Press Freedom Awards 2024 04.12.2024

RSF würdigt mutige Journalisten

Die Press Freedom Awards 2024 von Reporter ohne Grenzen wurden am 3. Dezember in Washington D.C. verliehen. © RSF
Die Press Freedom Awards 2024 von Reporter ohne Grenzen wurden am 3. Dezember in Washington D.C. verliehen. © RSF

Die Press Freedom Awards von Reporter ohne Grenzen (RSF) gehen in diesem Jahr an den palästinensischen Journalisten Wael al-Dahdouh, die ukrainische Journalistin und Mitbegründerin der NGO The Reckoning Project Nataliya Gumenyuk, den indischen YouTuber Ravish Kumar, den belgischen Fotojournalisten Gael Turine und die burkinische Reporterin Mariam Ouédraogo. Die Preise wurden zum 32. Mal verliehen und am Dienstag, 3. Dezember 2024, im National Museum of Women in the Arts in Washington D.C. übergeben.

Mit den RSF Press Freedom Awards werden seit mehr als drei Jahrzehnten Medienschaffende und Medien ausgezeichnet, die mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Verteidigung oder Förderung der Pressefreiheit in der ganzen Welt geleistet haben. Nominiert waren in diesem Jahr 18 Reporterinnen und Reporter, zwei Medienunternehmen und fünf Fotografinnen und Fotografen aus 22 Ländern, darunter Russland, Libanon, Vietnam, Peru und Ghana.

Neben den drei etablierten Preiskategorien „Mut“, „Wirkung“ und „Unabhängigkeit“ sowie dem im letzten Jahr eingeführten „Lucas Dolega-SAIF“-Fotopreis wurde 2024 erstmals der Mohamed-Maïga-Preis für afrikanischen Investigativjournalismus verliehen. Die Auszeichnung ehrt Mohamed Maïga, einen Investigativjournalisten aus Mali, und seinen Kampf für soziale Gerechtigkeit in Afrika, den er bis zu seinem Tod im Jahr 1984 mit seiner journalistischen Arbeit führte.

Neben seiner Tochter Aïssa Maïga, einer bekannten französischen Schauspielerin, nahmen unter anderem Michel Martin, Emmy-prämierter Journalist und Moderator beim amerikanischen Radiosender NPR, an der Preisverleihung teil. Zeremonienmeisterin war die Journalistin Lulu Garcia-Navarro, Co-Moderatorin des Podcasts „The Interview“ des New York Times Magazine und Mitarbeiterin des Senders CNN. Die diesjährige Preisjury bestand aus prominenten Journalisten und Pressefreiheitsaktivistinnen aus aller Welt. Jury-Vorsitzender ist RSF-Präsident Pierre Haski, ein französischer Reporter und Kolumnist.

Preis für Mut: Wael al-Dahdouh (Palästinensische Gebiete)

Wael al-Dahdouh, Leiter des Gaza-Büros von al-Dschasira (Al Jazeera), ist ein erfahrener palästinensischer Journalist. Auch nachdem seine Frau, ein Enkel und drei seiner Kinder – eines von ihnen ebenfalls Journalist bei al-Dschasira – durch israelische Angriffe im Gazastreifen getötet wurden, berichtete er weiter. Al-Dahdouh wurde im Dezember 2023 durch einen israelischen Drohnenangriff verletzt, bei dem sein Kameramann Samer Abu Daqqa getötet wurde. Er selbst konnte am 16. Januar nach Katar ausreisen, um dort medizinisch behandelt zu werden.

Preis für Wirkung: Nataliya Gumenyuk (Ukraine)

Nataliya Gumenyuk ist eine bekannte ukrainische Journalistin und Geschäftsführerin des Public Interest Journalism Lab (PIJL). Sie ist außerdem Mitgründerin von The Reckoning Project: Ukraine Testifies, einer Nichtregierungsorganisation, die Kriegsverbrechen dokumentiert und Medienschaffende schult, um Zeugenaussagen für Gerichtsverhandlungen zu sammeln. Das Reckoning Project veröffentlichte eine der ersten Untersuchungen zur Deportation ukrainischer Kinder durch Russland, woraufhin der Internationale Strafgerichtshof im März 2023 Haftbefehle gegen Präsident Wladimir Putin und die russische Kinderrechtsbeauftragte Maria Lwowa-Belowa erließ.

Preis für Unabhängigkeit: Ravish Kumar (Indien)

Ravish Kumar verkörpert den Widerstand der indischen Medien gegen politischen Druck. In scharfsinnigen Artikeln beleuchtet er Themen, die weniger Aufmerksamkeit bekommen, und beeinflusst damit auch die öffentliche Meinung und Politik. Kumar arbeitete für NDTV.  Der Fernsehsender war von einem Premierminister Narendra Modi nahestehenden Geschäftsmann übernommen worden. Doch der Journalist wurde aus der Redaktion gedrängt und Opfer von Verleumdungskampagnen. Heute informiert er die Öffentlichkeit über seinen YouTube-Kanal mit 11 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten.

„Lucas Dolega-SAIF“-Fotopreis: Gael Turine (Belgien)

Gael Turine erhielt den Preis für sein Projekt „Les Ravages de la Tranq“ („Die Verwüstungen von Tranq Dope“): In den letzten 36 Monaten ist in den Vereinigten Staaten alle fünf Minuten ein Mensch an einer Überdosis gestorben. Diese Opioid-Epidemie wurde durch einen neuen Drogencocktail namens Tranq Dope verschärft, der etwa 50-mal stärker und süchtig machender als Heroin ist. Das Kensington-Viertel in Philadelphia, in dem „Die Verwüstungen von Tranq Dope“ spielt, ist das Epizentrum für den Verkauf und Konsum von Rauschgift an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Gael Turine setzte sich künstlerisch mit dieser Krise auseinander. Turine selbst lebt in Brüssel, doch seine Arbeiten werden in verschiedenen internationalen Medien veröffentlicht. 

„Mohamed-Maïga-Preis“ für afrikanischen Investigativjournalismus: Mariam Ouédraogo (Burkina Faso)

Mariam Ouédraogo ist Journalistin bei der staatlichen Tageszeitung Sidwaya und recherchiert zu sexueller Gewalt im Zusammenhang mit Terrorismus. Für ihre Arbeit erhielt sie internationale Anerkennung und wurde im Oktober 2022 mit dem renommierten Bayeux-Preis für Kriegsberichterstattende ausgezeichnet. Ouédraogos Arbeit beleuchtet das Leiden und die Geschichten von gefährdeten Menschen. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf Frauen, Kindern und anderen schutzbedürftigen Gruppen.

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