Israel / Libanon 29.10.2024

Tödlicher Angriff muss untersucht werden

Auf dem Bild ist ein weitgehend zerstörtes Auto zu sehen, auf dessen Motorhaube groß "PRESS" gedruckt steht.
Die Auswirkungen des tödlichen israelischen Luftangriffs, Foto vom Morgen des 25. Oktober 2024. © picture alliance / ASSOCIATED PRESS / Mohammad Zaatari

Reporter ohne Grenzen (RSF) fordert eine unabhängige Untersuchung des israelischen Luftangriffs vom vergangenen Freitag. In den frühen Morgenstunden des 25. Oktober waren bei dem Angriff auf ein von Medien genutztes Gästehaus im Dorf Hasbaya im Süden des Libanons mehrere Journalisten getötet und verletzt worden. RSF verurteilt den Angriff auf die Presse als mögliches Kriegsverbrechen.

Ghassan Nadschar, Kameramann des libanesischen Senders Al-Mayadeen, und sein Kollege, der Sendetechniker Mohammed Reda, wurden im Schlaf getötet. Zwei Tage zuvor hatte das israelische Militär das Al-Mayadeen-Büro in Dahieh, einem südlichen Vorort von Beirut, bombardiert. Ein Kameramann des internationalen Nachrichtensenders Al-Dschasira (Al-Jazeera), Ali Murtada, befindet sich noch im Krankenhaus. Ebenfalls getötet wurde Wissam Qasim, der als Kameramann für den Fernsehsender Al-Manar tätig ist. Der Sender fungiert als Sprachrohr der Hisbollah, hat wiederholt zu Gewalt gegen Israel aufgerufen und ist in Deutschland seit 2008 verboten. Nach Überzeugung von RSF ist dies jedoch keine Rechtfertigung dafür, Journalisten gezielt anzugreifen und zu töten.

18 Mitarbeitende lokaler und internationaler Medien hatten die Nacht in dem Gästehaus verbracht. Eigentlich eine Ferienanlage, dient sie laut Aussagen des libanesischen Informationsministers Ziad Makary seit Anfang Oktober als Basis für mehrere Fernsehsender. Unter den 18 Personen waren Mitarbeitende des privaten libanesischen Senders MTV, des emiratischen Nachrichtensenders Sky News Arabia, der katarischen Sender Al-Dschasira und Al-Araby, der ägyptischen Fernsehsender Al-Qahira News und Al-Ghad TV sowie des türkischen internationalen Senders TRT World.

„Dieser Angriff ist ein Skandal und ein mögliches Kriegsverbrechen. Die israelische Armee muss gewusst haben, dass sich in der Anlage Medienschaffende aufhalten“, sagte RSF-Geschäftsführerin Anja Osterhaus. „Um eine internationale Untersuchung zu ermöglichen, fordern wir die libanesische Regierung auf, die Zuständigkeit des Internationalen Strafgerichtshofs baldmöglichst anzuerkennen. Wir appellieren außerdem erneut an die israelischen Streitkräfte, die Angriffe auf Medienschaffende in der ganzen Konfliktregion unverzüglich einzustellen.“

Vor mehr als einem Jahr, am 13. Oktober 2023, wurde der Reuters-Reporter Issam Abdallah durch einen mutmaßlich gezielten Angriff der israelischen Armee auf eine Gruppe von Medienschaffenden getötet. Wenige Wochen später, am 21. November 2023, wurden bei einem israelischen Angriff auch zwei Reporter von Al-Mayadeen, Farah Omar und Rabih Maamari, getötet.

Seit dem 23. September 2024 bombardieren die israelischen Streitkräfte mutmaßliche Ziele der Hisbollah im Libanon. Journalistinnen und Reporter sind unter den Hauptleidtragenden, denn die Konfliktparteien brechen wiederholt das Völkerrecht, während der libanesische Staat seinen Verpflichtungen zum Schutz der Medien unzureichend nachkommt.

Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht der Libanon auf Rang 140 von 180, Israel auf Rang 101.

Hinweis: Wir haben diesen Text nach Erstveröffentlichung am 30.10. inhaltlich überarbeitet.



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