenen Jahr war Barrientos Stipendiat den Berliner Stipendienprogramms zur Stärkung von Journalist*innen im digitalen Raum.
„Ich freue mich außerordentlich, dass Juan Pablo Barrientos mit dem diesjährigen Press Freedom Award in der Kategorie Wirkung ausgezeichnet wurde“, sagte Tilman Clauß, RSF-Projektleiter des Programms. „Juan Pablo ist nicht nur ein herausragender Investigativjournalist, der mit einer großen Leidenschaft seiner Arbeit nachgeht und in Kolumbien durch seine Recherchen schon viele Missstände aufgedeckt hat. Er ist auch ein unglaublich freundlicher und zuvorkommender Mensch. Es war eine große Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten.“
Preis für Unabhängigkeit: Jose Rubén Zamora (Guatemala)
Als Gründer und Herausgeber der Zeitung elPeriódico, die zwei Jahrzehnte lang politische Korruption in Guatemala aufdeckte, war José Rubén Zamora in den vergangenen Jahren zunehmend Drohungen und Schikanen durch die Justiz ausgesetzt. Im Juli 2022 wurde er wegen eines fingierten Geldwäschevorwurfs festgenommen und verbrachte fast ein Jahr in Untersuchungshaft, bevor er im Juni 2023 zu sechs Jahren Haft verurteilt wurde. Seine Zeitung musste im Mai 2023 schließen. Zamoras Verurteilung wurde am 13. Oktober aufgehoben. Er bleibt jedoch in Haft, bis ein neuer Prozess stattfindet.
„Lucas Dolega-SAIF“-Fotopreis: Karine Pierre (Frankreich)
Karine Pierre begann ihre Karriere als Fotografin während der Terroranschläge in Paris im November 2015. Seit Ende 2017 ist sie Teil der französischen Fotoagentur Hans Lucas. Sie berichtete aus der libyschen Hauptstadt Tripolis und arbeitet zwei Jahre in Beirut. Pierre arbeitete mit Zeitungen wie Le Monde und der Washington Post zusammen. In Pakistan dokumentierte sie für die Reportage „Take me home!“ Gewalt gegen Frauen, die in zwei Aufnahmezentren in den Städten Karatschi und Multan leben. Sie sind Opfer jahrelanger Misshandlungen und wurden von ihren Ehemännern und Familien verstoßen. Die meisten von ihnen werden den Rest ihres Lebens in den Aufnahmezentren verbringen müssen.
Unter den insgesamt 21 Nominierten waren Journalistinnen, Fotografen, Medien und Journalistenvereinigungen aus aller Welt. Sie recherchieren unter anderem in Russland, dem Iran, Hongkong, Togo und Griechenland und setzen sich dort für die Pressefreiheit ein.
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