Russland / Deutschland 18.10.2024

Spionage: Solidarität mit Zeitschrift Osteuropa

Die Zeitschrift Osteuropa wurde Opfer einer russischen Cyberattacke.
Russische Hacker haben Autoren und Autorinnen der Zeitschrift Osteuropa ausspioniert. © picture alliance / dpa | Matthias Balk

Mehr als drei Jahre konnten sie sämtliche Mails mitlesen und gezielt Interna abgreifen: Im Dezember 2020 drangen mutmaßlich russische Hacker in das Mailsystem der Deutschen Gesellschaft für Osteuropakunde (DGO) ein. Der Angriff wurde erst im Sommer 2024 vom Verfassungsschutz entdeckt. Die Cyberspione griffen auch die Korrespondenz mit sämtlichen russischen Autorinnen und Autoren der Zeitschrift Osteuropa ab, welche die DGO herausgibt. RSF protestiert gegen diesen empörenden Angriff auf die Pressefreiheit.

„Wir verurteilen Russlands Angriff auf die DGO und ihre Zeitschrift Osteuropa auf das Schärfste“, sagt RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. „Unsere Solidarität gilt den russischen Autorinnen und Autoren, welche durch die Ausspähaktion gefährdet werden und die nun aus Angst vor Verfolgung auf Artikel in der Zeitschrift verzichten.“

Zwölf Jahre Haft für einen Artikel

Für die betroffenen Autoren und Autorinnen gewinnt die Cyberattacke in Kombination mit einem weiteren Schritt Moskaus besondere Brisanz: Erst im Juli 2024 hatte Russlands Oberstes Gericht die DGO als bisher einzige deutsche Organisation als „extremistisch“ eingestuft. Die Folge: Der Fachverband – und damit auch die Zeitschrift Osteuropa – gelten nach russischem Recht als kriminelle Vereinigung. Autorinnen und Autoren, die Artikel in Osteuropa publizieren oder auf andere Weise mit ihr zusammenarbeiten, drohen Haftstrafen von einer Dauer bis zu zwölf Jahren.

Einige verzichten angesichts der drohenden Verfolgung auf Veröffentlichungen in der Zeitschrift. Selbst manche im Exil lebende Medienschaffende sehen von Publikationen ab, um weiter nach Russland einreisen zu können und dort verbliebene Angehörige nicht zu gefährden. Moskaus Ausspähaktion erschwert somit den journalistischen und wissenschaftlichen Austausch zwischen Russland und Deutschland erheblich.

Hinter dem Cyberangriff stecken Profis

Der Angriff wurde nach Angaben der DGO „hochprofessionell und technisch äußerst versiert durchgeführt“. Mittlerweile konnte die Sicherheitslücke jedoch in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) geschlossen werden.

Die Zeitschrift Osteuropa erscheint einmal im Monat und analysiert Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Osteuropa. Seit Russlands Überfall der Ukraine im Februar 2022 erlebte die renommierte Fachzeitschrift einen großen Bedeutungszuwachs.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht Russland auf Platz 162 von 180. 

Hirweis: Wir haben diese Meldung am 22. Oktober 2024 aktualisiert.



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